„Wenn wir etwas anbieten, dann können wir das auch – sonst bieten wir das gar nicht an“, sagt Thomas Rottkemper von der „TR Ergo•Physio“ in der Oststr. 5 in Warendorf. Wegen dieses verständlichen Qualitätsanspruchs war die bis vor einiger Zeit in der Praxis für Ergotherapie & Physiotherapie angebotene Pädiatrie sozusagen für eine Weile „in Mutterschaft“. Jetzt sieht sich die Praxis in der glücklichen Lage, nicht nur die zurückgekehrte Ergotherapeutin mit Fachbereich Pädiatrie in ihren Reihen zu haben, sondern noch eine weitere Kraft mit den selben Qualifikationen. Ab sofort können sich Melanie Aldejohann und Melana Maas um dieses breite Themenfeld kümmern und so Menschen jeden Alters helfen, vielerlei Hürden des täglichen Lebens abzubauen. Es sei wirklich ein weites Feld, schildern die beiden jungen Frauen und nennen als Beispiele Verhaltensauffälligkeiten, Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwächen, gestörte Feinmotorik, mangelnde Ausdauer oder AD(H)S. Falsche Stifthaltung könne jungen Menschen auf ihrem Lebensweg einige Schwierigkeiten bereiten, berichtet Melana Maas. Nicht nur, dass derartige Fehlhaltungen das Schreiben erschweren, sie führen auch zu Verspannungen, die wiederum die Freude am Schreiben nehmen. Wie dafür gibt es auch für die anderen Bereiche vielerlei Hilfen. Technische und vor allem spielerische, denn je jünger die Klienten sind, desto mehr steht das spielerische Lernen, die von Leichtigkeit geprägte, beinahe unauffällige Verhaltensänderung im Vordergrund. Die verwendeten Methoden und Materialien werden dabei individuell auf die Interessen des Kindes abgestimmt. Ihre Klienten kommen auf verschiedenen Wegen zu ihnen. Oft sind es die Eltern selbst, denen Dinge an ihrem Nachwuchs auffallen, wovon denen sie meinen, dass sie einer Korrektur bedürfen könnten. Auch sind es Kindergärten und Schulen, die Verbesserungsmöglichkeiten oder die Notwendigkeit von Hilfen erkennen und den erziehungsberechtigten ein Gespräch mit Kinderärzten oder kassenzugelassenen Psychologen nahelegen. „Diese beiden Berufsgruppen haben das Recht, Verordnungen für Ergotherapie auszustellen“, sagt Melanie Aldejohann. Damit klärt sich die Kostenfrage, denn Ergotherapie, auch im Fachbereich Pädiatrie, ist bis zum 18. Lebensjahr eine Kassenleistung. Es folgt das notwendige Erstgespräch mit der Befunderhebung, das den Therapeutinnen den weiteren Weg aufzeigt. Die 45- bis 60-minütigen Therapien sollten ein- bis zweimal pro Woche stattfinden, wobei auch „Hausbesuche“ möglich sind. „Nicht falsch verstehen“, das Wort „Hausbesuch“ meint in diesem Fall den Besuch in der Kita, der Schule, aber auch in Behindertenwerkstätten“, erläutern Melanie und Melana lächelnd. Der Besuch in der Praxis ist schon von daher sinnvoll, weil hier entsprechende Materialien zur Verfügung stehen, beispielsweise um den eigenen Körper besser zu verstehen. Schaumstoffmatten, Bewegungsparcours oder eine Slack-Line zum Balancieren sind nur drei von unzähligen Hilfsmitteln, die in der Praxis individuell eingesetzt werden können. „Die Eltern müssen nichts mitbringen, außer sich und ihr Kind“, bekräftigt Melana. „Oder weitere Kinder“, schmunzelt Melanie und erläutert, dass auch Gruppenangebote möglich sind. Die müssen ebenfalls verordnet sein und kommen gar nicht mal so selten vor. Eine spezielle in der „TR Ergo•Physio“ angebotene Methode, die die beiden Frauen einsetzen, ist das Neurofeedback. Eine weltweit eingesetzte, wissenschaftlich anerkannte Methode zur Messung und zur Verbesserung der Gehirnaktivität. Die kann durch Messgeräte sichtbar gemacht und in Folge computergestützt gezielt verbessert werden. „Nein, das hört sich nur so an, aber das tut nicht weh“, lacht Melana. Mit drei- bis fünf Sensoren auf dem Kopf der Patienten werden die Hirnströme gemessen und auf dem Monitor dargestellt bzw. hörbar gemacht. So kann der Patient positive Veränderung sofort erkennen und kann lernen zu steuern, wie die positiven Veränderungen gezielt zu erreichen sind. Damit können, so sehen es wissenschaftliche Untersuchungen, bestimmte Medikamentengaben ersetzt werden. Dies und vieles weitere, wie dem Nachwuchs der Start ins spätere Leben verbessert werden kann, erklären Melanie Aldejohann und Melana Maas sehr gerne im persönlichen Gespräch.
Slackline und Balanceparcour machen nicht nur den Therapeutinnen Melanie Aldejohann (links) und Melana Maas Spaß. Der gesamte Praxisraum bietet ungezählte Materialien und Möglichkeiten zur individuellen Unterstützung. Im Vorraum gibt es zudem eine 6×3 Meter große Kletterwand.
Die Fingerhaltung ist nicht optimal: drei Finger am Stift und zu viel Druck führt nicht nur zu einem unschönen Schriftbild, sondern auch zu Verspannung und Ermüdung
Unterschiedliche Hilfsmittel können den Fingern beibringen, den Stift viel eleganter und weniger anstrengend zu führen
(Fotos: Rieder)