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Christophorus-Haus feiert 30-Jähriges: Ein Zuhause mit „positivem Grundchaos“ 

Ennigerloh. Die Liebe zum Fußball verbindet sie – zumal Franz-Josef Predeick und Jan Wallert beide Dortmund-Fans sind. Dass der eine fast 70 und der andere gerade erst 30 geworden ist, spielt für die Bewohner des Christophorus-Hauses in Ennigerloh keine Rolle. Vielleicht, weil die Männer mehr teilen als nur die Liebe zum Fußball: Sie packen beide gerne zu und machen sich nützlich.

Und helfende Hände werden in dem Haus, in dem 36 Menschen mit Behinderung leben, immer gebraucht. „Wenn unser Hausmeister Unterstützung sucht, dann sind Jan und Franz-Josef sofort zur Stelle“, erzählt Laura Hüsken, die die Leitung des Hauses innehat, das vor 30 Jahren vom Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf gegründet wurde. Damals war die 29-Jährige noch nicht geboren – aber Franz-Josef Predeick zählte schon 1995 zu den ersten Bewohnern der Caritas-Einrichtung. Der 69-Jährige freut sich auf das Jubiläum, das im Sommer groß gefeiert werden soll – unter anderem mit einer Bootstour auf dem Möhnesee und einer Party, die vom Spielmannszug Enniger und der Oelder Coverband Millrock mitgestaltet wird.

„Das Schöne bei uns ist, dass wir gute Drähte zu den heimischen Vereinen und Akteuren haben“, unterstreicht die Caritas-Mitarbeiterin. So hatten die Bewohner in diesem Jahr einen eigenen Karnevalswagen gebaut, der – nach Abnahme durch den TÜV! – auch beim Umzug dabei war. 

Jan Wallert, der ein echter Technik-Freak ist, kann in vielen Fällen mit seinem Technik-Knowhow helfen – und sei es als DJ bei der Silvester-Party im Haus. Der 30-Jährige arbeitet bei den Freckenhorster Werkstätten im Bereich der Gärtnerei. Aktuell ist er vor allem bei der Grabpflege im Einsatz. In der Freizeit beschäftigt Jan sich gerne mit seiner Playstation, verfolgt Aktienkurse. Oder er befragt Alexa und lernt mit Hilfe der virtuellen Sprachassistentin zum Beispiel, dass Washington die Hauptstadt der USA ist. Zusammen mit Wohnheimleiter Manfred Lensing-Holtkamp engagiert Jan Wallert sich auch beim Nabu und baut beispielsweise Nistkästen für Vögel.

Franz-Josef Predeick, der eigentlich nicht für seinen grünen Daumen bekannt ist, hat bei den Werkstätten mehr als 20 Jahre überwiegend im Bereich der Montage gearbeitet. Aber wenn es heute im Christophorus-Haus darum geht, Laub zu harken oder den Rasen zu mähen, dann ist der 69-jährige Rentner gleich zur Stelle. „Ich mache alles“, sagt Predeick und strahlt: „Alles gefällt mir.“  Unter anderem ist der 69-Jährige auch als Senioren-Messdiener im Einsatz.

Das Zusammenleben sehr unterschiedlicher Menschen (die Jüngste ist 25, der Älteste 69) sei nicht immer leicht, räumt Jan Wallert ein, der selbst ein offener Typ ist und sich auf verschiedene Charaktere einstellen kann. „Bei uns ist auf jeden Fall jeder Tag anders“, ergänzt Laura Hüsken und schmunzelt: „Wir haben hier ein positives Grundchaos.“ Sie selbst lerne viel von den Bewohnern. Das offene und ungefilterte Feedback schätzt sie am meisten. „Vor einigen Tagen hieß es noch: Oh Laura, du siehst aber geschafft aus“, erzählt die 29-Jährige und wirft Jan einen fröhlichen Blick zu: „Ihr haltet uns sehr ehrlich den Spiegel vor.“ Der 30-Jährige nickt und antwortet: „Wir sind ein Zuhause. Man darf hier auch traurig oder wütend sein.“

 

40 Jahre trennen Franz-Josef Predeick (l.) und Jan Wallert. Die beiden Bewohner des Christophorus-Hauses in Ennigerloh verstehen sich trotzdem prächtig. Auch die gemeinsame Liebe zum Fußball macht’s möglich. Foto: Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf

Wollen das 30-jährige Bestehen des Christophorus-Hauses zünftig feiern (v.l.): Laura Hüsken (Hausleitung), Franz-Josef Predeick und Jan Wallert (Bewohner) sowie Manfred Lensing-Holtkamp (Leiter mehrerer Häuser in Trägerschaft des Caritasverbandes). Foto: Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf

Fotos: Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf e. V.

 

30 Jahre Christopherus-Haus

Das Christophorus-Haus in Ennigerloh feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Die ersten Bewohner zogen Ostern 1995 in die Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung ein. Damals gab es 49 Plätze im Haus, das vom Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf getragen wird. Zwischenzeitlich wurden mehrere Wohnheim-Plätze umgewandelt. So gibt es seit 2004 eine Außenwohngruppe. In dieser Gruppe leben die Bewohner wie in einer WG, erhalten aber Unterstützung durch Fachkräfte. Eine weitere Wohngruppe des Christophorus-Hauses wurde 2011 umgewandelt und zum Domizil für das neu gegründete Lummerland. Dort können Kinder und Jugendliche mit Behinderung kurzzeitig wohnen, wenn die Eltern zum Beispiel krank oder im Urlaub sind. Durch diese Umstrukturierung reduzierten sich die Zahl der Plätze im Langzeitbereich auf 35. Im Jahr 2012 wurde eine Außenstelle des Christophorus-Hauses an der Alleestraße in Ennigerloh begründet. Dort stehen elf Plätze zur Verfügung. Anfang 2025 erfolgte  der Umzug des Lummerlandes auf den Hof Lohmann in Freckenhorst. Weil dadurch Plätze frei geworden sind, bietet das Christophorus-Haus jetzt auch Kurzzeitwohnen an.