
Am 04. November veranstaltet die Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Warendorf zusammen mit Martina Brinkhaus von der Selbsthilfegruppe für Anorexie-Angehörigengruppe (Warendorf) und Nicole Görges von der Kontakt- und Beratungsstelle des Sozialpsychiatrischen Dienstes (SPDi) im Kreis Warendorf eine Veranstaltung zum Thema “Anorexie – Wenn das “Essen zum (lebensbedrohlichen) Problem wird”.
Die Erkrankung Anorexie nervosa, bekannt auch als Magersucht, ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung. Bei einer Anorexie leiden Betroffene unter starkem Gewichtsverlust oder anhaltendem Untergewicht. Trotz der zum Teil extremen Schlankheit nehmen sich Anorexie-Betroffene selbst als unförmig und zu dick wahr, ihre Gedanken kreisen permanent um das Essen, das Gewicht und die Figur. Aus Angst vor einer Gewichtszunahme und einem Kontrollverlust schränken sie sich beim Essen immer mehr ein, zählen jede Kalorie und entwickeln Rituale, um das Essen noch besser zu kontrollieren und einzuschränken. Einige Betroffene betreiben zum Teil intensiven Sport oder nutzen Medikamente zur Gewichtsabnahme. Oft ist die Anorexie keine Einzelerkrankung. Andere psychischen Störungen wie Zwangserkrankungen, Angststörungen und Depressionen spielen bei der Magersucht eine große Rolle.
Laut AOK und DAK haben Essstörungen wie die Anorexie vor allem bei jungen Menschen deutlich zugenommen. Dabei sind Mädchen häufiger betroffen als Jungen, aber auch hier steigt die Zahl der Erkrankten. Als ein Hauptgrund wird die Pandemiezeit angesehen. Einsamkeit, Kontrollverlust, Selbstzweifel und viel Zeit durch Kontakteinschränkungen führten zur vermehrten Nutzung von Social Media mit fragwürdigen Idealen und dem Trend zur Selbstoptimierung. Denn nach wie vor gilt: Wer dünn ist, ist erfolgreich, hat sich unter Kontrolle und entspricht dem gängigen Schönheitsideal.
Nicht nur für die Betroffenen ist das Leben mit der Erkrankung herausfordernd. Die Anorexie betrifft auch das familiäre und soziale Umfeld, hat Auswirkungen auf den Alltag, Freizeit, Schule und Beruf. Große Sorgen um die erkrankte Person und die Frage, welche Unterstützung angemessen und richtig ist, beschäftigen das Umfeld. Diese Erfahrungen hat auch Martina Brinkhaus gemacht. Das Thema Essstörungen begleitet sie seit langem: Ihre Schwester erkrankte an der Essstörung Bulimie, einer Ess-Brecht-Sucht, und ihr Sohn litt unter Magersucht. 2024 ist ihr Sohn an den Folgen der Erkrankung
verstorben. Um sich mit anderen über die Krankheit auszutauschen, hat Martina Brinkhaus vor über zwei Jahren eine Anorexie-Selbsthilfegruppe gegründet, die sich regelmäßig in Warendorf trifft. Wichtig ist ihr „ein ehrlicher Austausch über die Gefühlsebene der Angehörigen und eine realistische Perspektive in Bezug auf die Krankheit und Dauer zu gewinnen und dabei die eigene Fürsorge nicht aus dem Blick zu verlieren.“ Neben den Gesprächen lädt die Gruppe immer wieder Fachleute zu den Treffen ein. Inzwischen ist auch Martina Brinkhaus selbst zur „Expertin in eigener Sache“ geworden und gibt Informationen bei verschiedenen Veranstaltungen weiter. Dabei spricht sie auch immer von ihren persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen.
Eine Gelegenheit, mit Martina Brinkhaus ins Gespräch zu kommen, bietet sich bei der Informationsveranstaltung am 04. November im FreiRaum zum Thema „Anorexie – wenn das Essen zum (lebensbedrohlichen) Problem wird“. Neben einem Vortrag von Martina Brinkhaus und der Gelegenheit des Austausches begleiten Nicole Görges von der Kontakt- und Beratungsstelle des Sozialpsychiatrischen Dienstes (SPDi) im Kreis Warendorf und Christiane Vollmer von der Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Warendorf den Abend. Nicole Görges wird über die Angebote des Sozialpsychiatrischen Dienstes informieren und von ihren Erfahrungen in der Arbeit mit Anorexie-Betroffenen und deren Angehörigen berichten. Christiane Vollmer steht für Fragen rund um das Thema Selbsthilfe zur Verfügung.
Ort des Informations- und Austauschabends ist die Begegnungsstätte FreiRaum, Münsterstraße 27 in Warendorf. Die Veranstaltung findet am 04.11.2025 von 19:00 bis 21:00 Uhr statt und ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Interessierte können sich bei Fragen im Vorfeld an Martina Brinkhaus wenden unter 0157 33 18 38 02.
Foto: Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Warendorf