Münsterland / Emscher-Lippe-Region. – Viele Wochenmärkte vor allem in kleinen und mittleren Kommunen haben verstärkt mit sinkenden Umsätzen und zurückgehender Attraktivität zu kämpfen. Um Kundschaft und Kaufleute zurückzugewinnen, empfiehlt Jens von Lengerke, Handelsexperte der IHK Nord Westfalen, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen und auf eine Kombination aus Versorgung, Atmosphäre und Konsum zu setzen. Als einen „guten und wichtigen Versuch“, aus einem Tief herauszukommen, nennt er in einem Gespräch mit der WDR-Lokalzeit Ruhr die Aktivitäten auf dem Markt in Gladbeck. Die Stadt hat kulinarische Aktionen ins Leben gerufen. Sie lockt mit Grünkohlessen, Marktfrühstück oder Weinproben, bei denen sich Händlerinnen und Händler mit ihren Erzeugnissen beteiligen.
Zwar schätzen Kunden die Qualität der Marktprodukte, doch die hat ihren Preis. „Viele müssen sparen, als Folge gehen die Umsätze zurück“, erläutert von Lengerke. Gerade auf Märkten unter der Woche klafften mitunter erhebliche Lücken zwischen den Ständen. Große Wochenmärkte wie in Münster finden dennoch ihre Besucher: „Angebot, Flair und Kaufkraft stimmen hier“. Die Menschen wollten nicht nur kaufen, sondern auch gleich vor Ort konsumieren. Märkte mit Event-Charakter funktionierten aber ebenso gut in kleineren Städten. „Live-Musik, ein Feierabendmarkt mit späteren Öffnungszeiten oder ein Wein-Tasting können für Belebung sorgen“, erklärt er. Zudem müssten jüngere Menschen und Familien gezielter angesprochen werden – zum Beispiel mit Spielmöglichkeiten für Kinder. Es lohne sich für Kommunen, in ihre Märkte zu investieren, sie seien „hochattraktiv auch für den touristischen Bereich“. Besucher eines Wochenmarkts nutzen außerdem auch die anderen Angebote, die eine Innenstadt bietet.
Das Angebot auf Märkten dünnt oft aus, weil langjährige Beschicker keine Nachfolger für ihren Stand finden. Deshalb empfiehlt von Lengerke, sich frühzeitig darüber Gedanken zu machen – „am besten fünf Jahre vor einem geplanten Rückzug“. Stehe niemand aus der Familie bereit, sollten Praktikanten oder Helfer am Marktstand eingebunden werden. „Dabei erleben sie, wie viel Spaß ein Markt machen kann“ – und dies nicht nur der Kundschaft, sondern auch den Kaufleuten.
Was für die Wochenmärkte gilt, trifft auch für die Zentren insgesamt zu. In der Standortkampagne „Das Gute findet Innenstadt“ bündelt die IHK Nord Westfalen ihre Aktivitäten für vitale Ortskerne. Dazu zählen reichweitenstarke Aktionen wie „Heimat shoppen“, Passantenfrequenz-Messungen, digitale Toolboxen für die Kommunen sowie Einzelhandels- und Zentrenkonzepte. In einem Positionspapier zur Innenstadtentwicklung macht die IHK Nord Westfalen zudem konkrete Vorschläge, um das Profil der Zentren zu schärfen, das Stadtmarketing zu stärken und die Nutzungsvielfalt zu gestalten. „Einzelhandel, Dienstleistungen, Gastronomie und Kultur gehören in die Mitte und alle Beteiligten an einen Tisch“, wirbt von Lengerke für ein Zusammenwirken sämtlicher Akteure zum Wohl der Innenstädte.
Gute Auswahl, viel Flair und eine Kundschaft mit Kaufkraft: Der Wochenmarkt in Münster lockt mittwochs und samstags viele Besucher auf den Domplatz.
Foto: Presseamt Münster / Angelika Klauser