Das Duo Kevin Krawietz und Horia Tecau triumphiert in der Doppel-Konkurrenz.
HalleWestfalen. Er spielte das beste Tennis seines Lebens. Er schlug in der zweiten Runde Alexander Zverev (ATP 6), die deutsche Nummer eins. Er gewann im Halbfinale gegen Felix Auger-Aliassime (ATP 21), den Bezwinger von Roger Federer. Und am Ende war er der hochverdiente, der logische, der unwiderstehliche Rasen-König des Jahres 2021 in HalleWestfalen. Genau um 15.56 Uhr reckte Ugo Humbert (ATP 31) am Sonntag den Siegerpokal bei den 28. NOVENTI OPEN in die Höhe, nachdem er auf dem Centre Court den Weltranglisten-Siebten Andrey Rublev (ATP 7) im Finale mit 6:3 und 7:6 (7:4) distanziert hatte.
„Es war eine großartige Woche, eine traumhafte Woche“, sagte der 22-jährige Franzose, der mit seinem bisher wertvollsten Titelgewinn auch ein neues Allzeithoch in der Weltrangliste erklimmen wird. In der am morgigen Montag neu erscheinenden Bestenwertung der ATP-Profis wird Humbert auf Platz 25 aufscheinen. Jener Humbert, der sich als erst zweiter Franzose seit Debütgewinner Henri Leconte stolz in die Siegerliste des ATP 500er-Spitzenevents eintrug. „Ich sage es schon länger: Ugo ist ein Spieler, der vor niemandem Angst zu haben braucht. Er hat fantastische Schläge. Und er setzt seine Klasse auch in Siege um“, sagte Rublev, der seinerseits auch eine starke Turnierwoche hinter sich hatte. Der 23-jährige Moskowiter weist trotz des finalen Scheiterns in HalleWestfalen immer noch die meisten Siege aller Akteure in den letzten anderthalb Tour-Jahren auf.
Vor dem letzten Tennis-Fall für Zwei hatte es doch noch einen halben Heimsieg bei den 28. NOVENTI OPEN gegeben: Der Coburger Kevin Krawietz gewann nämlich zusammen mit seinem rumänischen Partner Horia Tecau das Doppelfinale bei Deutschlands bedeutendstem Herrentennis-Wettbewerb. Das gegenwärtig auf Weltranglisten-Platz 11 eingestufte Duo besiegte den Kanadier Felix Auger-Aliassime und den Polen Hubert Hurkacz (ATP Doppel gemeinsam 61) in einem bis in die Schlussminuten packenden Match mit 7:6 (7:4) und 6:4. Für Krawietz und Tecau war es der erste gemeinsame Pokalerfolg, seit sie sich im Februar zu einer neuen, starken Allianz zusammengefunden hatten. Zuvor standen sie 2021 auch schon in den Finals der ATP 500er-Turniere von Rotterdam und Barcelona.
„Wir verstehen uns wirklich super. Das ist unser bisher wertvollster Sieg. Für mich ist der Triumph bei einem deutschen Wettbewerb natürlich besonders schön“, sagte Krawietz, der an der Seite des Kölners Andreas Mies unter anderem zwei Mal die French Open gewonnen hatte. Beide Doppel lieferten sich ein umkämpftes Spiel auf Augenhöhe, in dem wie so oft aus Rasen nur zwei, drei Ballwechsel über Sieg und Niederlage entschieden. Im ersten Satz musste der Tiebreak entscheiden, und dort gelang Krawietz und Tecau ein Minibreak mehr als dem Duo Auger-Aliassime/Hurkacz bis zum 7:4. Eng ging es auch im zweiten Durchgang zu, in dem das einzige Break im gesamten Match zum 6:4 schließlich den Ausschlag gab – über Spiel, Satz und Turniersieg.
Ein ähnlicher Spielfilm entwickelte sich zwischen Rublev und Humbert. Beide Profis, in der wichtigsten Saisonphase in Topform, ließen kaum Chancen bei ihren Aufschlagspielen zu. Breakmöglichkeiten waren rar und wurden fast immer abgewehrt. Es gab nur eine einzige Ausnahme in der gesamten Partie, und das war der Aufschlagverlust von Rublev zum 3:5 in Satz eins – mit der Konsequenz des 6:3-Satzgewinns für Humbert. In Satz zwei gab sich keiner der beiden Weltklassespieler eine Blöße, es ging in den Tiebreak. Und hier, in der Glückslotterie, zeigte Humbert etwas mehr Nervenstärke und Entschlossenheit. Nach 87 Minuten konnte er schließlich den ersten Matchball sofort zum ersten ATP 500er-Titelgewinn verwandeln. „Mein Tennis ist besser als mein Englisch“, scherzte der Franzose bei der Siegerehrung, ehe er sich mit einem „Dankeschön“ an die deutschen Fans wandte, „für die tolle Unterstützung.“
Turnierdirektor Ralf Weber zeigte sich während der offiziellen Zeremonie von der Klasse des Finals begeistert und dankte dem gesamten NOVENTI OPEN-Team: „Es war alles andere als selbstverständlich, dass dieses Turnier stattfindet. Die Austragung selbst war der größte Erfolg. Das war aber nur mit Hilfe einer großen Gemeinschaftsleistung möglich“, sagte Weber. „Halle hat sich damit eindrucksvoll auf der Turnierbühne zurückgemeldet. Die Matches sind in über 150 Länder weltweit ausgestrahlt worden. Und in Deutschland wurden über 80 Stunden ausgestrahlt, das war ein neuer Rekord.“
Der Vorstandsvorsitzender der NOVENTI Health SE, Dr. Hermann Sommer, sagte bei der Siegerehrung: „Es war beeindruckend, was wir sportlich gesehen haben. Aber ebenso beeindruckend war, wie dieses Turnier die Corona-Herausforderung mit einem starken Hygienekonzept gemeistert hat. Ich danke allen, die dazu beigetragen haben. Wenn wir uns hier 2022 wiedersehen, hoffe ich, dass es in einem vollen Stadion geschieht.“
Finalgast Dietloff von Arnim, der Präsident des Deutschen Tennis Bund, würdigte die Gesamtleistung in HalleWestfalen über die letzten knapp 30 Jahre: „Es ist unglaublich, welch starkes Teilnehmerfeld hier immer wieder zusammengestellt wird. Und wie Tennis hier generell präsentiert wird. Das alles hat eine außerordentliche Qualität und tut unserem Sport in Deutschland gut.“
Ugo Humbert ist der Sieger der 28. NOVENTI OPEN. Als erst zweiter Franzose nach Henri Leconte im Premierenjahr 1993 konnte der 22-Jährige den begehrten Siegerpokal bei Deutschlands bedeutendstem Tennisevent im ostwestfälischen Halle gewinnen. © NOVENTI OPEN/Mathias Schulz (honorarfrei)
Bei der offiziellen Siegerehrung: NOVENTI-Vorstandsvorsitzender Dr. Hermann Sommer, Finalist Andrey Rublev, Sieger Ugo Humbert und Turnierdirektor Ralf Weber (von links). © NOVENTI OPEN/HalleWestfalen (honorarfrei)