Es ist seine erste Saison in der Bundesliga, nachdem er bereits jahrelang auf Kreisebene und in der Landesliga mitspielte. Eine Saison über vier Jahre – da ist es nach zwei Jahren an der Zeit, eine Halbzeitbilanz zu ziehen. In gewisser Weise auch hier über Treffer, direkte Vorlagen, Assists und weiteres. Mit anderen Begriffen. Henning Rehbaums in Zahlen ausgedrückte Halbzeitbilanz lautet: 14 Plenarreden, 49 schriftliche Einzelfragen, drei Anträge und eine kleine Anfrage. Die „Spielzeit“ hat er nicht erfasst, wie viele Male er zwischen seinem Wahlkreis Warendorf und Berlin gependelt ist, kann er spontan nicht sagen. Wohl aber, wie viele „Fan-Besuche“ er hatte: 1830 Menschen konnte er bisher in der Hauptstadt begrüßen und mit ihnen über große und kleine Politik diskutieren.
„Mit Ihnen jetzt 1831“, lacht er und lehnt sich zurück. Auf dem Gästetisch in seinem Berliner Büro im Jakob-Kaiser-Haus, wo es nach intensiver Arbeit aussieht, steht heißer Kaffee und lädt zu einem kleinen Plauderstündchen ein. Der Abgeordnete sitzt, noch vor den Tagen des verstörenden Kriegs in Nahost und ebenfalls vor den Landtagswahlen in Hessen und Bayern, entspannt am Tisch und reflektiert die vergangenen zwei Jahre.
2021 gewann Henning Rehbaum als Direktwahlkandidat der CDU den Wahlkreis Warendorf bei der Bundestagswahl, und konnte sein Mandat in Berlin antreten. Nicht mehr in einer Regierungspartei, denn die Koalitionsverhandlungen nach der Wahl führten zu einer neuen Regierung, die gemeinhin als Ampel bekannt ist. Entsprechend gemischt fällt seine Halbzeitbilanz aus, die er mit „Viel erreicht, viel zu tun“ überschreibt.
„Die Gesellschaft ist verunsichert und der Umgang der Regierung mit der Situation sorgt für weitere Verunsicherung“, hält er mit erwartbarer Kritik nicht hinter dem Berg. Einen Stabilitätsanker zu bilden, an dem man sich ausrichten könne, sei zugegebenermaßen schwer, aber die Ampel schaffe diese wichtige Aufgabe nicht, betont er. Wobei er zugibt, das Gespräch kommt kurz auf Friedrich Merz, dass auch seine Partei nicht immer den richtigen Ton treffe.
Er sieht die Lage in den Kommunen, benennt die offensichtlichen Defizite, und würde sich wünschen, die Kommunen stärker unterstützen zu können. Dabei blickt bereits in die Zukunft. „Wir müssen wieder miteinander sprechen, in zwei Jahren werden Sie ja bestimmt wieder regieren“, höre er aus verschiedenen Kreisen. Nach dem großen Interesse an der Ampel zu Beginn der neuen Legislaturperiode, trauten jetzt wieder viel mehr Verantwortliche der CDU die Lösung anliegender Probleme zu, sagt er.
An Lösungen arbeitet Rehbaum seit Beginn seiner Mandatszeit, speziell bei jenen politischen Themen, in denen er seine berufliche und politische Erfahrung nutzen kann. Auch die persönliche, denn er ist kein reiner Theoretiker. Mit LKW- und Busführerschein kennt er das Gefühl auf einem 40-Tonner zu sitzen, 12 Jahre lang hat er größere Verkehrsunternehmen geleitet. Mit dieser Lebenserfahrung war es nur logisch, dass er als Berichterstatter für das außerordentlich drängende Thema des Bus- und LKW-Fahrermangels einen Runden Tisch ins Leben gerufen und daraus konkrete Lösungsvorschläge abgeleitet hat. Die vorgeschlagenen Maßnahmenpakete wurden von der Ampel abgelehnt, eigene Lösung habe sie aber nicht geliefert, betont er mit Blick auf mehr als 80.000 fehlende LKW-Fahrer und ausfallende Verbindungen im öffentlichen Nahverkehr.
Nicht das einzige Thema, auf das er verstärkt seinen Fokus richtet. Mit dem runden Tisch „Zement“ und der Initiative „Modellregion Westfalen, klimaneutraler Zement“ engagiert er sich für starke Wirtschaft und Klimaschutz mit technischen Innovationen in der Zementindustrie, insbesondere im Kreis Warendorf, der eine der wichtigsten Regionen für Zementproduktion in Deutschland ist. Mit kurzen Worten streift er im Gespräch ebenfalls die Probleme beim Ausbau der Schiene und viele weitere drängende Probleme.
Wie sein Vorgänger aus dem Wahlkreis Warendorf, Reinhold Sendker, legt Rehbaum großen Wert darauf, intensiven Kontakt zum heimischen Wahlkreis zu halten, wo er außerhalb der Sitzungsperioden sehr viel unterwegs ist, um dort Gespräche zu führen. Hinzu kommen die genannten, regelmäßig mehr werdenden Besuche aus dem Wahlkreis bei ihm in Berlin.
Ein großes Aufgabenfeld, dass Henning Rehbaum auch in der zweiten Halbzeit seiner ersten Saison in der Bundesliga intensiv beackern will. Unter anderem mit weiteren Plenarreden. Die Kolleginnen und Kollegen, auch der anderen Fraktionen, wüssten mittlerweile, dass sie Sachkompetenz erwartet, wenn er ans Rednerpult tritt, unterstreicht er. Und er hofft im Sinne des Landes, dass die sachlich fundierten Anträge der Opposition mehr Gehör finden. Denn er weiß, dass diese Spielzeit mit ihren welt- und gesellschaftspolitischen Problemen eine der schwierigsten in der jüngeren Geschichte der Republik ist.
„Es ist gut, dass ich mich bei meiner Arbeit voll auf mein Team an guten Mitarbeitern in Berlin und im Kreis Warendorf verlassen kann, die mich hervorragend bei parlamentarischen Initiativen Terminen, Besuchergruppen und Öffentlichkeitsarbeit unterstützen“, betont der Abgeordnete aus Warendorf und nimmt sich eine kleine Auszeit auf dem Dach des Bürogebäudes, von dem er einen guten Blick auf Reichstag und die Spree genießen kann.
Kleine Auszeit auf dem Dach des Bürogebäudes mit Blick auf Reichstag und die Spree
Entspannt am Tisch im Berliner Büro für ein Gespräch mit der heimischen Presse
Fotos: Rieder