Der Künstler als Grenzgänger: Kanjo Také ist ein Wanderer zwischen Kulturen. Der Deutsch-Japaner, der im spanischen Granada Malerei und in Berlin Visuelle Kommunikation und Fotografie studierte, vereint nicht nur unterschiedlichste Techniken wie Malerei, Fotografie, digitale Malerei, Collagentechnik oder Videokunst, sondern auch die asiatische mit der europäischen Formensprache.
Die inhaltliche Fusion von japanischer Tradition, abendländischer Gegenwart und biografischer Erfahrung mündet in einem vielschichtigen Oeuvre. Das für den Betrachter Sichtbare verweist auf das Hintergründige und lässt die verbindenden Elemente der einzelnen Ebenen erahnen.
Unter dem Titel „Beyond Abstraction“ präsentiert die Heinrich W. Risken Stiftung im westfälischen Versmold eine umfassende Retrospektive des Künstlers mit mehr als 30 ausgewählten Arbeiten. Aufgrund des großen Erfolges – zur Vernissage der Ausstellung waren rund 150 Gäste gekommen – wird die Ausstellung bis zum 30. November 2024 verlängert.
Zudem findet am Sonntag, dem 27. Oktober, um 11:30 Uhr eine Matinee auf dem Hartmannshof, einem historischen Gutshof am Rande des Teutoburger Waldes, statt mit musikalischem und rezitatorischem Begleitprogramm mit dem Musiker Friedel Viegener. Die Besucher dürfen sich auf die Rezitation von philosophischen Texten und Gedichten sowie auf Gesang freuen.
Der Titel der Ausstellung, „Beyond Abstraction“, verweist auf die Tiefe der Arbeiten Takés. Reales, für jeden Sichtbares wird verkürzt, abstrahiert und transformiert. Hierdurch erfährt die Wirklichkeit eine ästhetische Erweiterung, die subtil angedeutet und vom Betrachter erspürt werden kann. Die Verkürzung ist somit nicht Selbstzweck oder Vereinfachung, sondern ein Türöffner für die ästhetische Welt hinter der Realität. Emotionen, Spiritualität und Seele haben hier ihren unergründlichen Ort.
Eines von Kanjo Takés großen Themen ist die Transformation – in der Kunst wie in der Natur. So sind in seiner aktuellen Serie „Water Lilies“, die derzeit auf dem Hartmannshof in Versmold gezeigt wird, vielfach Libellen zu sehen, für Také ein Sinnbild für Transformation: „Gestern noch eine Larve, heute schon ein magisches Wesen.“ Was ihn interessiert, ist die sichtbare und unsichtbare Welt, die Welt, „die wir sehen und doch nicht sehen“.
Die Eröffnung der Ausstellung wurde begleitet von einer Konzertanten Lesung mit dem Titel „Über die Liebe zum Leben – Konzertante Lesung in Liedern und Gedichten“. Sopranistin Anne Klare, Jens Hamer am Klavier und Friedel Viegener(Schlagwerk) nahmen die Zuhörer mit auf eine Reise von der Romantik bis hin zur Gegenwart – mit romantischen Liedern berühmter Komponisten wie Clara und Robert Schumann, Gedichten von u.a. Rainer Maria Rilke und Bettina von Arnim sowie zeitgenössischen Texten aus Soziologie und Philosophie.
An die Seite der Farbwelten Takés gesellten sich somit Gedichte und Melodien, die den Besucher auf eine Reise in die Sphären hinter den Bildern entführten. Das individuelle ästhetische Erleben konnte an unterschiedliche künstlerische Impulse anknüpfen und erfuhr eine sprachlose erfüllende Wirksamkeit. Die verschiedenen Kunstgattungen eröffneten die Welt des Unsichtbaren, für die in ihrer Schönheit keine Worte zu finden sind.
Kanjo Také: BEYOND ABSTRACTION
Hartmannshof
Alter Salzweg 34
33775 Versmold
Besuch der Ausstellung nur nach Voranmeldung unter +49 (0)5424 299 100 oder per E-Mail an info@hwrisken-stiftung.de
Professor Dieter Ronte und Künstler Kanjo Také
v.l.n.r.: Kanjo Také, Anne Klare, Marion T. Carey-Yard und Friedel Viegener
Fotos: Angela von Brill / Heinrich W. Risken Stiftung.
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