Draußen ist es ein wenig usselig. Novembergrau, feuchte Luft, früher Abend. Mitten in Sassenberg strahlt bereits eine Lichterkette über der Straße, die Vorweihnachtszeit hat begonnen. In der Kleinen Herxfeldhalle denkt Susi Wittkamp schon an die Weihnachtszeit, wie sie zugibt, und sie ist nicht die Einzige. Aber Nikolause und Christkindchen sind hier nirgendwo zu entdecken. Stattdessen bunte Hippies, Raubkatzen, Schützen und – sicher nur aus Vorsicht, falls etwas passiert – viel medizinisches Personal, Schwestern, Ärzte, Pfleger.
Um 19:33 Uhr passiert tatsächlich etwas und die Kleine Herxfeldhalle brennt ein mehrstündiges Feuerwerk ab. Nicht etwa wegen Silvester, sondern weil eine Stimmungsrakete der anderen folgt. Einige explodieren laut, einige erst leise und zünden dann spät, aber Volltreffer sind sie alle. Im Mittelpunkt des Programms beim Prinzessinnenball für die amtierende Prinzessin des Sassenberger Karnevalsclubs (KCK), Prinzessin Diana I., steht dabei die medizinische Versorgung. Deshalb auch das viele entsprechende Personal. Und weil Gynäkologin Frau Dr. Ritze, Urologin Frau Dr. Flutschfinger und Gastroenterologe Dr. Rectum ihre Untersuchungen live auf der Bühne vorführen, muss die Berichterstattung darüber sehr behutsam vorgehen, denn es könnten Jugendliche unter 18 Jahren diese Zeilen auch noch vor 22 Uhr lesen.
Nach der Begrüßung durch Präsidentin Anja Wiens, in der sie sich bei zahlreichen Helfenden bedankt und den anwesenden Schützenthron mit einem „Horrilau“ begrüßt, tritt auch gleich die Urologin (Silvia Stratmann) zur ersten Untersuchung bei Matthis Frense an, der sich, als Mann über 50, mit den jetzt sinnvollen Routineuntersuchungen nicht so ganz anfreunden kann. Probleme mit der Potenz habe er nicht, versichert er, „braucht man ja nicht mehr so oft“. Die anschließende Untersuchung reißt das Publikum bereits von den Stühlen, schließlich geht es dabei ja auch um Matthis’ Po.
Um den geht es auch bei den Hesselperlen, die ein schweißtreibendes und Lachmuskel ermüdenden Bauch, Beine Po auf die Bühne der fast voll besetzten Herxfeldhalle bringen. Definitiv und ganz bewusst nicht ganz so elegant wie die Tänze, die Tanzmariechen Sophia Randjelovic und später auch Tanzmariechen Melina Schulte zeigen. Grandiose tänzerische Leistungen zeigen auch die Teenies und die Blau Weißen Funken. Ebenfalls grandios und ein absoluter Abräumer: Der neue Hofsänger des KCK, Wehrführer Matthias (Matze) Freese, der sonst eher Feuer löscht, aber an diesem Abend bei seinem perfekten Auftritt literweise Öl ins karnevalistische Feuer gießt. Seine Version von Rio Reisers bekanntestem Song lautet hat den Refrain „Das alles und noch viel mehr, würd‘ ich machen, wenn ich Prinz an der Hessel wär“. Eine Zugabe als „Möbelstück“ bleibt nicht aus.
Absolute Brüller schließlich die Aufgaben der Ärzte. Wir verschweigen höflich den Dialog von Dr. Ritze mit ihrer Patientin und auch was Dr. Rectum alles entdeckt. Mit die größten Brüller des Abends sicherlich der Schützenfestalbtraum des amtierenden Throns und das Stefan Waggershausen Duett von Dr. Flutschfinger und Matthis: „Beim ersten Mal tat’s noch weh…“ mit dem beruhigenden Ende: „Schon ist es wieder vorbei, man nehme statt drei Fingern nur noch zwei“.
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Fotos: Rieder

