Im Anschluss an einen Diskussionsvormittag am Paul-Spiegel-Berufskolleg war die Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen Sabine Leutheusser-Schnarrenberger am Donnerstag, 5. September 2024 bei Bürgermeister Peter Horstmann zu Gast. Bei dem informativen Austausch wurde die Bildungsarbeit zur Bekämpfung des gerade unter jüngeren Menschen zunehmenden israelbezogenen Antisemitismus ebenso beleuchtet, wie die Herausforderungen in der alltäglichen Arbeit gegen Antisemitismus seit dem Terrorakt vom 7. Oktober 2023.
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und ihr Büro pflegen ein enges Netzwerk mit jüdischen Gemeinden, zivilgesellschaftlichen Organisationen, Erinnerungsstätten, Bildungseinrichtungen, Universitäten, Schulen aber auch mit Wissenschaft, Staatsanwaltschaften und staatlichen Institutionen.
Entsprechend eindrücklich waren die Schilderungen des zunehmenden Antisemitismus in Nordrhein-Westfalen, der sich insbesondere in den Sozialen Medien bahn breche und zu verfestigten oder gar bedrohlichen Vorurteilen gegenüber Jüdinnen und Juden unter jungen Menschen führe. Insbesondere seit dem Terrorakt des 7. Oktober 2023 und im Zuge des Nahostkrieges zeige sich auf Plattformen wie TikTok eine immer größere Ablehnung Israels sowie des jüdischen Glaubens und Lebens in unserem Land.
Das A und O sei daher eine engagierte und kontinuierliche Bildungsarbeit, die Begegnungen und eine persönliche Ansprache ebenso in den Mittelpunkt stellt wie einen gleichberechtigten, respektvollen aber auch kritischen Meinungsaustausch zu Antisemitismus, antimuslimischen Rassismus wie auch zum Nahostkonflikt.
Während des Gesprächs – an dem neben Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Bürgermeister Peter Horstmann auch Delia Schwamborn (Referentin im Büro der Antisemitismusbeauftragten des Landes NRW), Regina Höppner (Dezernentin Bürgerdienste), Wolfgang Türk (Leiter Kulturamt), André Auer (Teamleiter Veranstaltungen und Stadtwerbung) und David Graubner (Persönlicher Referent des Bürgermeisters) teilnahmen – herrschte Einvernehmen, dass neben den Schülerinnen und Schülern auch Lehrkräfte, Eltern und die gesamte Zivilgesellschaft mit seriösen und fundierten Informationsmaterialien und Bildungsangeboten darin unterstützt werden müssen, der Hetze im Alltag ebenso wie im Internet entschlossen entgegentreten zu können. Die aktuellen Entwicklungen zeigten, dass die Unantastbarkeit der Menschenwürde immer häufiger in Frage gestellt werde. Dieser erschreckenden Erosion müsse aus allen Teilen der Gesellschaft und auf allen Kanälen entschieden und überzeugend entgegengetreten werden.
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger betonte in diesem Zusammenhang, dass Angebote wie des Zweitzeugen e.V., der Servicestelle SABRA oder des Begegnen e.V. – der muslimischen, jüdischen und christlichen Jugendlichen u.A. mit interreligiösen Bildungsreisen ein gegenseitiges Kennenlernen ermöglicht – davon zeugten, dass unsere Gesellschaft zunehmender Feindlichkeit und Diskriminierung nicht wehrlos gegenüberstehe. Es sei jedoch elementar, dass diese Angebote bekannter werden, die Menschen vor Ort diese auch in Anspruch nehmen und die öffentliche Hand engagierte Personen bei der Umsetzung unterstützt. Hierzu stehe ihr als Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen ein gewisses Budget zur Verfügung, dass ihr Förderungen ermögliche, um beispielsweise Schulen im Rahmen ihres Bildungsauftrags neuartige Angebote wie einen virtuellen Besuch der Gedenkstätte Auschwitz zu ermöglichen.
Auch Bürgermeister Horstmann betonte die Bedeutung der lokalen Bildungsarbeit, die jungen Menschen beispielsweise durch das Projekt Stolpersteine vor Augen führe, welch unermessliches Leid die menschenverachtende Ideologie des nationalsozialistischen Regimes auch für ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner Warendorfs mit sich brachte. Als Geburtsstadt Paul Spiegels trage man nicht nur als Institutionen, sondern auch als Privatperson und Zivilgesellschaft besondere Verantwortung daran mitzuwirken, dass sich Jüdinnen und Juden in Warendorf und Deutschland sicher und zuhause fühlen.
Zum Abschluss bedankte sich Bürgermeister Horstmann bei Sabine Leutheusser-Schnarrenberger für die zahlreichen Hinweise und Anregungen, die in Kooperation mit den Warendorfer Bildungseinrichtungen zu weiteren Angeboten vor Ort führen könnten. Er zeigte sich erfreut über das beiderseitige Interesse, den gemeinsamen Austausch lebendig zu halten und die Kooperation zwischen der Antisemitismusbeauftragten des Landes NRW und der Stadt Warendorf weiter auszubauen.
v.l.: David Graubner (Persönlicher Referent des Bürgermeisters), Regina Höppner (Dezernentin Bürgerdienste), André Auer (Teamleiter Veranstaltungen und Stadtwerbung), Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen), Wolfgang Türk (Leiter Kulturamt) und Bürgermeister Peter Horstmann
Foto: Stadt Warendorf