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Aus Zuflucht wird Heimat

Vor 75 Jahren kamen die ersten Vertriebenen aus Stadt und Kreis Reichenbach (Schlesien) nach Warendorf und fanden dort unfreiwillig eine neue Heimat. Nicht allein aus Pflichtgefühl, sondern aus tiefer Überzeugung und Solidarität übernahm die Stadt Warendorf am 28.04.1951 die Patenschaft für die Stadt Reichenbach – heute Dzierzoniów.

Nachdem das alle zwei Jahre in Warendorf stattfindende „Reichenbacher Treffen“ im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen musste, war es Bürgermeister Peter Horstmann ein besonderes Anliegen, auch in diesem Jahr gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Heimatbundes Kreis Reichenbach (Eulengebirge), dem Warendorfer Heinz Pieper, an das Schicksal der Vertriebenen zu erinnern und Blumen am Gedenkstein an der Ecke Friedrichstraße/ Am Stadtgraben niederzulegen. „Das Mitgefühl für das unsagbare Leid derer, die die Vertreibung aus ihrer Heimat erleben und ertragen mussten, ist für mich eine starke Motivation, die Erinnerung daran wachzuhalten und die Patenschaft der Stadt Warendorf mit der ehemaligen Stadt Reichenbach, dem heutigen Dzierzoniów, mit Leben zu füllen“, so Peter Horstmann, der in diesen Tagen in einem Schreiben auch herzliche Grüße an den Bürgermeister der Patenstadt, Dariusz Kucharski, sendet.

Im Hinblick auf das vom Heimatbund Kreis Reichbach (Eulengebirge) organisierte Treffen sind Heinz Pieper und Peter Horstmann hoffnungsvoll, dass es in 2022 wieder stattfinden kann. „Es wäre mir eine große Freude und eine Ehre für die Stadt Warendorf, im nächsten Jahr wieder Gäste im Rahmen des „Reichenbacher Treffens“ willkommen zu heißen“, schaut Peter Horstmann optimistisch nach vorn und dankt bei dieser Gelegenheit dem Vorsitzenden Heinz Pieper und allen Aktiven im Heimatbund Kreis Reichenbach (Eulengebirge) für das große Engagement.

Das Foto zeigt neben dem Bürgermeister Vorstandsmitglieder des Heimatbundes Kreis Reichenbach.
vlnr.: Beisitzer Uwe Pieper, Schriftführerin Petra Haidl, Bürgermeister Peter Horstmann, 1. Vorsitzender Heinz Pieper, Stellv. Schatzmeister Jens Kinner

(Foto: Stadt Warendorf)

Hintergrund

Nach Kriegsende wurde die deutsche Bevölkerung von den Alliierten aus ihrer Heimat in Schlesien zwangsausgesiedelt. Zahlreiche der Vertriebenen, die ab 1946 in das sog. Auffanglager in Warendorf kamen und schließlich in der Stadt und dem Umkreis eine neue Heimat fanden, stammten aus der Stadt und dem Kreis Reichenbach. Schon früh reifte in der Emsstadt die Idee einer Patenschaft für die schlesische Stadt am Eulengebirge. Anlässlich des 750jährigen Stadtjubiläums wurde diese Idee Dank des großen Engagements auf beiden Seiten mit Unterzeichnung der Patenschaftsurkunde am 28.04.1951 Realität. Also vor genau 70 Jahren.

Fortan wurde die Stadt Warendorf zum Orientierungspunkt vieler in ganz Deutschland verstreuter Reichenbacher. So machte man es sich zur Aufgabe, ein Heimattreffen für Flüchtlinge und Vertriebene aus der Stadt und dem Kreis Reichenbach zu organisieren und nach Warendorf einzuladen. Zum „Tag der Heimat“ kamen im August 1952 trotz der Entbehrungen der Nachkriegszeit bereits etwa 4.000 Gäste in die Emsstadt. Das 1. Reichenbacher-Treffen war nicht nur Anlass für die Besiegelung der Patenschaft des Kreises Warendorf für den Kreis Reichenbach, sondern auch für die Gründung des Kreis-Reichenbacher-Vereins am 5. September 1953. Seitdem organisiert dieser Verein, in dessen Nachfolge am 3. Juni 1989 der Heimatbund Kreis Reichenbach (Eulengebirge) entstand, das alle zwei Jahre Anfang Juni stattfindende „Reichenbacher Treffen“ in Warendorf.