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Geschichtskurs des Laurentianums besuchte das Kreisarchiv

Gymnasiasten nehmen Geschichte in die Hand / Bildungspartnerschaft „Archiv und Schule“
 
Im Rahmen der Bildungspartnerschaft „Archiv und Schule“ besuchte der Grundkurs Geschichte (11. Jahrgangsstufe) des Gymnasiums Laurentianum in Warendorf das Kreisarchiv Warendorf. Dabei tauchten die Oberstufenschülerinnen und -schüler in die Zeit des Ersten Weltkrieges ein.
Nach einer kurzen Einführung in das Kreisarchiv Warendorf und seine Aufgaben durch Mitarbeiterin Victoria Wegener warteten erste Quellen auf die Schüler. Feldpostkarten von der Front mit Grüßen in die Heimat stellten die Schüler vor erste Lese-Schwierigkeiten. Denn dabei zeigte sich: Alte Schriften zu entziffern erfordert Geduld und Übung. Das merkte auch schnell eine Gruppe, die sich mit einem Schreiben aus dem Jahr 1915 befasste. Erst nach einigem Rätselraten konnten die Schüler den Inhalt des Schreibens verstehen und waren erstaunt, dass damals bereits Jugendwehren gegründet wurden. Einfacher waren die Plakate in Frakturschrift zu enträtseln. Schnell fielen Worte wie „krass“ und „Wahnsinn“, als die Schüler den Inhalt der Plakate erfasst hatten. Dass der damalige Rohstoffmangel zur der Empfehlung führte, nur ein halbes Brötchen am Tag zu essen sowie Gummireifen von den Fahrrädern abzulösen um das Material an die Front zu schicken und dann mit Holzräd
ern Rad zu fahren, verblüffte die Schüler.
„Wir wollen die Schüler mit der Archivarbeit vertraut machen und ihnen dabei historische Ereignisse mit lokalem Bezug vermitteln. Denn Geschichte ist nicht nur in den Ballungsräumen Berlin und Köln geschrieben worden, sondern gerade auch im ländlichen Bereich“ erläutert Victoria Wegener.
Seit 2013 gibt es in Nordrhein-Westfalen das Projekt Bildungspartner „Archiv und Schule“. Das Kreisarchiv und vier Schulen aus Ahlen und Warendorf nehmen seit 2016 daran teil. In enger Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Schulen und dem Kreis Warendorf sind seit Januar 2017 drei Historiker, gefördert durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Sport und Kultur NRW, damit beauftragt sechs thematische Quellenhefte für den Geschichtsunterricht zu erstellen. Sie setzten ein mit den Befreiungskriegen 1813 und enden mit dem Zweiten Weltkrieg. Angereichert durch zahlreiche Quellen aus dem Kreisarchiv wird den Schülern so der regionale Bezug zur Geschichte erörtert.
Neben den Quellenheften sollen aber noch weitere Bausteine zum festen Bestandteil der Kooperation werden. Angedacht ist eine intensive Zusammenarbeit im Bereich der Facharbeiten und dem Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Im Kreisarchiv bekommen die Schüler eine Hilfestellung bei der Themenfindung, der Recherche und der Auswahl von Quellen zur Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit. Führungen und Unterrichtseinheiten im Kreisarchiv sollen ebenfalls auf dem Programm stehen.
„Für die Schüler ist es einfach spannend Geschichte am Original zu erfahren und nicht nur aus dem Lehrbuch“ ist sich Dr. Tobias Franke, Geschichtslehrer am Laurentianum, sicher. „Selbst der Mauerfall 1989 ist für unsere Schüler schon ein historisches Ereignis, das sie nur aus dem Fernsehen oder Erzählungen kennen. Das Arbeiten mit den Archivalien wird da zum Erlebnis und Geschichte lässt sich ganz neu vermitteln“. Der nächste Archivbesuch wird schon geplant. (Kreis Warendorf)
 
Quellenstudium im Kreisarchiv: Zum Ersten Weltkrieg fand der Geschichtskurs zahlreiche Dokumente aus der Region. Archivmitarbeiterin Victoria Wegener und Lehrer Dr. Tobias halfen den Schülerinnen und Schülern beim Lesen und Auswerten der historischen Dokumente. – (Fotos: Kreis Warendorf) –
 „Dieses Plakat aus dem ersten Weltkrieg dokumentiert die Rohstoffknappheit: Insbesondere Schulen im Kreis Warendorf wurden aufgefordert, sich an der Sammlung von Obstkernen und Baumfrüchten wie Bucheckern und Kastanien zu beteiligen. Die Rohstoffe sollten durch die Schulen und sonstige städtische Einrichtungen eingesammelt werden. –
Bereits im Kaiserreich, spätestens aber kurz nach Kriegsausbruch wurden erste Jugendwehren zur Wehrertüchtigung schulpflichtiger Jungen gegründet. Sie dienten der Vorbereitung auf den Dienst an der Front. In diesem Schreiben aus dem Jahr 1915 an den Amtmann von Vorhelm geht es um die Ausrüstung der Jugendwehr mit Geschützen.