„Elf Geschichten sind schon genuuch – sie reichten für ein neues Buch“
Wie man sieht, ist Dichten gar nicht so einfach. Es sei denn, man ist eine Kirchenmaus, genauer: die Warendorfer Kirchenmaus. Von 2010 bis 2020 hat sie, intensivst unterstützt von ihrem geistigen Vater, Kreisdechant Peter Lenfers, dem Volk aufs Maul geschaut und in jedem Jahr zu Karneval die kleine sowie große Politik ins Visier und auf die Schippe genommen.
Was dabei herausgekommen ist, ist nun mit einer ersten Auflage von 500 Exemplaren im Selbstverlag unter dem markanten Titel „Psst! Psst!“, jenen Worten mit dem sie jedes ihrer Gedichte beginnt, erschienen.
„Eine total spannende Idee, die gesamte Kirchenmaus als Buch herauszugeben, weil es die letzten Jahre der Stadtgeschichte sehr fein nachzeichnet“, findet André Auer , der maßgeblich an der Entwicklung des Buchs beteiligt war. Es sei zudem spannend zu sehen, wie vieles man bereits vergessen habe. Allerdings hätten dem Text irgendwie noch Bilder gefehlt. Damit kam der Warendorfer Künstler Manfred Kronenberg ins Spiel. „Wie die Jungfrau zum Kind“, zieht dieser einen, in Anbetracht des Zusammenhangs mit Kirche, sehr amüsanten Vergleich. Kronenberg machte sich ans skizzieren. Die erste Maus gab es ja schon aus der Vorweihnachtszeit, die anderen folgten ihr schon bald, zieren nun die 11 Gedichte und runden damit das Buch beinahe ab.
Endgültig rund wurde es durch das Vorwort des Beelener Dichters Dieter Lohmann und Grußworten von Horst Breuer vom Kulturamt der Stadt, sowie dem Präsidenten der Warendorfer Karnevalsgesellschaft (WaKaGe) Hermann-Josef Schulze-Zumloh.
Letzterer lobte den Sinn der Kirchenmaus bzw. ihres menschlichen Vertreters für den schwarzen Humor – in Bezug auf einen Kirchenmann sicherlich ebenfalls ein skurriles Wortspiel. Dieser lege zwar oft den Finger auf offene Wunden, sei aber dabei nie verletzend. Sicherlich, so Schulze-Zumloh, hätten die Worte des Priesters ein anderes Gewicht als das anderer Büttenredner.
Peter Lenfers schrieb diese Gedichte bereits vor seiner Warendorfer Zeit, erinnert er sich. Das erste sei 1996 in Wesel verfasst worden, woran sich weitere anschlossen. Auch in Recklinghausen habe er weiter gedichtet. Dabei habe er alles im Fokus was ihm, bzw. der irgendwann bei Karstadt erworbenen Kinderspielzeugplüschmaus „vor die Mäusenase kommt“. Bis auf 2021, da habe er sich mit dem in der Kirche vorgetragenen und später in der Tageszeitung gedruckten Gedicht keinen Vorteil gegenüber anderen Büttenrednern gönnen wollen. Er habe aber auch schlichtweg keine Lust gehabt.
2022 ist die Lust wieder da. Nicht nur für das Buch, dessen Idee sich bereits 2020 auftat. Sondern auch für ein neues „Psst, Psst,…“ Gedicht, das im nun vorgestellten Buch allerdings keinen Platz finden konnte – denn es war wenige Tage vor Tulpensonntag 2022 noch gar nicht fertig.
Also dürfen sich die Fans der Warendorfer Kirchenmaus in diesem Jahr gleich doppelt freuen. Zum einen auf das neue Gedicht, zum anderen auf das Buch, das zum Preis von 10 Euro in den Buchhandlungen Darpe und Ebbeke sowie in der Touristinformation erhältlich ist. Zudem helfen die Tänzerinnen der WaKaGe beim Verkauf mit und bieten das Buch am Karnevalswochenende auf den Warendorfer Wochenmärkten sowie am Tulpensonntag nach der Messe an.
Das Kirchenmäuse sprichwörtlich als die Ärmsten ihrer Art gelten, wird sich durch das Buch nicht ändern. Denn der Überschuss aus dem Verkauf geht zu gleichen Teilen an die Aktion Kleiner Prinz für die Hilfe im Jemen, sowie an die Pfarreiengemeinschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler, mit der Peter Lenfers seit der Flutkatastrophe im engen Kontakt steht.
Und damit die Kunst von Manfred Kronenberg nicht sprichwörtlich brotlos bleibt, bietet er in seinem Atelier an der Oststraße Drucke der Skizzen, die das Buch bebildern, in limitierter Auflage an.
Die Warendorfer Kirchenmaus und ihre Schöpfer Kreisdechant Peter Lenfers und Manfred Kronenberg (v.li.) (Foto: Rieder)