Am 05.12.2020 ist internationaler Tag des Ehrenamtes: Zwei Familienpaten aus dem Kreis Warendorf berichten von ihrem ehrenamtlichen Einsatz!
Im Rahmen der „PATENzeit“ vermittelt der SkF im Kreis Warendorf seit nunmehr zehn Jahren ehrenamtliche Paten in Familien mit Kindern. Um der großen Nachfrage gerecht zu werden, wurde 2020 gemeinsam mit dem Kreis Warendorf ein weiteres Patenprogramm ins Leben gerufen: „Mit Paten ins Leben starten“, dass sich speziell an Familien mit Säuglingen im ersten Lebensjahr richtet.
Ahlen, den 27.11.2020. Um Interessierten tiefere Einblicke in die konkrete Tätigkeit zu geben, lässt der SkF e. V. im Kreis Warendorf zwei ehrenamtliche Familienpaten passend zum Tag des Ehrenamtes am 05.12. zu Wort kommen und im Rahmen eines Interviews von ihrem Einsatz als Familienpaten berichten.
Seit wann sind Sie Familienpate? Warum wollten Sie sich ehrenamtlich engagieren und warum genau haben Sie sich für das Programm „PATENzeit“ entschieden?
Gabriele Mefus, 59, aus Enningerloh: Seit 2012. Ich wollte gerne etwas mit Kindern machen und bin durch einen Artikel im Pfarrbrief auf die Patenzeit aufmerksam geworden. Meine berufliche Erfahrung als Erzieherin kommt mir dabei natürlich in vielen Bereichen zu Gute. Sowohl im Umgang mit den Kindern als auch in den Gesprächen mit den Eltern. Ich kann in der „PATENzeit“ aus dem Vollen schöpfen, was Kreativität angeht.
Norbert Alberternst, 61, aus Oelde: Ich bin noch ganz frisch dabei, gerade am Anfang meiner „PATENzeit“. Bei mir stellte sich die Frage jetzt am Ende meiner Berufstätigkeit: Wie gestaltest du deinen Alltag weiter? Ich habe in jungen Jahren Jugendarbeit gemacht und z. B. Ferienlager als Gruppenleiter mitgestaltet. Im Laufe des Berufslebens fehlte dann einfach die Zeit für solche Dinge. Mir war aber klar, wenn ich aufhöre zu arbeiten, dass ich dieses Mehr an Zeit sinnvoll in irgendeiner Form für die Gemeinschaft nutzen möchte.
Wie gestalten Sie denn die gemeinsame Zeit mit den Kindern?
Gabriele Mefus: Das ist ganz unterschiedlich. So unterschiedlich wie jeder Mensch und jedes Kind ist, begleite ich sie manchmal beim Spielen oder wir machen Ausflüge, ich lese ihnen vor oder wir basteln – je nach Alter der Kinder. Es kommt einfach ganz auf das Kind an, ich versuche da sehr individuell drauf einzugehen.
Norbert Alberternst: Wir fahren mit dem Fahrrad, gehen auf den Spielplatz und spielen im Garten Fußball.
Wie viele Familien haben Sie bislang begleitet? Und fällt Ihnen ein besonderes Ereignis mit „Ihren“ Familien ein?
Gabriele Mefus: Ich habe eine Familie über viele Jahre begleitet, das waren, glaube ich, sechs Jahre; zurzeit bin ich in zwei Familien. Besonders gut ist mir ein Tag mit den drei Kindern einer Familie in Erinnerung geblieben, an dem ich mit ihnen in den Zoo gefahren bin. Die Kinder waren total begeistert von den Tieren.
Norbert Alberternst: Bislang habe ich eine Familie betreut. Für mich war es einfach toll, die Unbefangenheit des Jungen zu erleben – beim Sport, beim Fahrradfahren – und dass innerhalb von kurzer Zeit eine Vertrautheit entsteht, wo ich einfach sagen muss: Das ist schön. Schließlich müssen die Familien auch die Paten gut kennenlernen und diesen vertrauen.
Ich glaube auch, Ehrenamt ist keine Einbahnstraße. Den Familien bringt es Entlastung, dem Kind wird Aufmerksamkeit geschenkt und Zeit gewidmet; aber auch den Paten, die dieses Lachen und diese Unbeschwertheit von den Kindern zurückbekommen, tut es unendlich gut.
Was gefällt Ihnen noch besonders gut an der Patenzeit?
Gabriele Mefus: Mir gefällt die Vielfältigkeit. Ich kann mich noch an meine erste Familie erinnern. Mich hat damals besonders beeindruckt, als die Kinder das erste Mal mit mir allein blieben in ihrem Kinderzimmer. Ich habe nachher die Mutter gefragt, was sie denn in der Zeit gemacht hat. Sie war selig und glücklich, dass sie in der Zeit alleine bügeln konnte! Da habe ich mich gewundert, aber gedacht: Toll, mit kleinen Dingen kann man die Eltern glücklich machen.
Norbert Alberternst: Mir gefällt besonders gut, mit Kindern gemeinsam Zeit zu verbringen. Mit dem Gefühl, eine Familie an einem bestimmten Punkt zu entlasten. Besonders, weil es wie in dem Fall der Familie, die ich momentan betreue, vor Ort keine Verwandtschaft gibt, die mal einspringen kann, wenn es eng wird. Da ist ein Pate dann schon sehr hilfreich – einfach da zu sein und Zeit zu haben. Ich glaube, dass dieses „Zeit haben“ ganz wichtig ist, weil heutzutage Berufstätigkeit oftmals im Vordergrund steht, und Kinder einfach Zeit und Aufmerksamkeit brauchen.
Wo wir gerade über Zeit sprechen: Wie viel Zeit wenden Sie für Ihr ehrenamtliches Engagement auf?
Gabriele Mefus: In der Woche sind es bei mir 6 bis 7 Stunden. Nicht, dass ich in der Zeit nur bei den Kindern bin, ich schau auch öfter mal nach Büchern oder bastele etwas. Mit den Kindern zusammen bin ich zweimal die Woche.
Norbert Alberternst: Bei mir sind es 5 bis 6 Stunden in der Woche. Ich bin zweimal pro Woche in der Familie und hole den Jungen vom Kindergarten ab. Angefangen hat es mit einem Termin in der Woche. Zu Beginn einer Patenschaft finde ich es auch wichtig, sich wirklich Zeit zu nehmen, damit man schneller reinkommt in den Kontakt mit der Familie.
Was würden Sie jemandem raten, der sich ehrenamtlich engagieren möchte?
Gabriele Mefus: Bezogen auf die „PATENzeit“ würde ich Interessierten raten, sich Zeit zu lassen, besonders am Anfang. Man sollte genau gucken, was man selbst leisten kann. Manche Dinge würde ich nicht mit den Kindern machen, aber andere Dinge gehen durchaus. Man sollte bei sich selbst bleiben und die eigenen Grenzen beachten. Und man muss offenbleiben. So vielfältig, wie Menschen sind, sind Kinder und Familien auch.
Norbert Alberternst: Ich glaube das Wichtigste ist es, für sich selber zu wissen: Was bereitet mir Freude? Woran habe ich Spaß? Was tut mir gut? Als zweites würde ich empfehlen, sich beraten zu lassen und nicht für sich allein zu entscheiden. Als Ehrenamtlicher muss man auf jeden Fall dazu bereit sein, sich auf neue Gegebenheiten einzustellen. Das gilt vor allem als Pate: Auf der einen Seite die Nähe zuzulassen und sich auf eine Familie einzulassen, aber im Zweifelsfall auch irgendwann die Familie wieder gehen zu lassen und zu sagen, „Es war eine schöne Zeit mit euch, aber ihr braucht mich jetzt nicht mehr“.
Weitere Informationen:
Im Patenprogramm „Mit Paten ins Leben starten“ begleiten Ehrenamtliche junge Eltern im ersten Lebensjahr des Kindes und helfen dabei, Sicherheit im Alltag mit dem Baby zu gewinnen.
Unter dem Motto „Zeit haben, Zeit schenken“ widmen Ehrenamtliche Familien mit Kindern im Rahmen der „PATENzeit“ einige Stunden in der Woche ihre Zeit und Aufmerksamkeit und sorgen so für Entlastung.
Um als ehrenamtliche Familienpaten tätig zu werden, schulen die Ehrenamtskoordinatorinnen des SkF ehrenamtliche Familienpaten regelmäßig im Rahmen der sogenannten Basisschulungen. Die nächste Schulung findet am 16. und 17. April 2021 im Haus der Familie in Warendorf statt. Sollte dies Corona-bedingt nicht möglich sein, werden die Schulungen online durchgeführt. Ein Quereinstieg unabhängig von den Basisschulungen ist aber auch jederzeit möglich. Die Ehrenamtlichen werden während ihres gesamten Einsatzes eng von den Ehrenamtskoordinatorinnen des SkF betreut. Natürlich immer unter Berücksichtigung der momentan geltenden allgemeinen Hygienemaßnahmen.
Weitere Informationen finden sich auf https://www.skf-online.de/ehrenamt.
Bei Interesse an einem ehrenamtlichen Engagement melden sich Interessierte unter 02382-889960 oder schreiben eine E-Mail an info@skf-online.de.
Der SkF e.V. im Kreis Warendorf ist eine eigenständige und innovative Organisation der Sozialen Arbeit. Als Fachverband ist der SkF seit über 90 Jahren im Bereich der stationären und ambulanten Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, der Schwangerschaftsberatung, der Sexualpädagogik, den Frühen Hilfen und der Ehrenamtskoordination im Kreis Warendorf tätig.
Familienpate Norbert Alberternst
Familienpatin Gabriele Mefus
Sandra Konold für den SkF