DLRG Sassenberg nahm an großer Katastrophenschutzübung des Landesverbandes Westfalen in Minden vom 9.-12. Mai teil. 300 Einsatzkräfte der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) übten Rettungsszenarien.
Sassenberg. Hochwasser ist eine Naturkatastrophe, die mit wenig Vorwarnung kommen kann und eine starke Bedrohung für Menschenleben, Wohnraum und Wirtschaft darstellt. Das mussten wir in der Region über Weihnachten 2023 leider auch wieder feststellen. Um für den Ernstfall vorbereitet zu sein, hat der DLRG Landesverband Westfalen eine Großübung über das Christi-Himmelfahrts-Wochenende in der Stadt Minden abgehalten. Unter den 300 Einsatzkräften war auch der Logistiktrupp der DLRG Sassenberg mit Einsatzkräften der eigenen Ortsgruppe und der Ortsgruppe Oelde: Stefan Hahn als Truppführer, Tobias Westbrink als Kraftfahrer, beide von der Ortsgruppe Sassenberg, sowie Sandra Fahlenbreder und Alexander Günnewig aus der Ortsgruppe Oelde als Katastrophenschutz-Helfer (KatS-Helfer).
Die Lage in Minden: Ein fiktives Unwetterereignis mit Starkregen bedroht die Bevölkerung und Gemeinde. Für die Ortsgruppe Sassenberg begann die Übung schon einen Tag vorher, am Mittwoch: Um möglichst realitätsnahe Abläufe zu trainieren, wurde mit dem Beginn der Alarmierung zur Übung am späten Nachmittag das Fahrzeug und der Logistikanhänger geprüft und für den Einsatz vorbereitet und bestückt. Am Donnerstagmorgen ging es dann in aller Frühe los nach Minden, wo sich die einzelnen Einheiten zu Wasserrettungszügen zusammenschlossen. Als Teil des Katastrophenschutzes kommen Wasserrettungszüge überregional zum Einsatz, wenn die Schadensbekämpfung im oder am Wasser erfolgt und bündelt Einsatzkräfte, die für diese spezielle Einsatzsituation besonders ausgerüstet und ausgebildet wurden. Die Aufgabe des Logistiktrupps innerhalb des Zuges ist es, den Zug landseitig zu unterstützen, z.B. mit Technik, Sicherungsmaßnahmen und Verpflegung.
In der vier Tage dauernden Übung wurden die Einsatzkräfte der insgesamt vier Wasserrettungszüge mit verschieden realistischen Einsatzszenarien konfrontiert. Der wohl „Action“-reichste Tag war der Freitag: Während die Einheiten zunächst die Aufgabe hatten, mit Booten die Lage an von Hochwasser durchweichten und von Treibgut bedrohten Deichen zu begutachten, kommt mitten im Einsatz die Meldung eines Unfalls mit vermisster Person im entfernten Mindener Hafen. Während die Boote über Weser und Mittellandkanal zur neuen Einsatzstelle eilen, sind die Fahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn durch die Stadt zum Hafen unterwegs. Dort angekommen finden sie nun auch noch Container und Treibgut im Wasser vor, welche den Einsatz erschweren. Während die Taucher die vermisste Person bergen, baut der Logistiktrupp nun zur Versorgung der Verletzten einen Pavillon und eine Verpflegungsstelle für die Einsatzkräfte auf. Nach erfolgreicher Rettung der vermissten Person, bergen Taucher und Strömungsretter in Booten alle Hindernisse im Wasser, um die Gefährdung im Hafen wieder zu beseitigen. Auch in der Übung am Nachmittag war wieder Flexibilität und Kooperation gefragt: Bei der Suche nach verunglückten Kanufahrern musste von der Sassenberger Logistik eine Bürgeranlaufstelle an einer Stelle des Ufers errichtet werden, die nicht durch Fahrzeuge erreichbar war. Alle Komponenten mussten mit dem Boot übergesetzt werden. „Der Logistiktrupp hat kein eigenes Boot, aber im Wasserrettungszug gibt es genug Boote. Das Boot der Ortsgruppe Münster hat uns mit unserem Equipment trocken zur anderen Uferseite gebracht.“, sagt Stefan Hahn.
Der Samstag brachte dann neue Herausforderungen und hier war Ausdauer gefragt. In der ersten Übung wurde ein Kraftwerk von Hochwasser bedroht. Der das Kraftwerk schützende Deich musste dringend verstärkt werden, damit dieser nicht bricht. Und das heißt vor allem: Sandsäcke schleppen. Doch auch nachdem das Kraftwerk abgesichert und die Übung beendet war, gab es erstmal keine Erholung für die Logistiker aus Sassenberg und Oelde: Denn hungrige Helferinnen und Helfer wollen verpflegt werden, eine der Kernaufgaben des Trupps. Also: Versorgungsstation aufbauen und das (glücklicherweise angelieferte) Essen an die Einsatzkräfte des Zugs verteilen – und da dann kurzfristig noch ein zweiter Zug dazukam, wurde dieser auch mitverpflegt. Das Szenario der Übung am Nachmittag war eine Evakuierung unter erschwerten Bedingungen, denn Patienten eines Krankenhauses mussten mit ihren Beatmungsgeräten über das Wasser evakuiert werden. Dabei wurden die Einsatzkräfte vor Ort auch noch durch störende Personen behindert. In dieser Übung beteiligte sich auch die Bereitschaftspolizei und sicherte den Einsatz ab (Sie hatten übrigens auch die Schauspieler der Störer gestellt). Denn eine Besonderheit der großen Landesverbandsübung ist die Gelegenheit, die Kooperation mit anderen Rettungsorganisationen zu trainieren. So war auch das Technische Hilfswerk (THW) mit schwerem Gerät vor Ort und hat die Gefahrenbeseitigung im Hafen unterstützt.
Die Logistiktruppe aus Sassenberg und Oelde war vor allem von den authentischen und sehr gut vorbereiteten Einsatzszenarien begeistert und spricht dem Landesverband ein großes Lob aus. Das realistische Training verbessert die Abläufe und sorgt dadurch für den sicheren Einsatz in wirklichen Katastrophenfällen. Die jährliche Landesverbandsübung bietet aber auch Gelegenheit, die Kontakte in die anderen Ortsgruppen zu vertiefen. Wenn benachbarte Ortsgruppen mit dabei sind, wie dieses Jahr Warendorf und Münster, ist es besonders schön. Für Sandra Fahlenbreder, die schon öfter an diesen Übungen teilnehmen durfte, fühlen sich die großen Übungen mittlerweile „wie ein Familientreffen“ an. Aber nach vier Tagen Feldbett und Tagesbeginn um halb sechs sind alle Vier froh, erstmal wieder zum normalen Alltag zurückzukehren.