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Aktion Kleiner Prinz: Rückschau und Dank zum Ende des Jahres 2022 – Ein Gespräch mit der Vorsitzenden Sylvia Oertker

Foto: AKP

Wie fällt Ihre Rückschau und Bilanz auf das zu Ende gehende Jahr aus?

Es war ein schwieriges Jahr. Die Ukraine ist von Russland in einen brutalen Krieg gezwungen worden. Das hat gravierende Folgen für die Weltpolitik und auch ganz erhebliche Auswirkungen auf unsere Arbeit hier. Zu den Hilfsprojekten, denen wir zum Beispiel im Ahrtal, in Rumänien und Bosnien, im Irak und im Jemen verpflichtet sind, kommt nun die Not der Flüchtlinge und ihrer Kinder, die in unserer Stadt Zuflucht gefunden haben.

Die Pandemie scheint abzuklingen, viele Einschränkungen sind aufgehoben. Erleichtert das Ihre Arbeit beim „ Kleinen Prinzen?“

Ja, zum Glück können wir mit unseren Projektpartnern und auch mit Großspendern wieder persönlich in Kontakt treten. Ganz besonders froh bin ich darüber, dass unsere Besuche in Kindergärten und Schulen wieder möglich sind. Unser Projektleiter Dieter Grothues und ich bringen den Kindern und Schülern dort in Gesprächen und über Powerpointpräsentation die Arbeit unserer Organisation nahe.

Gab es 2022 Ereignisse und Begegnungen, an die Sie sich gerne erinnern?

Sehr berührt hat uns der Einfallsreichtum und die Einsatzbereitschaft vieler Kinder, die zum Beispiel Waffeln gebacken und verkauft oder mit ihrem Spielzeug kleine Flohmärkte veranstaltet haben und uns ihre Erlöse hier zur Halle brachten. Trotz der ungewissen wirtschaftlichen Lage, die uns alle besorgt, sind auch dieses Mal über 10 000 Weihnachtspäckchen für Rumänien zusammengekommen, das ist großartig!

Wie sieht es generell mit der Spendenbereitschaft aus?

Bis zum Herbst haben wir Gelder sowohl von Einzelspendern als auch von Großspendern in bemerkenswerter Höhe erhalten. Nun geht, wie erwartet, die Spendenbereitschaft etwas zurück. Viele Menschen haben infolge der Inflation und in Sorge vor den Energiepreisen selbst Schwierigkeiten, ihr gewohntes Leben so weiterzuführen. Wir sind aber auf Spenden angewiesen, um weiterhin Hilfe für Kinder in Not leisten zu können. Was uns dabei besonders hilft, sind Fördermitgliedschaften, die wir verlässlich einrechnen können. Ebenso neue Mitglieder, die uns herzlich willkommen sind.

Was macht Ihnen Sorgen, wenn sie auf das kommende Jahr blicken?

Die Welt ist sehr in Unordnung geraten, unsere Arbeit nimmt weiter zu. Hungersnöte im Jemen und im Sudan haben katastrophale Dimensionen, der Klimawandel ist mit all seinen Folgen auch hier spürbar. Die Auswirkungen der Isolation während der Coronajahre sind vor allem für die Kinder gravierend. Die Zahl der depressiven, adipösen und verhaltensauffälligen Kinder ist stark angestiegen. Dazu kommen hohe Fallzahlen von Kinderarmut und Kindeswohlgefährdung. Das alles passiert hier vor unserer Haustüre und beschäftigt auch uns als Kinderhilfsorganisation.

Was gibt Ihnen Kraft und Rückhalt für Ihre Arbeit?

Vor allem das unglaubliche Engagement der Helferinnen und Helfer, die sich hier für die gute Sache einbringen. Feste Teams arbeiten das ganze Jahr über regelmäßig bei der Annahme der Sachspenden, dem Sortieren und Verpacken zusammen. Darüber hinaus finden sich zu besonderen Anlässen immer spontan Teams zusammen, die „ Großereignisse“ wie den Trödelmarkt oder die Weihnachtspäckchenaktion auf die Beine stellen. Aktuell sind sie dabei, Weihnachtstüten für die Kinder der Ukraineflüchtlinge in der Stadt zu packen. Die Helferinnen und Helfer bringen auch eigene Ideen ein, wenn es darum geht, vor Ort Not zu lindern. Geht ein spontaner Hilferuf bei uns ein, ist für sie eine sofortige Reaktion und ein Arbeitseinsatz selbstverständlich. Ohne sie läuft hier wirklich nichts, sie sind sozusagen der Motor unserer Organisation.

Und das Zweite: Die große Akzeptanz , die wir in der Warendorfer Bevölkerung – und darüber hinaus – erfahren. Zweimal in jeder Woche werden uns eine Menge Sachspenden gebracht, von Kinderspielzeug über Kleidung, Hausrat, Bücher bis hin zu Kleinmöbeln und Elektronik. Das zu erleben, ist immer wieder eine Ermutigung und bestärkt mich und alle, die bei der Aktion Kleiner Prinz arbeiten, nicht nachzulassen, wenn es darum geht, das Elend und die Not von Kindern in unserer Welt zu lindern.