Statement von Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen, zum Ausgang der US-Präsidentschaftswahl:
„Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl erhöht noch einmal den Druck auf die politischen Entscheidungsträger hierzulande, die Standortbedingungen für Unternehmen in Deutschland und der EU insgesamt zu verbessern. Sollte die zukünftige US-Regierung wie angekündigt Importzölle einführen, hat das erhebliche Auswirkungen auf den Welthandel. Insbesondere Deutschland als stark exportabhängige Volkswirtschaft wird dies spüren – und damit auch die Wirtschaft in unserem IHK-Bezirk, also im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region.
Aber auch unabhängig vom Ausgang der Wahl und den möglichen Strafzöllen war grundsätzlich vorher klar, dass sowohl Republikaner als auch Demokraten die Wettbewerbsfähigkeit der USA weiter stärken und die Abhängigkeiten vom Ausland – insbesondere von China – abbauen wollen – notfalls auch zu Lasten wichtiger Partner.
Ob und welche Zölle kommen, bleibt abzuwarten. Denn eine Verteuerung von Importen für US-Bürger und -Unternehmen führt auch zu negativen Auswirkungen für die USA selbst. Sie erschweren die Einfuhr von Maschinen aus Deutschland, die für die Re-Industrialisierung der USA benötigt werden. Vor allem aber führen sie zu einer höheren Inflation in den USA, die mittelfristig den Dollar gegenüber dem Euro schwächt.
Von Zöllen sind direkt die vielen Unternehmen betroffen, die in der Außenwirtschaft aktiv sind. Unternehmen zum Beispiel aus dem Maschinenbau, der im Kreis Warendorf und im Kreis Steinfurt besonders stark ist, haben häufig eine Exportquote von über 60 Prozent. Indirekt werden die negativen Auswirkungen aber die gesamte Wirtschaft treffen.
Mehr als 300 Unternehmen aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region haben direkte Beziehungen zu Geschäftspartnern in den USA. Der Auslandsumsatz, den die Unternehmen im Handel mit den USA erzielen, liegt bei 1,8 Milliarden Euro pro Jahr. Das sind etwa 8 Prozent des gesamten Auslandsumsatzes der Industrieunternehmen im IHK-Bezirk Nord Westfalen. Mehr als jeder vierte Arbeitsplatz in Nord-Westfalen hängt nach IHK-Angaben inzwischen direkt oder indirekt vom Exportgeschäft ab.
Umso wichtiger ist es jetzt, auf allen Ebenen alles dafür zu tun, Handelskonflikte zwischen der EU und den USA zu vermeiden und die internationalen Handels- und Investitionsbeziehungen bilateral zu vertiefen. Auch wir werden unsere persönlichen Kontakte in die USA und die Kontakte der gesamten IHK-Organisation mit den Auslandshandelskammern gemeinsam dazu nutzen, die Wirtschaftsbeziehungen nicht abreißen zu lassen. Der Fortbestand der transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen ist und bleibt wichtig für Deutschland und auch unseren IHK-Bezirk.
Dennoch: Die stark exportabhängige deutsche Wirtschaft ist umso mehr angewiesen auf ein wirtschaftlich souveränes Europa. Zur Stärkung der europäischen wie auch der regionalen Wirtschaft ist es aus Sicht der IHK wichtig, dass die EU jedes Potenzial nutzt, um die Attraktivität des europäischen Binnenmarktes wieder zu erhöhen und neue Handelsabkommen mit Ländern außerhalb der EU abschließt.“