Berlin/Warendorf. Unter der Leitung von Lars Boesenberg und Robin Krühler besuchten jetzt 103 Schülerinnen und Schüler des Warendorfer Gymnasiums Laurentianum den heimischen Bundestagsabgeordneten Reinhold Sendker (Westkirchen) in Berlin und kamen dabei zu einem nicht alltäglichen Vergnügen: Aufgrund der Größe der Gruppe empfing Sendker die jungen Leute nicht in den gewöhnlichen Räumlichkeiten des Besuchertraktes sondern im Sitzungssaal der CDU/CSU-Fraktion. Dort nahm die Gruppe auf den Stühlen von Merkel, Kauder und Co. Platz. Einschüchternd wirkte dies jedoch keineswegs. Nach einer kurzen Einführung Sendkers zu seiner Person und seiner parlamentarischen Arbeit hieß es Feuer frei für die Fragerunde. Und das ließen sich die Oberstufler nicht zweimal sagen: Sie löcherten „ihren“ Abgeordneten eine Stunde lang in einer lebhaften Diskussion zu dessen politischen Positionen.
Besonders unter den Nägeln brannten den Schülerinnen und Schülern die Entwicklung der AfD und die Frage, ob die europaskeptische Newcomer-Partei den Abgeordneten dazu bringe, seine Positionen zu überdenken. „Wir müssen dem Populismus konsequent entgegentreten“, brachte Sendker seine Haltung zur AfD auf den Punkt. Wichtig sei, dass die Parteien der demokratischen Mitte vermehrt das betonen, was sie von der AfD unterscheide. Eklatante Unterschiede gebe es mit Blick auf Europa: Für Sendker der Garant für 72 Jahre in Frieden, Freiheit und Wohlstand – für viele Vertreter der AfD eine obsolete Vereinigung.
Auch die Haltung in der Flüchtlingsfrage unterscheide die CDU klar von der AfD. Ohne Wenn und Aber stünde Sendker hier hinter der Kanzlerin, denn deren Flüchtlingspolitik basiere auf dem christlichen Grundgedanken der CDU. Dies heiße aber nicht, dass er immer „auf Linie“ sei. So habe er beispielsweise das dritte Rettungspaket für Griechenland begründet abgelehnt und sei auch heute noch von der Richtigkeit seiner Entscheidung überzeugt. Die fortwährende Skepsis des Internationalen Währungsfonds (IWF) an der Schuldentragfähigkeit Griechenlands gebe ihm Recht, begründet Sendker seine fortwährend kritische Haltung.
Sendker zeigte sich nach dem Gespräch begeistert über das enorme Politikinteresse der Schüler. Die Diskussion habe ihm richtig viel Spaß gemacht, lobte der ehemalige Lehrer das Engagement der jungen Leute. Der Besuch im Deutschen Bundestag, bei dessen Durchführung Boesenberg und Krühler von ihren vier Lehrerkollegen Julia Holz, Jan Denecke, Simon Veerkamp und Frank Reifert unterstützt wurden, war Teil einer Projektwoche, welche das Laurentianum zum wiederholten Mal nach Berlin führte. Weitere Programmpunkte des fünftägigen Aufenthaltes waren der Besuch der „Arche“ in Hellersdorf, Filmaufnahmen im Studio von „Alex Berlin“, eine Radtour entlang des ehemaligen Mauerverlaufs, das Gespräch mit einem Aussteiger aus der rechtsextremen Szene und eine Führung durch die Gedenkstätte Hohenschönhausen, in welcher Haft und Folter durch die Staatssicherheit der DDR dokumentiert und durch Erzählungen von ehemaligen Inhaftierten veranschaulicht werden.