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Die Wirtschaft schöpft neue Hoffnung: IHK-Konjunkturumfrage: Erwartungen an Bundesregierung

Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen (Foto: IHK)

Münsterland/Emscher-Lippe-Region. – Die Schwächephase der nord-westfälischen Wirtschaft hält an, viele Betriebe sind aber etwas positiver gestimmt, was ihre Zukunftserwartungen angeht. Das ist ein Ergebnis der Konjunkturumfrage der IHK Nord Westfalen. Unterm Strich legt der IHK-Konjunkturklimaindikator, der die Geschäftslage und die Geschäftsaussichten der Unternehmen in einem Wert ausdrückt, gegenüber der Umfrage zum Jahreswechsel um 2,6 Punkte auf 99,5 zu. Damit liegt er weiterhin deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 109.

„In den Unternehmen schwingt die Hoffnung mit, dass sich nach der Bundestagswahl etwas zum Besseren verändern wird“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel. Die neue Bundesregierung müsse deshalb jetzt möglichst schnell mit einem klaren Kurs und hoher Verlässlichkeit wieder für wettbewerbsfähige Standortbedingungen sorgen. „Viele Unternehmen stehen unter Druck, müssen über Stellenabbau oder Investitionen entscheiden“, verweist Jaeckel auf die Ergebnisse der IHK-Umfrage. Noch vor der Sommerpause, fordert er, „brauchen die Unternehmen ganz konkrete Entlastungssignale – zum Beispiel durch eine sofortige Senkung der Stromsteuer auf EU-Mindestniveau“.

Nur knapp über 22 Prozent der von der IHK befragten Unternehmen bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als gut, mehr als 24 Prozent als schlecht. Mit „befriedigend“ bewerten 53 Prozent die Lage. Die Situation der Industrie hat sich aktuell weiter zugespitzt. Hier berichten 44 Prozent von schlechten Geschäften. „Das wirkt sich auch auf nachgelagerte Dienstleister aus“, erläutert Jaeckel. Sie sind laut Umfrage überwiegend noch zufrieden mit ihrer Situation, registrieren aber insgesamt eine stagnierende Geschäftsentwicklung. Händler und konsumnahe Dienstleister spüren wiederum die Konsumzurückhaltung der privaten Haushalte. Wie in der Industrie bezeichnen auch im Handel nur 15 Prozent der Befragten ihre Geschäftslage als „gut“.

„Erfreulich“ ist für Jaeckel, dass die konjunkturellen Perspektiven weniger skeptisch beurteilt werden. Gerade in der krisengeplagten Industrie überwiegt aktuell der Anteil der optimistischen gegenüber den pessimistischen Stimmen, nämlich im Verhältnis von 28 zu 15 Prozent. Über alle Branchen hinweg erwarten knapp 20 Prozent bessere Geschäfte. Rund 19 Prozent erwarten eine schlechtere Geschäftslage, das sind sieben Prozentpunkte weniger als zum Jahreswechsel.

„Die Wirtschaft schöpft offenbar wieder etwas Hoffnung und setzt offensichtlich auf den staatlichen Konjunkturimpuls durch das beschlossene Finanzpaket“, erklärt der IHK-Hauptgeschäftsführer. Mit den erweiterten finanziellen Handlungsspielräumen ließen sich konjunkturelle Impulse setzen. „Doch damit allein ist es nicht getan. Eine bloße Erhöhung der Staatsausgaben löst die strukturellen Probleme nicht“, mahnt er. Die Bundesregierung solle ihre Ankündigungen aus dem Koalitionsvertrag jetzt konsequent umsetzen, darunter die Entlastung bei den Energiekosten sowie Sonderabschreibungen. „Eine Unternehmenssteuerreform ab 2028 kommt zu spät“, kritisiert Jaeckel.

Vor allem müsse die Bundesregierung bessere Bedingungen für unternehmerische Investitionen schaffen. „Die Zurückhaltung der Unternehmen ist besorgniserregend, eine Kehrtwende längst überfällig“, erklärt Jaeckel und untermauert die Notwendigkeit mit aktuellen Zahlen: Nur 27 Prozent der Betriebe planen höhere Investitionsausgaben, besonders defensiv zeigt sich die Industrie – jeder zweite Betrieb fasst hier eher Rationalisierungen ins Auge. Unter Druck könnte auch der Arbeitsmarkt geraten. Zwar sieht sich mehr als jeder zweite Betrieb mit Fachkräftemangel konfrontiert, vor zwei Jahren nannten aber noch knapp drei Viertel der Befragten dieses Problem. Dagegen plant gut jedes fünfte Unternehmen Freistellungen. Vor allem in der Industrie muss mit einem Stellenabbau gerechnet werden. Jaeckel folgert: „Die Regierung muss in den nächsten Wochen die Weichen stellen: die Bürokratie entschlacken, Investitionen erleichtern, Energiekosten senken sowie Genehmigungs- und Planungsverfahren beschleunigen.“

Der Konjunkturbericht und weitere Informationen unter www.ihk.de/nw/konjunktur.

„Die Wirtschaft schöpft Hoffnung“, sagt Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen.

Foto: Mensing/IHK Nord Westfalen