Ihre Freude war (wie vermutlich auch später die Hopfenkaltschalen) im Wortsinne überschäumend: Die Milter Ehrengarde errang beim 68. Kreisehrengardentreffen am letzten Sonntag im August in der Rangliste „nur“ Platz vier, konnte aber, wegen des Reglements, das gerecht allen teilnehmenden Garden diese Möglichkeit bieten soll, die Wanderstandarte mit nach Hause ins Familiendorf nehmen und werden damit 2025 Ausrichter des nächsten Treffens sein. Nach ohrenbetäubendem Jubel, der sofort nach der Verkündung dieser Entscheidung einsetzte, legten sie noch eins drauf, erklommen die auf einem Anhänger erbaute Bühne und schaukelten sie derart hoch, das jedem Statiker eine Gänsehaut über den Rücken gekrochen wäre.
Ähnlich ohrenbetäubend wie der erste Milteraner Jubel waren die Resonanzen der weiteren Gewinner gewesen. Platz drei belegte die Damengarde Einen-Müssingen, knapp davor konnte sich die Ehrengarde des Bürgerschützenvereins Sassenberg platzieren. Den ersten Platz und damit Sieger des für Deutschland einzigartigen Wettbewerbs, belegte die Ehrengarde des Heimatverein Marienfeld. An diese Formation kann sich eigentlich jeder erinnern, der sie schon einmal gesehen hat. In straffer Marschformation, ganz dicht an dicht, erinnern sie ein wenig an die Römer in den Asterix Comics. Perfekt in Reih und Glied, die Uniformen nahtlos sitzend, die Augen konzentriert geradeaus – sie gewannen diesen Wettbewerb, der 1954 vom Warendorfer Schützenverein „Hinter den drei Brücken“ mit Stiftung der Wanderstandarte ins Leben gerufen wurde und den Altkreis Warendorf umfasst, nicht ohne Grund. In jenem Moment allerdings, als Hennes Bussmann, Präsident des stiftenden Vereins, sie am Sonntag zu Siegern erklärte, ähnelten sie doch mehr jenen Römern, durch die Asterix und Obelix wie ein Wirbelwind hindurch stürmen. Sie rissen die Arme in die Luft und auch das eine oder andere Pilum (lat.: Schwert, wie in jedem dieser Comics nachzulesen ist) flog dabei in die Luft.
Ein schöner Schlusspunkt unter eine perfekt arrangierte Veranstaltung, für die die Damengarde Einen-Müssingen verantwortlich zeichnete. Sie zählt sowohl zur Schützengilde Ems-Einen als auch zur Schützenbruderschaft St. Georg Müssingen, so dass das erstmalig vereinsübergreifenden d ausgerichtete Treffen sich über beide Orte zog: Am Sportplatz in Müssingen beginnend, mit langem Marsch, der die 100 Meter lange, von 33 Wertungsrichtern genau beobachtete Wertungsstrecke, einschloss, zum Schützenplatz in Einen. Die grandiose Veranstaltung mit über 1.200 Personen unterstrich einmal mehr die Bedeutung des Schützenwesens in der Region, speziell im Altkreis Warendorf.
Die Kommandeurinnen der Damengarde Einen-Müssingen Lisa Wiggering, Eva Lienkamp und Helen Museler begrüßten auf dem Sportplatz in Müssingen die Gäste (v.li.)
Die Ehrengarde des Heimatverein Marienfeld überzeugte die Wertungsrichter mit einem perfekten Wertungsmarsch
Die Schützenmädels aus Füchtorf waren bei den Wetten hoch gehandelt worden, mussten sich am Ende aber mit dem fünften Platz zufrieden geben
So sehen Sieger aus: Die Ehrengarde des Heimatverein Marienfeld nach Nennung ihres Namens
Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätten die Bühne abgerissen: Die Milter Ehrengarde, Gewinner der Wanderstandarte und damit Ausrichter des 69. Kreisehrengardentreffens im kommenden Jahr
Fotos: Rieder