News Ticker

Artgerechte Hühnerhaltung im eigenen Garten

©: Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e. V.
©: Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e. V.

Gackernde Hühner, die gemütlich ihr Gehege durchstreifen, vor sich hin scharren und ab und zu ein Ei legen: Viele Tierfreunde spielen mit dem Gedanken, Hühner zu halten. Doch damit der heimische Garten zum Hühnerparadies werden kann, gilt es, sowohl einige wichtige Punkte für das Hühnerglück, als auch Rechtsvorschriften zu beachten.

Huhn ist nicht gleich Huhn

Allein im Deutschen Rassegeflügelstandard sind aktuell über 180 Nutz- und Zierrassen aufgeführt. Sie alle unterscheiden sich zum Beispiel in Aussehen und Größe, Legeleistung und Verhalten. So gibt es etwa Hühnerrassen, die viele oder wenig Eier legen oder solche, die besonders friedlich sind und zutraulich werden. Vor der Anschaffung von Hühnern sollten sich interessierte Tierfreunde daher genau informieren, welche Rassen sich gut für ihren Garten und ihre Wünsche eignen. Grundsätzlich können unterschiedliche Rassen auch miteinander vergesellschaftet werden. Dabei sollten angehende Halter darauf achten, dass sie sich in ihrer Größe, ihrem Gewicht und ihrem Verhalten nicht zu stark unterscheiden.

Der Hahn im Korb?

Hühner werden im Schnitt fünf bis neun Jahre alt. Die sozialen Tiere sollten mindestens paarweise, besser in Gruppen von vier bis fünf Tieren gehalten werden. Gut geeignet sind reine Hennengruppen, die untereinander eine Rang- oder auch Hackordnung festlegen. Grundsätzlich kommt auch eine gemischtgeschlechtliche Gruppe infrage. Hierbei sollten auf jeden Hahn mindestens vier, besser mehr Hennen kommen. Bei den meisten Rassen kann nur ein Hahn pro Gruppe gehalten werden, da die Hähne untereinander sehr aggressiv sind. Die Hähne spielen eine wichtige Rolle im Sozialgefüge einer Hühnergruppe. Sie führen und beschützen „ihre“ Hennen und sind gleichzeitig Schlichter, wenn die Streitigkeiten zwischen den Hennen zu groß werden. Allerdings können Hähne auch Menschen, insbesondere Kindern, gegenüber aggressiv werden, einzelne Hennen bedrängen oder durch ihr Krähen die Nachbarn verärgern. Daher sollten sich angehende Hühnerhalter gut überlegen, ob eine reine Hennen- oder eine gemischtgeschlechtliche Gruppe besser für ihren Garten geeignet ist.

Grundlagen für eine tiergerechte Hühnerhaltung

Tierfreunde sollten ihren Hühnern Rückzugsmöglichkeiten sowie mehrere Futterplätze zur Verfügung stellen. Zudem brauchen Hühner einen Stall – feststehend oder mobil – in den sie sich bei Gefahr, zur Eiablage und zum Schlafen zurückziehen können. Für vier bis fünf Hühner sollte er mindestens zwei Quadratmeter groß sein. Zur Einrichtung gehören Schlafstangen, die je nach Flugfähigkeit der Rasse in unterschiedlichen Höhen angebracht werden. Zudem sollten Hühnerhalter sicherstellen, dass immer Legenester, Futter und Wasser zur Verfügung stehen. In sehr kalten Wintern ist eine zusätzliche Wärmequelle wie etwa eine Rotlichtlampe hilfreich. Der Stall sollte einfach zu reinigen und der Stallboden mit einer Einstreu (z. B. Hanfeinstreu) bedeckt sein.

Für ein tiergerechtes Leben mit genug Raum zum Scharren benötigen Hühner möglichst viel Auslauf. Es empfiehlt sich eine Freilauffläche von ca. 30 Quadratmetern pro Tier. So halten sich auch Schäden an der Vegetation, die durch intensives Scharren entstehen können, in Grenzen. Alternativ eignet sich ein fest umzäuntes Gehege mit Freilauf. Dieses sollte mindestens fünf bis zehn Quadratmeter Fläche pro Tier und geeignete Strukturelemente wie beispielsweise Büsche bieten. Für die Gefiederpflege und zum Schutz vor Ektoparasiten sind Sand- und Staubbäder äußerst wichtig. Dafür können Hühnerhalter in einer großen Schale oder einer Ecke des Geheges eine trockene Sandfläche vorbereiten. Häufig scharren sich Hühner aber auch selber geeignete Stellen frei.  

Ernährung und Pflege von Hühnern

Hühner nehmen als Allesfresser fast jede verfügbare Nahrung auf, z. B. Pflanzen, Insekten und Würmer. Zusätzlich sollten ihre Halter ihnen ein spezielles Hühnerfutter sowie stets frisches Wasser anbieten. Da Hühnerfutter auch für Ratten und Mäuse attraktiv sein kann, sollte man darauf achten, dass Futterreste immer entfernt werden und die Fütterung möglichst nur im Stall erfolgt. Futter- und Wasserschalen sollten täglich, der Stall und die Schlafstangen mindestens einmal in der Woche gereinigt werden. Dabei sollten Hühnerhalter insbesondere auf einen Befall mit Vogelmilben achten. Die Tiere selbst sollten täglich auf ihren Gesundheitszustand überprüft werden (z. B. Verhalten, verschmutztes Gefieder). Bei Hinweisen auf Störungen sollte frühzeitig ein Tierarzt hinzugezogen werden. Da viele Hühner sehr aufmerksam und lernbegierig sind, bietet sich auch ein regelmäßiges Training mit den Tieren an.

… und lege jeden Tag ein Ei

Wie viele Eier Hühner pro Jahr legen, hängt zum größten Teil von der Rasse, aber auch von der Ernährung und den Umweltbedingungen ab. Die durchschnittliche Legeleistung liegt bei den meisten Rassen bei 140 bis 160 Eiern im Jahr. Es gibt allerdings auch Rassen, die nur ein oder zwei Eier pro Woche legen. Sogenannte Legehybriden hingegen, die speziell zu diesem Zweck gezüchtet worden sind, bringen es auf über 300 Eier pro Jahr. Auch das Alter der Tiere hat einen entscheidenden Einfluss auf die Legeleistung: Nach dem ersten Lebensjahr sinkt diese erfahrungsgemäß deutlich.

Darf jeder Hühner halten?

Bevor Tierfreunde damit beginnen, ihren Garten zum Hühnerparadies umzugestalten, sollten sie sich im Zweifelsfall bei den zuständigen Behörden erkundigen, ob sie in ihrem Garten Hühner halten oder einen Stall bauen dürfen. Auch sollten sie im Vorfeld ihre Nachbarn informieren, um unnötige Konflikte zu vermeiden. Wertvolle Ratschläge können beispielsweise lokale Kleintierzuchtvereine oder der spezialisierte Zoofachhandel bieten. Hier finden zukünftige Hühnerhalter auch Fachliteratur, Futter und Zubehör. Für jede Hühnerhaltung, unabhängig von der Anzahl der Tiere, sind zudem die tierseuchenrechtlichen Bestimmungen einzuhalten. Hierunter fallen die Meldepflicht beim zuständigen Veterinäramt und der Tierseuchenkasse (Tierseuchenfonds) sowie die regelmäßige Impfung gegen die Newcastle Krankheit. Zudem müssen Hühnerhalter die klassischen Symptome der Geflügelpest oder Vogelgrippe kennen und bei Verdacht unverzüglich das zuständige Veterinäramt informieren. Sind alle Rahmenbedingungen geklärt, steht einer glücklichen Hühnerschar im heimischen Garten nichts mehr entgegen. IVH/BNA