
„Ich bin ein Fisch und habe Kiemenatmung“ – Eine Hommage an ein interdisziplinäres Lebenswerk – Retrospektive der Künstlerin rosalie.
„Wer die Rose zum identitätsbildenden Zeichen macht, muss der Welt wohlgesonnen sein“, (Dr. Günter Baumann, Kunstwissenschaftler).
Unter dem Titel „Ich bin ein Fisch und habe Kiemenatmung“ zeigt die Heinrich W. Risken Stiftung vom 7. Juli bis zum 5. Oktober 2025 eine umfassende Retrospektive der Künstlerin rosalie. Die Schau im Hartmannshof, einem historischen Gutshof am Fuße des Teutoburger Waldes, würdigt das vielschichtige Schaffen der Malerin, Bildhauerin, Bühnenbildnerin und Lichtkünstlerin.
Die Künstlerin rosalie (1953–2017) zählt zu den international prägenden Stimmen der zeitgenössischen Bühnenbild-, Licht- und Installationskunst. Mit ihren Arbeiten für Oper, Ballett, Schauspiel und Film formte sie die visuelle Sprache des Theaters entscheidend mit. Auch jenseits der Bühne war sie präsent: Ihre Lichtinstallationen und multimedialen Raumkonzepte wurden in namhaften Museen, Galerien und auf internationalen Festivals gezeigt. In ihren Werken verschmolzen Musik, Bewegung, Licht und Raum zu immersiven Gesamtkunstwerken – oft in Zusammenarbeit mit renommierten Regisseuren, Choreografen und Komponisten.
Innerhalb ihres facettenreichen Œuvres wurde vor allem die Lichtkunst ab 2006 zu einem zentralen Thema. Zeitgenössische Materialien, Technologien von größter Komplexität und digitale Medien bildeten die Basis, aus denen rosalie „neue Universen des Lichts“ (Peter Weibel, Vorstand ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe) hervorbrachte.
„rosalie hat mit den […] Möglichkeiten des Lichts als Gestaltungsmittel […] den Tresor des Lichts für kommende Generationen geöffnet. Man könnte die Arbeiten von rosalie LightScapes – Lichtlandschaften – nennen“, so Weibel.
Die Retrospektive im Hartmannshof zeigt einen Querschnitt aus ihrem vielschichtigen Werk: Neben Lichtskulpturen werden Gemälde, Objekte, Graphiken und Konzeptblätter zu Bühnenbildern und Kostümen wie z. B. zum „Ring des Nibelungen“ präsentiert. Eine Videoproduktion rundet die Schau ab und knüpft an die legendäre lichtsicht an, bei der dieses Werk rosalies bereits 2015 vertreten war.
Eines der Ausstellungshighlights ist die Lichtskulptur “Mahler 8“, die anlässlich der Aufführung von Gustav Mahlers Symphonie Nr. 8 in der 2017 gerade neu eröffneten Elbphilharmonie entstanden ist. Gezeigt wird das Modell der Programmierungsphase, an dem rosalie die Lichtkomposition im Maßstab 1:10 entwickelt hat. Es befindet sich im Besitz der Heinrich W. Risken Stiftung und ist dauerhaft auf dem Hartmannshof installiert. „Dadurch, dass Mahlers Klangarchitektur in rosalies Lichtraum visuell erfahrbar wird, ergeben sich synästhethische Bezüge in einer atmosphärisch dichten Licht-Ton-Dramaturgie,“ so die Kunsthistorikerin Dr. Annette Georgi im Katalogtext der Ausstellung.
Die facettenreiche Ausstellung macht das visionäre Denken und den künstlerischen Innovationsgeist rosalies eindrucksvoll erlebbar. Weibel: „rosalie spricht eine universale Kunstsprache. Wir verdanken es dem Genie von rosalie, dass sie tatsächlich imstande ist, Kunstschönes zu produzieren, das aussieht wie Naturschönes.“
Kuratiert wird die Ausstellung von Thomas Jürgens, Leiter des Atelier rosalie, und der Kunsthistorikerin Dr. Annette Georgi. „Im Hartmannshof finden wir eine zarte Andeutung dessen, was diese Ausnahmekünstlerin geschaffen hat“, so Dr. Annette Georgi.
Über die Künstlerin
Die 1953 in Gemmrigheim am Neckar geborene Künstlerin studierte zunächst Germanistik und Kunstgeschichte, anschließend Malerei, Grafik und Plastisches Arbeiten an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. 1982 war rosalie mit einer Installation auf der documenta 7 in Kassel vertreten. Seit 1995 hatte sie an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main einen eigenen Lehrstuhl für Bühnen- und Kostümbild inne.
rosalie wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. 2008 mit dem Europäischen Kulturpreis für ihr künstlerisches Gesamtwerk und 2013 mit dem Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg.
Einen Meilenstein ihres Wirkens markierte die Ausstattung der Oper „Der Ring des Nibelungen“ bei den Bayreuther Festspielen 1994 in der Regie von Alfred Kirchner – eine Inszenierung, die bis heute nachwirkt. rosalie ist bislang die einzige Frau, die an diesem traditionsreichen Ort für Bühne und Kostüm zuständig war. Auf dem Hartmannshof sehen Sie Modelle ausgewählter Aufzüge in Dialog mit Konzeptblättern, die die Arbeitsweise der Künstlerin nachvollziehbar machen.
Die Ausstellung nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise in rosalies leuchtende Bildwelten – voller Farbe, Rhythmus und überraschender Momente. Ein sinnliches Erlebnis, das staunen lässt und lange nachklingt.
Neonrose 1997, Neon-Lichtobjekt, ca. L 7,5 m B 1,05 m; Fotografin: Angela von Brill; Rechte: Heinrich W. Risken Stiftung
im Hartmannshof, Alter Salzweg 34, 33775 Versmold
Ich bin ein Fisch und habe Kiemenatmung
Eine Retrospektive von rosalie
– 07.07.2025 – 05.10.2025
– Besuchszeiten NUR nach Voranmeldung
– freitags von 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr und samstags von 10:00 Uhr bis 16:00 Uhr
– montags bis freitags von 08:30 bis 17:00 Uhr: +49 (0) 5424 299 100
– oder per E-Mail unter: info@hwrisken-stiftung.de