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Fitness und Wellness für die Osnabrücker Elefanten

Zoo baut Elefantenhaus um und erweitert Beschäftigungsprogramm

Fangopackung, Ganzkörperpeeling, Wassermassage oder Fußpflege – die Osnabrücker Elefanten erwartet bald ein umfangreiches Wellness- und Fitnessprogramm am Schölerberg. Die Neuerungen sollen das Wohlbefinden der Dickhäuter steigern.

„Wir geben unserem bereits funktionell guten Haltungssystem für die Elefanten ein neues Gesicht“, freut sich Prof. Michael Böer, Osnabrücker Zoodirektor. „Wir haben uns die Elefantenhaltung in acht europäischen Zoos angeschaut und die besten Maßnahmen daraus hier umgesetzt. Damit verbessert sich nicht nur die Haltung der bereits hier lebenden drei Elefanten, sondern wir sind auch noch besser für die zwei neuen Weibchen aus Prag vorbereitet, die im Frühjahr zu uns kommen werden.“ Die Umbaumaßnahmen sind bereits in vollem Gange: Zurzeit wird der Betonboden aus der großen Halle herausgeschnitten. Anschließend wird die Elefantenhalle mit einer 50 bis 100 Zentimeter tiefen Sandkiesschicht befüllt. „Sandboden schont bei der Fortbewegung die Gelenke der tonnenschweren Dickhäuter, fördert über Muskelaufbau ihre Kondition und wird nachts von den Elefanten als weiche Unterlage für einen erholsamen Schlaf genutzt, in der sich der Sand durch das Gewicht ergonomisch anpasst“, berichtet der wissenschaftliche Mitarbeiter Andreas Wulftange. „Zudem fördert das spezielle Sand-Kies-Gemisch den Sohlen- und Fußnagelabrieb. Damit müssen wir auch die Fußpflege nicht mehr 14tägig, sondern nur noch in größeren Intervallen durchführen.“ Wulftange führt dafür mit den Elefanten ein sogenanntes Target Training durch. Dabei arbeiten die Pfleger abgetrennt durch ein Gitter nur mithilfe positiver Bestärkung wie Leckerlis zusammen mit den Elefanten und üben Kommandos für medizinisch wichtige Untersuchungen und Behandlungen. So stellen sie zum Beispiel ihren Fuß so ab, dass die Tierpfleger Hornhaut und Nägel abfeilen können.

Regendusche und mobile Futtertonnen

Neben den Bodenarbeiten fallen auch Arbeiten an der Decke an: „Wir installieren Wassersprinkler, sodass die Elefanten einen Dschungelregen mit Osmosewasser genießen können. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass der Sand nicht so sehr staubt und besonders im Winter die empfindliche Elefantenhaut regelmäßig befeuchtet wird“, berichtet Zoodirektor Böer. Außerdem können dank einer Spende von Klaus Hellmann Motoren für Seilwinden an der Decke installiert werden, die per Fernsteuerung und Zeitschaltuhr funktionieren. „Bislang mussten die Mitarbeiter mit einem Hubwagen die Tonnen an der Decke befestigen und dann hingen sie konstant dort. Nun ist die Befüllung einfacher und wir können sie zu unterschiedlichen Zeiten den Elefanten zugänglich machen und damit immer wieder für neue Futteranreize sorgen. So bilden wir die Natur sehr gut ab, denn hier sind die Elefanten fast den ganzen Tag mit Futtersuche beschäftigt“, berichtet Böer.

Fangopackung oder Peeling auf der Außenanlage

Auch auf der Außenanlage wird sich einiges verändern: „Neben dem Wasserbecken entsteht in Kürze auf der einen Seite eine Lehmsuhle, auf der anderen Seite ein Bereich mit schwarzer Erde. Die Tiere können sich sozusagen aussuchen, ob sie lieber eine Fangopackung oder ein Ganzkörperpeeling haben möchten“, schmunzelt der Zoodirektor. Beides sei gut für die Haut und das Wohlbefinden der grauen Riesen. Wenn es doch lieber eine Massage mit Wasserstrahl sein soll, können Tierpfleger im Außenbereich mithilfe eines neu montierten Mehrzweckstrahlrohrs, das sonst häufig bei der Feuerwehr im Einsatz ist, die Tiere abspritzen. Bisher wurden die Elefanten mit Gartenschläuchen abgespritzt, mit dem neuen Schlauch ist aber auch mehr Variation im Wasserdruck möglich. „Diese spezielle Vorrichtung haben wir im Zoo in Rotterdam gesehen. Die Elefanten gehen gerade im Sommer zunächst ungerne baden, weil sie aufgeheizt sind und ihnen das Becken im Wasser so kalt erscheint. Wenn man sie aber zuerst abspritzt, kühlen sie langsam herunter und gehen dann sehr gerne baden“, weiß der langjährige Elefantentierpfleger und Revierleiter Detlef Niebler. Der Wasserschlauch ist so montiert, dass auch Besucher das Duschvergnügen beobachten können. Gut für die Füße ist wiederum der neue Splittbereich, der Fußmassage und Fußpflege zugleich bietet.

Laufpensum durch Futter erhöhen

Noch weiter ausgebaut hat der Zoo das Beschäftigungsprogramm für die Dickhäuter. „Hier haben wir das sogenannte Zwanzig-Stunden-Programm aus dem Zoo Dublin übernommen“, berichtet Niebler. „Einige Futterkästen, aus denen sich die Elefanten mit ihrem Rüssel Leckereien nehmen konnten, hatten wir bereits an verschiedenen Stellen am Haus. Nun haben wir mithilfe der Firma Teledoor insgesamt 12 Boxen mit Löchern für die Rüssel an unterschiedlichen Stellen angebracht, die per Zeitschaltuhr zu unterschiedlichen Zeiten ohne festgelegten Rhythmus Futter für die Elefanten frei geben.“ Dadurch werden die Elefanten animiert hin- und herzulaufen und erreichen so 75 bis 80 Prozent des Laufpensums in der Wildbahn. „Wir freuen uns sehr über diese Neuerungen, die die Haltung der Elefanten weiter verbessern wird, und sind gespannt, wie die Tiere die Angebote annehmen. Außerdem war es für uns alle gut, uns mit anderen Elefantenpflegern intensiv auszutauschen“, so Böer. „Natürlich hätten wir die Elefantenanlage auch gerne vergrößert, das ist aber aus finanziellen und räumlichen Gründen momentan nicht möglich – eine langfristige Lösung suchen wir parallel aber auch dafür.“ Allerdings habe die Erfahrung gezeigt, dass es nicht nur auf die Quadratmeter ankomme, sondern auch auf eine artgerechte Beschäftigung und Ausstattung des Geheges – und da sei der Zoo mit diesen Neuerungen einen großen Schritt voran gekommen, um das Wohlbefinden der Osnabrücker Dickhäuter zu steigern, ist sich der Zoodirektor sicher.

Hintergrund zu den Osnabrück Elefanten:

Im Zoo Osnabrück leben derzeit drei Elefantenbullen: Die Jungbullen Shanti und Shahrukh (8 J.) sowie Elefantenbulle Luka (43 J.). Im Frühjahr werden zwei neue Elefantenkühe aus Prag erwartet: Douanita (29 J.) und Tochter Sita (4 J.). Douanita ist zurzeit tragend und erwartet im Herbst Nachwuchs. Die beiden Elefantenkühe müssen ihre Gruppe in Prag verlassen, da Douanita Leitkuhqualitäten hat und in der dortigen Gruppe gerne die Führung übernehmen würde. Da diese Position aber schon vergeben ist, ist es für Douanita besser in einem neuen Zuhause ihre Rolle als Leitkuh ausleben zu können. Die beiden Jungbullen Shanti und Shahrukh werden den Zoo Osnabrück verlassen, sobald ein neues, gutes Zuhause für sie gefunden ist. Dass Elefantenkühe Leitpositionen übernehmen möchten, ist ein natürliches Verhalten und auch in der Natur zu beobachten. Jungbullen dagegen verlassen irgendwann ihre Muttergruppen und leben in eigenen Gruppen zusammen.

Wissenswertes zu Asiatischen Elefanten

Asiatische Elefanten sind etwas kleiner als Afrikanische, erreichen aber trotzdem eine Körpergröße von drei Metern und ein Gewicht von bis zu sechs Tonnen. Sie sind die größten Landsäugetiere Asiens. Asiatische Elefanten ernähren sich von Ästen, Blättern, Baumrinden, Wurzeln, Früchten und Gräsern und benötigen täglichen Zugang zu Wasser. Sie leben überwiegend in Regenwäldern und immergrünen Laubwäldern. Die Schwangerschaft eines Asiatischen Elefanten dauert fast zwei Jahre und das Junge kommt meinst mit mehr als 100 Kilogramm Körpergewicht auf die Welt. Die Dickhäuter leben in Herden, bestehend aus Weibchen zusammen mit ihrem Nachwuchs. Alte Bullen leben als Einzelgänger, junge hingegen in Junggesellengruppen. Von der Weltnaturschutzorganisation IUCN wird der Asiatische Elefant als „stark gefährdet“ eingestuft.

(v.l.n.r.) Andreas Wulftange (wissenschaftlicher Mitarbeiter), Prof. Dr. Michael Böer (Zoodirektor) und Detlef Niebler (Revierleiter Elefantenhaus und Menschenaffenhaus) planen gemeinsam das neue Fitness- und Wellnessprogramm für die Elefanten.

Bild: Zoo Osnabrück (Hanna Rickert)