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Waldemar Esau arbeitet jetzt im Seniorenheim: „Ich wollte raus aus der Werkstatt“

Es hat vom ersten Moment angepasst. „Mir gefällt hier alles“, strahlt Waldemar Esau. Der 34-Jährige arbeitet seit März im Elisabeth-Tombrock-Haus, einem Seniorenheim in Ahlen. Zuvor war Esau viele Jahre in den Freckenhorster Werkstätten tätig, einer Einrichtung des Caritasverbandes im Kreisdekanat Warendorf. Aber der Job dort füllte ihn nicht aus. „Ich wollte raus aus der Werkstatt“, erzählt Waldemar Esau. Mit Unterstützung von Job-Coach Ulrich Pöhler hat er es geschafft. Pöhler ist einer von sieben Jobcoaches, die bei den Freckenhorster Werkstätten Praktikums- und Außenarbeitsplätze in Unternehmen vermitteln. 

„Wir merken, dass Herr Esau sich bei uns wohlfühlt“, freut sich auch Käthe Winkelmann, die den Bereich Hauswirtschaft im Elisabeth-Tombrock-Haus leitet. Sie hat in den letzten Jahren bereits zwei andere Mitarbeiter, die von den Freckenhorster Werkstätten kamen, in das Team aufgenommen. Ganz selbstständig arbeiten können die ehemaligen Werkstatt-Beschäftigten zwar nicht. Denn: „Wir vermitteln ja keine Fachkräfte, sondern Unterstützung für verschiedene Arbeitsbereiche“, erläutert Ulrich Pöhler. Der Job-Coach betont, dass Menschen wie Waldemar Esau, die den Schritt in den ersten Arbeitsmarkt wagen, ein lebenslanges Rückkehrrecht in die Werkstatt haben. Ein Weg, den der 34-jährige Esau nicht gehen will. Und auch in der Ahlener Senioreneinrichtung wird der neue Kollege wegen seiner „super Unterstützung“ vom Team geschätzt. „Es fällt auf, wenn dieser Mitarbeiter fehlt, hebt Einrichtungsleiterin Silvia Keggenhoff in einer Pressemitteilung des Caritasverbandes hervor.

Waldemar Esau freut sich vor allem über den guten Kontakt, den er zu den Bewohnerinnen und Bewohnern hat, wenn er beispielsweise frische Wäsche auf die Zimmer bringt oder Erfrischungsgetränke verteilt. „Ich habe mich allerdings auch schon verlaufen“ erzählt er und schmunzelt. Kein Wunder: Mit aktuell 148 Bewohnern und 33 Tagespflege-Gästen ist das Haus groß. Esau ist hier vor allem für Hol- und Bringdienste verantwortlich. Außerdem kümmert er sich um die Vogelvolieren und hilft, Räume für besondere Veranstaltungen vorzubereiten.

Jobcoach Ulrich Pöhler hat mit Waldemar Esau wenig Arbeit. Denn die Einarbeitung klappte auf Anhieb. Sollte es sich anders entwickeln, stünde Pöhler jedoch als fester Ansprechpartner immer zur Verfügung – sowohl für den ehemaligen Werkstatt-Beschäftigten als auch für das Seniorenheim.

Aktuell arbeiten in den Freckenhorster Werkstätten ungefähr 1460 Beschäftigte. 70 dieser Arbeitsplätze sind ausgelagert. „Im Schnitt der letzten Jahre konnten wir neun Beschäftigte pro Jahr in den ersten Arbeitsmarkt vermitteln“, zieht Pöhler Bilanz. In diesem Jahr werde eine so hohe Integrationszahl wohl nicht erreicht werden können. Laut dem Job-Coach der Freckenhorster Werkstätten stellen viele Betriebe wegen der unsicheren Wirtschaftslage nur zögerlich neue Mitarbeiter ein.

Dabei erhalten Unternehmen, die Werkstatt-Beschäftigte einstellen, finanzielle Unterstützung. Mindestens 50 Prozent des Lohnes (der nach Tarif gezahlt wird) übernimmt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Die Fördermaßnahmen sind allerdings zeitlich begrenzt und können maximal 70 Prozent der Lohnkosten ausmachen.

Bei Bedarf hätte Waldemar Esau seinen Job-Coach sogar ganze Tage an der Seite gehabt – eben damit er nach einer gewissen Einarbeitungszeit seine Aufgaben besser schafft. Aber zum Glück war das nicht nötig. Einrichtungsleiterin Keggenhoff betont: „Wir merken, dass Herr Esau gerne bei uns arbeitet. Es ist pünktlich und zuverlässig. Das läuft super.“

Waldemar Esau (2.v.l.) passt gut ins Team des Elisabeth-Tombrock-Hauses in Ahlen, wo er seit März tätig ist. Der ehemalige Werkstatt-Beschäftigte konnte dank der Unterstützung seines Job-Coaches Ulrich Pöhler (r.) in den ersten Arbeitsmarkt wechseln. Das Foto zeigt ferner von links das Team des Seniorenheims: Einrichtungsleiterin Silvia Keggenhoff, Käthe Winkelmann (Hauswirtschaftsleitung) und ihre Stellvertreterin Andrea Kontek.

Foto: Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf e. V.