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375 Jahre Westfälischer Frieden: LWL stellt Veranstaltungsreihe vor

Foto: pixabay.de

Münster. Kulturevents, Geschichte und Diskurs – so lässt sich die Veranstaltungsreihe umreißen, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zusammen mit der LWL-Kulturstiftung anlässlich des 375. Jubiläums des Westfälischen Friedens initiiert. In Westfalen-Lippe widmen sich 20 Veranstaltungen unter anderem in Münster, Hamm, Tecklenburg und Bocholt sowie sechs Vermittlungsangebote dem historischen Friedensschluss.

„Auch abseits der damaligen Verhandlungsorte Münster und Osnabrück setzt unser Programm Friedens-Akzente mit Bezügen zur lokalen Geschichte wie in Minden oder internationalen Perspektiven wie in Unna“, erläutert der Direktor des LWL und Vorstandsvorsitzender der LWL-Kulturstiftung, Dr. Georg Lunemann. „Das Spannungsfeld erstreckt sich zwischen Events, die den Frieden mit Kulturangeboten würdigen, und Foren, die Fragen nach Konfliktlösungen mit Blick auf aktuelle politische Situationen diskutieren“, so Lunemann weiter.

An der Veranstaltungsreihe, die insbesondere im Spätsommer und Herbst des Jahres stattfindet, beteiligen sich acht Einrichtungen des LWL ebenso wie fünf Kulturmacher:innen aus der Region.

„Viele der Kulturdienste, Ämter und Museen des LWL bieten dauerhaft Dokumente, Kunstwerke, Archivalien und informative Medien zum Westfälischen Frieden. In diesem Jahr wollen wir deshalb gemeinsam mit weiteren Akteur:innen der Region durch neue Angebote aktuellen Debatten und zeitgemäßen Kulturformaten Raum geben“, so Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung.

Zur Umsetzung des Programms hat die LWL-Kulturstiftung insgesamt 150.000 Euro für elf Projekte bereitgestellt (alle Aktivitäten auf der Internetseite https://www.lwl-kulturstiftung.de).

Aktionstage mit Picknick in Tecklenburg und Tag des offenen Denkmals
Mit einem großen „Kulturpicknick an der Friedensroute“ am Haus Marck in Tecklenburg am 18. Juni feiern die Regionen Münsterland, Westfalen, die Stadt Osnabrück und das Osnabrücker Land das Jubiläum – und zugleich die Münsterländer Picknicktage und den Schlösser- und Burgentag. Münsterland e.V. (Stiftung Kunst und Kultur Münsterland), Greven, lädt dazu ein, bei Musik, Theater und Performances von regionalen Künstler:innen am idyllischen Wasserschloss zu picknicken.

Zur bundesweiten Eröffnung zum Tag des offenen Denkmals (10.9.) laden die Stadt Münster und die LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen in die Friedensstadt ein: An diesem Tag öffnet der LWL zahlreiche Türen zu Denkmälern der Region und informiert in Schaubaustellen sowie Führungen über die Arbeit in der Denkmalpflege. Zur offiziellen Eröffnung am Lambertikirchplatz bietet ein Infostand einen Überblick über die Aktivitäten in Westfalen-Lippe.

Literatur als Spiegel der Gesellschaft und Forum für politischen Diskurs
In der dialogischen Lesung „‚O konfuse, verschrobene Welt‘ – der Westfälische Frieden im Spiegel der Literatur“ werfen Literaturwissenschaftler Walter Gödden und Schauspieler Carsten Bender die Frage auf: Unterschied sich das Endzeitdenken anno 1648 wirklich so sehr von heutigen Sinnkrisen? Die LWL-Literaturkommission für Westfalen lädt dazu gemeinsam mit der Produktionsfirma „GLOSTER“ nach Witten (21.5.), Unna (7.9.), Detmold (19.9.) und Bocholt (21.9.) ein.

Das Westfälische Literaturbüro in Unna und der irakstämmige Schriftsteller Najem Wali lassen in Münster (21.9.), Höxter (24.9.) und anlässlich der Buchmesse auch in Frankfurt am Main (22.10.) die Autoren Jordi Puntí (Barcelona) und José Ovejero (Madrid) unter dem Titel „Westfälische Friedensgespräche. Internationale Literatur als Konfliktlösungsstrategie und politischer Impulsgeber“ zu Wort kommen. Puntí und Ovejero erstellen Texte mit ihren Visionen zum Konflikt zwischen der spanischen Region Katalonien und der Zentralregierung in Madrid, die sie öffentlich diskutieren.

Rückblicke, Analysen und Impulse in Vorträgen und Diskussionsforen
Bereits im März dieses Jahres fragte der Westfalen e.V., Münster, bei einem Diskussionsabend in Paderborn nach Lerneffekten aus den vergangenen 375 Jahren. Die Veranstaltungsreihe „375 Jahre Westfälischer Friede – Botschaften für heute“ setzt sich im August mit einem Konzert der festival:philharmonie westfalen in Lengerich (4.8.) und einem Symposium mit 375 Gästen aus Westfalen in Hamm (20.8.) fort.

Drei Vorträge im LWL-Preußenmuseum in Minden verdeutlichen die weitreichenden Veränderungen des Friedensschlusses von 1648 für Minden und das Umland. Philipp Koch (Mindener Museum), Historikerin Karin Feuerstein-Praßer (Köln) und Dr. Stefan Brüdermann (Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Bückeburg) beleuchten im Oktober unter dem Titel „Blaupause Westfälischer Frieden“ die Folgen und Bedeutung der Herrschaft des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Bistum Minden, die er im Zuge des Westfälischen Friedens übernahm.

„Den Frieden gewinnen von 1648 bis heute: Historische Perspektiven auf den Westfälischen Frieden und unsere Gegenwart“ – zu diesem Symposium lädt das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte in Kooperation mit der Stadt Münster und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster im Oktober (16.10.) ins LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster ein. Darin soll das „Frieden Machen“ und seine Geschichte und Gegenwart in zwei Panels und einer Podiumsdiskussion kritisch beleuchtet werden.

Musik als Botschafterin für Menschlichkeit
Die in Münster seit fast 50 Jahren verankerte Konzertreihe des Sinfonieorchesters Münster „Erbdrostenhofkonzerte“ widmet den diesjährigen Eröffnungsabend (16.10.) dem Westfälischen Frieden: Yuliya Poleshchuk (Sopran), Chen-Han Lin (Countertenor), Felix Zimmermann (Cello) und Lisa Schäfer (Cembalo) beleuchten ganz unterschiedliche musikalische Umsetzungen des Themas Frieden – unter anderem von Michael Jakobi, Johann Hildebrand, Georg Friedrich Händel, Alessandro Scarlatti, William Byrd und Louis Couperin.

Unter dem Titel „HUMANITY“ präsentieren die mehrfach ausgezeichnete Cellistin Simone Drescher und eines der besten Kammerorchester Europas, das „Sinfonietta Riga“, unter der Leitung von JānÄ«s Liēpiņš Werke von Bach, Vasks, Sibelius, Kilar und Mansurian aus Deutschland, Lettland, Finnland, Polen und Armenien. Damit eröffnet die Gesellschaft zur Förderung Westfälischer Kulturarbeit e.V. am 20. Oktober in der Apostelkirche Münster gleichzeitig die diesjährige Konzertreihe „Chapeau Classique“.

Schauspielerin Natalia Wörner und Harald Schwaiger, Intendant des Dalheimer Sommers, lesen zeitgenössische und aktuelle Texte unter dem Titel „Frieden und Krieg 1648 – 2023“ im LWL-Landesmuseum für Klosterkultur, Stiftung Kloster Dalheim in Lichtenau (Kreis Paderborn). Begleitet vom Saxophonquartett „MultiColore“, das musikalisch auf Frieden und Krieg zwischen 1648 und heute blickt, sucht der literarisch-musikalische Abend (21.10.) nach Parallelen zwischen der Zeit vor 375 Jahren und der Gegenwart.

Digitale Wissensvermittlung in Unterricht und Kultur
Ein Medienpaket für schulische und außerschulische Kontexte erstellt das LWL-Medienzentrum für Westfalen: Der Animationsfilm „PAX WESTPHALICA“, der am Tag des Friedensschlusses (24.10.) veröffentlicht wird, erzählt die historischen Ereignisse, um die historische Relevanz des Westfälischen Friedens zeitgemäß zu verdeutlichen. Um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen, erweitert der sechsminütige Kurzfilm dann den youtube-Kanal „Westfalen im Film“, mit dem das LWL-Medienzentrum Medien im Internet frei zugänglich bereitstellt. Ebenfalls im Oktober (26.10.) ist dann auch der Dokumentarfilm „Der Westfälische Frieden“ (2017) dort zu finden. Das im Spätsommer dieses Jahres startende Portal „EDU_Westfalen“ zielt ebenso darauf ab, historisch gut recherchierte und zeitgemäß vermittelte Inhalte anzubieten, in diesem Fall speziell für Lehrer:innen. Zu Beginn halten Lernpakete über „Religiöse, politische, gesellschaftliche und ökonomische Ursachen und Folgen des Dreißigjährigen Kriegs“ und „Westfälischer Frieden“ Lernmaterialien für den Geschichtsunterricht bereit.

Im Herbst (27.-29.10.) ruft das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster, alle an digitalen Spielen und historischen Kontexten Interessierten zum Mitmachen auf: Der digitale Spieltisch „Westfälischer Friede“, der seit der Neueröffnung 2014 den gleichnamigen Sammlungsschwerpunkt des Museums ergänzt, soll zusammen mit Fachleuten aus dem Gaming-Bereich und Jugendlichen, Informatiklehrer:innen, Historiker:innen und Interessierten weiterentwickelt werden. Die Ergebnisse werden professionell dokumentiert, analysiert und gemeinsam mit einem Gremium aus Bürger:innen und Expert:innen für eine Realisierung weiterverfolgt. Mit einer digitalen Ausstellung in der sogenannten „Sammlung Online“ sollen im Herbst eine Vielzahl von Werken, die den Friedensschluss thematisieren, sowie Ergebnisse der an das LWL-Museum angegliederten Forschungsstelle Westfälischer Frieden präsentiert werden.

Um in kleineren Museen Westfalen-Lippes historische Konflikte und damit verbundene Friedensprozesse anhand der jeweiligen Museumssammlung lokal zu verorten, entwickelt das LWL-Museumsamt für Westfalen ein gleichzeitig universelles und auf ortsspezifische Besonderheiten anpassbares Vermittlungsprogramm. „Friedensgeschichten“ richtet sich an Kinder der Klasse 4 und Jugendliche ab Klasse 7 sowie an Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten. Es wird im Herbst als Pilot an zwei Museen eingeführt. Danach soll es allen Museen der Region dauerhaft zur Verfügung stehen.

Weitere Informationen zu der Veranstaltungsreihe auf der Internetseite der LWL-Kulturstiftung: http://www.lwl-kulturstiftung.de