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150 Jahre Kirchenchor St. Laurentius

1973, 1998, 2023 – für einige aktive Mitglieder des Kirchenchores St. Laurentius sind diese Jahreszahlen mit Jubiläumsfeierlichkeiten verbunden. Konnten sie doch das 100jährige, 125jährige und in diesem Jahr sogar das 150jährige Bestehen des Kirchenchores feiern. In dieser Zeit des gemeinsamen Gotteslobes gab es natürlich Veränderungen in der Probenarbeit und auch neue Chorleiter. Nach dem 100jährigen Jubiläum ruhte die Chorarbeit für vier Jahre. 1977 begann ein Neuanfang mit Thomas Drunkemühle als neuem Chorleiter und Organist. Bis 1982 blieb er in St. Laurentius. Anfang Oktober fand die erste Probe dann mit dem neuen Organisten und Chorleiter Franz Pembaur statt. Allerdings blieb er nur für zwei Jahre, denn im Jahr 1984 wechselte er als Dozent für Tonsatz an die Musikhochschule Düsseldorf. Ihm folgte ab August 1984 Bernhard Ratermann, der bis zu seiner Verabschiedung im Jahr 2021 als Kirchenmusiker und Chorleiter mit den Sängerinnen und Sängern des Chores musikalisch arbeitete. Von den oben genannten drei Jubiläen konnte er das 125jährige als Chorleiter und kann er das 150jährige Jubiläum 2023 als „einfacher“ Chorsänger erleben. Viele Jahre hat er den Chor geführt und dieAktiven sowie die Gottesdienstbesucher besondere Momente erleben lassen. So wurden viele neue Messen, insbesondere zu Mariä Himmelfahrt, neu einstudiert, Vespermusiken und Passionen im Kirchenjahr gestaltet und der Gemeinde zu Gehör gebracht. Die Zuhörer konnten sich unter anderem über Werke von Händel, Mozart, Bach, Reger, Schubert oder auch Thomas Gabriel freuen. Durch viele verschiedene Projekte wurden die Sängerinnen und Sänger besonders gefordert, so zum Beispiel bei der Lichtmesse von Thomas Gabriel. Bereits im Jahr 1992 hatte Ratermann sich an die Gestaltung der doppelchörigen Messe „Missa Octovocum“ von Hans Leo Haßler gewagt. Ein weiteres Highlight, das vielen in besonderer Erinnerung geblieben ist, war die Mitgestaltung des Eröffnungsgottesdienstes 2018 beim Katholikentag in Münster, der durch die Sängerinnen und Sänger aus Warendorf sowie weiterer Chöre aus dem Bistum Münster besonders gestaltet und sogar im Fernsehen übertragen wurde. Das am Nachmittag gemeinsame Singen auf dem Domplatz mit vielen tausenden Aktiven rundete dieses einmalige Erlebnis ab. Neben vielen musikalischen Höhepunkten kam die Gemeinschaft aber auch nicht zu kurz. So wurden Chorwochenenden in Gerleve, Rindern und in Heek veranstaltet, in denen die Mitglieder probten, aber auch mit geselligen Abenden die Chorgemeinschaft pflegten. 2008 fuhren die Mitglieder des Chores mit ihrem Präses Dr. Franz-Josef Backhaus nach Rom und konnten dort viele Sehenswürdigkeiten besichtigen, aber auch von ihrem Präses zelebrierte Gottesdienste in der Domitilla-Katakombe und in San Lorenzo fuori le Mura feiern. Bei der Papstaudienz auf dem Petersplatz sangen die Chormitglieder sogar für Papst Benedikt XVI. Außerhalb der Probenarbeit standen immer wieder Tages- und Halbtagesfahrten auf dem Programm, die die Chorgemeinschaft weiter stärkten. Nach der Pfarrfusion im Jahr 2010 stand für den Kirchenchor St. Laurentius im Jahr 2011 eine Änderung bei der Probenarbeit an. Ab November 2011 wird nun mittwochs im Pfarrheim an der Marienkirche geprobt. Im Jahr 2021 fand – immer noch unter Corona-Bedingungen – ein feierlicher Gottesdienst statt, der von allen Chören, die Bernhard Ratermann bislang geleitet hatte, musikalisch gestaltet wurde. Im Anschluss fand seine Verabschiedung nach 37 Jahren Kirchenmusikertätigkeit in die passive Phase der Altersteilzeit statt. Seitdem singt er als aktiver Sänger unter dem neuen Chorleiter Gregor Loers im Tenor mit. Mit Gregor Loers probt der Chor seit September 2021 weiterhin mittwochs im Pfarrheim an der Marienkirche. 2023 ist nicht nur das Jubiläumsjahr des Kirchenchores, sondern vor 300 Jahren begann Bach seine Tätigkeit als Thomas-Kantor in Leipzig. Daher fand die Jubiläumsfahrt des Chores im Sommer nach Leipzig statt. Mit einem Festgottesdienst am Samstag, 14.10.2023, um 17 Uhr in der Laurentiuskirche wird der Kirchenchor dieses Jubiläum mit der Gemeinde feiern. In diesem Gottesdienst erklingen Werke von Bach, Pachelbel sowie Felix Mendelssohn Bartholdy. Im Anschluss wird für den Chor ein Festempfang im Hotel Im Engel stattfinden. 

2008 – Romfahrt – Spanische Treppe

2018 – Katholikentag – Eröffnungsgottesdienst

2021 – Probe mit Gregor Loers

2023 – Chorfahrt Leipzig

Fotos: Kirchenchor St. Laurentius

 

 

Gespräch mit Präses Peter Lenfers und Chorleiter und Kantor Gregor Loers

Herr Lenfers, welche Bedeutung hat Kirchenmusik, speziell der Gesang des Chores, Ihrer Meinung nach zum einen für Sie, zum anderen für die Messe?

„Musik ist, schlicht gesagt, für mich ein Gottesbeweis, das ist nicht nur rational zu erklären. Es gibt nichts Schöneres, als wenn Menschen zum Lobe Gottes singen. Schon die Psalmen fordern dazu auf, betend zu singen und überhaupt zu musizieren. Der Gesang des Chores muss aber in einem guten Verhältnis zum Gemeindegesang stehen. Das ist gesungener gemeinsamer Glaube, anders als in einem Konzert. Der Chor singt und unterstützt damit die Liturgie. Tätiger Träger der gemeinsamen Feier der Liturgie ist und bleibt aber die Gemeinde. Es sollte also einen sinnstiftenden Wechsel zwischen Chor- und Gemeindegesang geben.“

Herr Loers, Sie sind  seit fast zwei Jahren der „Neue“, Kreisdekanatskantor und Chorleiter des Kirchenchores St. Laurentius und damit Nachfolger Bernhard Ratermanns, der den Chor viele Jahre lang geleitet hat. Welche Bedeutung hat der Chor für Sie?

„Ich sehe da eine große Überschneidung mit Peter Lenfers. Chorgesang ist die Verbindung von Wort und Musik. Liturgie, Verkündigung und Musik, also auch Orgel, sollten eine schöne Symbiose bilden. Als besonders gelungen empfinde ich den Gottesdienst, wenn der Predigtgedanke auch musikalisch ausgedrückt wird.“

Peter Lenfers:

„Gottesdienst und Musik sollen ineinandergreifen. Das stellt sich nicht automatisch ein, das muss sich ereignen. Der große Musiker Yehudi Menuhin spricht in dem Zusammenhang von „le part de Dieu“, also dem Anteil Gottes.“

Gregor Loers:

Persönlich empfinde ich den Chor als tolle Gemeinschaft, die sehr geprägt ist von meinem Vorgänger Bernhard Ratermann. Ich habe mich sofort aufgenommen gefühlt, und das gilt sicher auch für neue Mitglieder. Natürlich gestalten wir die katholische Liturgie mit, aber Ökumene ist für uns gelebter Alltag. Der Chor ist extrem motiviert, eine gute Tradition fortzuführen und das Gemeindeleben zu bereichern, dabei aber anpassungsfähig, was eine etwas veränderte kirchenmusikalische Gestaltung der Feste des Kirchenjahres angeht. Der Chor singt wirklich mit großer Freude.“

Warum singt man/frau in einem altehrwürdigen Chor wie dem Chor St. Laurentius, der am 14. Oktober sein 150jähriges Jubiläum feiert? Das beantworteten einige Chormitglieder:

 „Singen macht Spaß, singen tut gut, heißt es in einem Kanon. Seit nunmehr 40 Jahren bin ich im Chor St. Laurentius – unzählige Stunden der Freude.“ 

„Ich bin 1977 nach Warendorf gekommen und habe dann im Chor mitgesungen. Es bereitet mir immer noch große Freude. Dazu passt der Satz von Robert Schumann: Auf dass die Seele sich verschöne, gab uns der Himmel die Musik.“ 

„Meine guten Gründe sind eine Frage des Abstands: St. Laurentius ist nicht mehr als 200 Meter von meinem Haus entfernt. Passt doch, oder?“ 

„Wir wollten als junge Familie als engagierte Christen leben. Um im Gemeindeleben als Zugezogene eingebunden zu sein, war es uns wichtig, einer kirchlichen Gruppierung anzugehören. Der Kirchenchor St. Laurentius hat dazu beigetragen, dass wir uns bald als Warendorfer fühlten.“ 

„In meiner Familie wurde immer gesungen, meine Mutter war auch schon im Kirchenchor. Wenn die Geschwister meiner Mutter zu Besuch kamen, gab es immer mehrstimmigen Gesang. Uns Kinder hat das fasziniert. Ich habe mir schon damals vorgenommen, in einen Chor zu gehen. Da wir christlich erzogen wurden und die geistliche Musik mir gefällt, war der Kirchenchor die richtige Entscheidung, die ich dann getroffen habe, als unsere Kinder alt genug waren, abends alleine zu bleiben. Seitdem singe ich gerne und immer noch mit Begeisterung.“

 „Der Anspruch unseres Chorleiters fordert mich als (ehemaligen) Berufsmusiker heraus, und es macht mir zusätzlich einfach nur Freude, am Mittwochabend in einer intakten Gemeinschaft auf hohem Niveau singen zu können.“

„Der Kontakt zu den Freunden/-innen im Chor tut mir gut, und die Freude am gemeinsamen Gesang hat sich seitdem noch vergrößert.“