„Wie kommt es zu so einem Unterrichtsprojekt?“ fragten wir Barbara Niehaus, Lehrerin an der BRS-Warendorf.
Auf dem Lehrplan für meine Klassen 9a und 9b stand: ‚Christen, die die Welt verändert haben….‘ – ich weiß aus Erfahrung, dass diese Thema eher trocken ist, keinen Schüler wirklich begeistert, ein Thema, das auch noch mit Geschichte und Politik zu tun hat, weit weg und lebensfern. ‚Normalerweise‘ gibt es dann die Aufgabe, zu einer dieser Persönlichkeiten (u.a. Joh.Seb.Bach, Adenauer, E. Stein, A. Schweitzer …) ein Plakat zu erstellen oder eine Power-Point-Präsentation zu erarbeiten. Das Vorstellen der Gruppenergebnisse interessiert dann aber auch wieder kaum jemanden in der Klasse.
Also haben wir diesmal gemeinsam einen ganz anderen Weg beschritten: Wir haben den (Museums-)Koffer gepackt und all das hineingelegt, was unseren berühmten Christen ausmacht. Der erste Schritt dazu ist natürlich unabdingbar die Recherche. Der zweite ist dann die Überlegung: ‚Was war ‚meinem‘ Christen besonders wichtig, was hat er der Welt mitgegeben und wodurch?‘ Und im dritten werden Möglichkeiten gesucht, diese Ergebnisse darzustellen in aussagekräftigen Gegenständen, in Gegenständen, die auf den ersten Blick überhaupt scheinbar überhaupt nichts mit der darzustellenden christlichen Person zu tun hat.
Ist das eine oder andere Gepäckstück im Koffer auf den ersten Blick vielleicht nicht selbsterklärend, kann man es herausnehmen und nach Informationen suchen, die sich auf der Rückseite, im Dosendeckel, unter dem Gegenstand befinden. Die Besucher der Ausstellung werden ausdrücklich gebeten, ohne Scheu die Koffer auszupacken!
So hat Mira (Peters) in den Koffer von Bernadette Soubirous eine leere Kekspackung gelegt und möchte damit ausdrücken, dass Bernadette ihren Mitmenschen in Hungersnot geholfen hat.
Maria Montessori bekommt eine Krieger-Spielfigur mit auf den Weg. Auf meine Frage, was die denn im Gepäck von Montessori zu suchen hat, gab Charlotte (Wenning) auch gleich die Antwort: ‚Als Frau musste sie kämpfen und sich für ihre Rechte einsetzen!‘
Ist das eine oder andere Gepäckstück im Koffer auf den ersten Blick vielleicht nicht selbsterklärend, kann man es herausnehmen und nach Informationen suchen, die sich auf der Rückseite, im Dosendeckel, unter dem Gegenstand befinden. Die Besucher der Ausstellung werden ausdrücklich gebeten, ohne Scheu die Koffer auszupacken!
Willi (Witt) und Aaron (Hollmann) haben sich mit dem Bischof von Ketteler auseinandergesetzt. ‚Von Ketteler‘, ein Name, durch Straßennamen irgendwie geläufig, auch Schulen wurden nach ihm benannt, aber wer steckt dahinter? Die Ergebnisse ihrer Spurensuche haben Willi und Aaron eindrucksvoll und anschaulich umgesetzt: Sie haben z.B. einen riesigen Wecker in den Koffer gepackt. ‚Der soll allen Besucher der Ausstellung zeigen, dass Ketteler die Geistlichen und Politiker wachgerüttelt hat, um auf die Not der Arbeiter aufmerksam zu machen!‘ Das (unfreiwillig) in zwei Teile zerborstene Uhrglas dieses Weckers wird als Veranschaulichung der Spaltung der Gesellschaft in ‚Arm und Reich’ genutzt, ein Bischofsring, auf einen Schraubendreher gestreift, symbolisiert die Eigenschaft von Kettelers als ‚Bischof der Arbeiter’. (Fotos 4 + 5 )
Diese eindrucksvollen Ergebnisse nur in der eigenen Klasse vorstellen? Zu schade!
So entstand die Idee, die Schule zu verlassen und in einem öffentlichen Raum auszustellen. Und was lag bei diesem Thema näher, als den Kirchenraum als Ausstellungsort zu nutzen? Wir stießen mit unserer Anfrage bei Herrn Lenfers auf offene Ohren und offene Türen!
Bei der Ausstellungseröffnung gab es einen anregenden Austausch zwischen den Schülern und Besuchern. Die Schüler erwiesen sich als Experten auf ihrem Fachgebiet und konnten sich über viel positives Feedback freuen: ‚Großartig präsentiert‘ – ‚Spannend‘ – ‚Mal ganz was anderes!‘ – ‚Macht richtig Spaß!‘ – ‚Hab heute wieder etwas Neues gelernt, Projektidee ist aufgegangen!‘
Diese für alle neue Erfahrung ermutigt auch mich als Lehrerin der beiden Lerngruppen, immer wieder neue Wege des Lehrens und Lernens zu beschreiten.
Fotos: Monika Stolz, Barbara Niehaus