„Es war alles neu. Neu für uns, und neu für Sie! Nun sehen wir mit großer Freude, wie gut sich alles für Sie entwickelt hat!“ DEULA-Geschäftsführer Björn Plaas konnte man gleichermaßen Stolz und Erleichterung ansehen, als er die erste Klasse von 19 Flüchtlingen aus 8 Ländern verabschieden konnte. In dem DEULA-Pilotprojekt „Welcome to WIN – Work In Nature“ wurden die Männer 11 Monate lang für die Arbeit im Garten- und Landschaftsbau qualifiziert – sprachlich, kulturell und fachlich. In enger Kooperation hatten die DEULA, der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW (VGL), die Agentur für Arbeit Ahlen-Münster sowie das Jobcenter des Kreises Warendorf ein einzigartiges Qualifizierungsangebot entwickelt und an den Start gebracht. Es war ein Pilotprojekt, bei dem auch bei bester Vorbereitung niemand sicher sein konnte, wie es ausgeht. Das Besondere an diesem Projekt: Unabhängig vom Aufenthaltsstatus der Flüchtlinge sollten sie nicht nur schnellstens für den Arbeitsmarkt qualifiziert werden – am Ende der Qualifizierung warten nun auch Arbeitgeber auf sie, die sie weiter ausbilden wollen!
„Wir danken Ihnen für all Ihre Bemühungen!“ In gutem Deutsch bedankte sich einer der DEULA-Schützlinge aus Afghanistan bei dem Team aus DEULA-Lehrern, Bildungsberatern und dem Integrationscoach Pia von Steegen. Bemerkenswert, hatte man doch die Teilnehmer aus Syrien, Afghanistan, Irak, Iran, Erithrea, Nigeria, Pakistan und Palästina in der Einführungsveranstaltung vor 11 Monaten in Englisch, Persisch, Arabisch und Urdu ansprechen müssen. „Sie haben uns nicht verstanden, aber was noch problematischer war – sie haben sich untereinander nicht verstanden. Das machte den Unterricht ungeheuer schwierig!“ In dieser Aussage waren sich die Deutschlehrer Susanne Wintergalen, Guido Hillmann und Michael Eisenhawer einig und haben alles daran gesetzt, diese Sprachbarriere so schnell wie möglich zu überwinden. Denn die gemeinsame Sprache Deutsch ist auch der Schlüssel zur deutschen Kultur und zur Arbeitswelt: „Ich verstehe mich nicht nur als Deutschlehrer, sondern auch als Deutschland-Lehrer“, so Eisenhawer über seine Rolle in dem bisher einmaligen Projekt. Die fachliche Qualifizierung im Garten- und Landschaftsbau übernahm Landschaftsgärtnermeister und DEULA-Lehrer Ferdinand Thormann. Natürlich wurde auch dabei die Sprachkompetenz weiter gefördert, hier besonders die Fachsprache der Landschaftsgärtner, aber eben auch ganz praktisch gearbeitet: Auf dem großen DEULA-Außengelände wurden die Teilnehmer intensiv auf alles vorbereitet, was sie in abschließenden Praktika bei diversen Landschaftsgärtnern im Münsterland an Grundwissen und –fertigkeiten brauchten. Und auch hier haben sich die Teilnehmer bewährt: „Insbesondere die harten Wintermonate, in denen sie bei jedem Wetter draußen arbeiten mussten, waren hart für sie. Das ist einfach die dunkle Seite des Gärtnerberufes, wenn nichts grünt und blüht. Aber da haben sie sich tapfer durchgebissen und auch bei den Garten- und Landschaftsbau-Betrieben eine gute Figur gemacht“, versichert Ferdi Thormann. Der Erfolg gibt ihm Recht: 17 von insgesamt 19 Teilnehmern haben von ihrem Praktikumsbetrieb ein Arbeits- oder Ausbildungsangebot erhalten. „Viele Betriebe in Land- und Forstwirtschaft sowie im Garten- und Landschaftsbau haben Mühe, gut ausgebildete Fachkräfte zu finden“, berichtet Reinhard Schulze-Tertilt aus dem Präsidium des Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW. „Deshalb ist es sinnvoll, in die Ausbildung und Qualifizierung von geflüchteten Menschen zu investieren, die sich eine berufliche Perspektive in einem grünen Beruf vorstellen können. Unsere Branche boomt, da ist das Integrationsmodell der DEULA ein guter Weg, den Flüchtlingen eine Brücke in die grünen Berufe zu bauen.“ Die Chance, über das „Welcome to WIN“-Projekt eine berufliche Perspektive in Deutschland zu bekommen, habe fühlbar die Motivation der jungen Männer erhöht, hieß es von den Verantwortlichen des Warendorfer Bildungszentrums. „Dieser erste Kurs von `Welcome to WiN´ macht deutlich, dass pragmatische Konzepte zur Flüchtlingsintegration zum Erfolg führen können“, so Joachim Fahnemann, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Ahlen-Münster. „Wir müssen die Menschen, die zu uns geflüchtet sind, frühzeitig und niedrigschwellig fördern und ihnen Perspektiven bieten. Denn für eine erfolgreiche Integration in die neue Heimat ist Arbeit ein ganz wichtiges Element“, betont er und ergänzt: „Gleichzeitig haben wir in der Region eine nennenswerte Zahl von Betrieben, die Fachkräfte benötigen. Mit Welcome to WIN ist es gelungen, an den Bedarfen des Arbeitsmarkts orientiert zu qualifizieren und so Arbeitgeber und Teilnehmer schon während der Kursphase nachhaltig zusammenzubringen.“ Arbeitsagentur und DEULA bereiten derzeit den zweiten Kurs vor, mit dem ab Mitte April weitere 20 Flüchtlinge qualifiziert und integriert werden sollen. Integrations-Coach Pia von Steegen wird ihre Schützlinge weiter im Auge behalten und ihnen bei ihren weiteren Schritten ins Berufsleben so gut es geht helfen. Das Konzept der Nachhaltigkeit des Projektes „Welcome to WIN – Work In Nature“ sieht eben vor, dass die Teilnehmer auch tatsächlich erfolgreich auf eigenen Beinen stehen können. Da ist man bei der DEULA in Warendorf ganz konsequent. „Aus fremden Menschen mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen ist ein Team geworden. Es sind fröhliche, freundliche, hart arbeitende Menschen, die wir hier kennenlernen durften“, freut sich Björn Plaas bei der Verabschiedung der Kursteilnehmer. „Wir möchten uns bei Ihnen bedanken. Denn wir haben genauso viel von Ihnen gelernt, wie Sie von uns!“