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Kunstwerk des Monats Mai: Ein Porträt der Frauenrechtlerin Clara Schmidt

„Kunstwerk des Monats“ – so ist die Reihe übertitelt, mit der die Stadt Warendorf monatlich ein Artefakt aus städtischem  Besitz in das Bewusstsein ihrer Bürger rücken möchte. Von  der Kupfermünze bis zum Hausaltar, vom Kinderspielzeug bis zum Ölporträt  reicht dabei das Spektrum der kulturgeschichtlich bedeutenden Exponate, die jeweils für vier Wochen im Mittelpunkt des Interesse stehen und den Blick auf das reiche kulturhistorische Erbe der Stadt lenken sollen.  

Ein Jugendbild der katholischen Frauenrechtlerin und Politikerin Clara Schmidt ist Kunstwerk des Monats Mai und ist ab Montag, 06.05.24 in der 1. Etage der Stadtverwaltung, Lange Kesselstraße 4-6, zu sehen. 

Das Jugendbild von Clara Schmidt entstand vermutlich 1894/95 und ist heute im Privatbesitz. Das Portrait ist in Öl auf eine 64 x 79 cm große Leinwand gemalt und wird ihrem Schwager Oscar Schmidt zugeschrieben. 

Die vor einem bräunlichen Hintergrund dargestellte junge Frau blickt den Betrachter an. Die leicht gewellten Haare heben sich kaum davon ab. Das hellrosa farbene Gesicht wird durch die roten Lippen betont. Gekleidet ist die Portraitierte in einen cremefarbenen Mantel mit großen Kragenaufschlägen. Darunter trägt sie ein hochgeschlossenes leicht bläuliches Kleid, das am Brustansatz mit goldfarbenen Perlen besetzt ist.

Clara Gertrud Maria Schmidt, 1874 in Oelde geboren, war das jüngste Kind des 1875 nach Warendorf versetzten, aus Ennigerloh stammenden Amtsgerichtsrats Joseph Willebrand. Am 20. Mai 1895 heiratete sie den badischen Oberamtsrichter Edmund Schmidt. Verlobung und Hochzeit wurden im Haus Oststraße 39, das seit 1879 in Familienbesitz war, gefeiert. Nach dem Tod ihres Mannes und dem Ende des I. Weltkrieges zog Clara Schmidt 1920 von Karlsruhe wieder nach Warendorf, wo sie im Februar 1949 starb und bestattet wurde. 

Clara Schmidt war eine überzeugte Vertreterin des politischen Katholizismus, demzufolge die römisch-katholische Lehre zur Grundlage politischer Entscheidungen zu machen sei. 

Schon 1909 hat sie in Karlsruhe den ersten Zweigverein des Katholischen Frauenbundes in Baden ins Leben gerufen. Spätestens seit 1918 gehörte sie dem Reichsvorstand des Frauenbundes an. 1920 siedelt sie nach Warendorf zurück und wird recht bald in das Amt der Frauenbundvorsitzenden gewählt.

Der Frauenbund trat besonders für den Ausbau der schulischen und beruflichen Mädchen-Bildung, für die Intensivierung staatlicher und kirchlicher Sozialfürsorge und eben auch für die weibliche Vertretung im parlamentarischen Raum ein. Dafür organisierte der Verband umfängliche staatspolitische Schulungen.

Daraus erwuchs auch 1924 die von Clara Schmidt für die Kommunalwahl in Warendorf initiierte Frauenliste, deren vier gewählte Vertreterinnen nach der Wahl recht bald mit den Vertretern der überwiegend zentrumsorientierten „bürgerlichen Verständigungsliste“ in der Stadtverordnetenversammlung zusammenarbeiteten.