Austausch zur Krankenhausreform im Josephs-Hospital Warendorf: Regionale Klinikvertreter im Dialog

Kreis Warendorf – Die Krankenhäuser stehen unter Druck. Einerseits werden sie von den aktuellen Problemen wie Inflation, Personal- und Materialkosten, Fachkräftemangel und abnehmende Belegungszahlen herausgefordert. Andererseits hat kaum ein anderes Land eine so dichte Krankenhauslandschaft wie Deutschland.

Wenn die hohe Qualität und trotzdem ein Angebot in der Fläche sichergestellt werden sollen, sind Reformen unausweichlich. In NRW wird der Weg durch die Krankenhausplanung beschritten, auf Bundesebene durch weitreichende gesetzliche Reformen. Beispielhaft steht dafür das bereits verabschiedete Krankenhaustransparenzgesetz und das bevorstehende Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KVVG).

Peter Goerdeler, Vorstandsvorsitzender des Josephs-Hospitals Warendorf, hatte gemeinsam mit seinen Geschäftsführer Kolleginnen und Kollegen zum Fachgespräch mit dem heimischen Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup nach Warendorf eingeladen, schließlich geht die Gesetzgebung zur Krankenhausreform jetzt in die entscheidende Phase. Goerdeler machte deutlich, dass die „Lauterbach-Reform“ zu einem umfassenden Umbau der Krankenhauslandschaft führe werde.

„Es fühlt sich an, als ob die Krankenhauslandschaft mit dem Kopf durch die Wand verändert wird“, brachte er die Verunsicherung durch die Reform auf den Punkt. Bernhard Daldrup zeigte Verständnis für die Kritik, verwies aber auch auf den Widerspruch in der Debatte: „Wenn die dichteste Krankenhauslandschaft Europas nicht mehr finanzierbar ist und die gewünschten Ziele auch qualitativ nicht erreicht werden, ist die Reform unverzichtbar. Bei fast 1.700 Krankenhäusern bei einer bundesweiten Auslastung von unter 70 Prozent besteht unbestritten ein Überangebot.“ Anja Rapos, Geschäftsführerin des St. Franziskus-Hospitals Ahlen erwiderte, dass die Verteilung im Bundesgebiet aber sehr unterschiedlich sei. In ländlichen Regionen gebe es eher zu wenige Krankenhäuser.

Die Ampel habe bereits im Koalitionsvertrag deutlich gemacht, dass eine grundlegende Reform unausweichlich sei, so Daldrup, und lege jetzt eine Reform mit Zukunftsperspektive vor. Der Bund habe die Krankenhäuser während der Pandemie und der Energiekrise mit mehr als 21 Milliarden Euro unterstützt und dabei Hilfen gegeben, die so nicht weitergeführt werden können. Und wenn überdies die Zahl der Patientinnen und Patienten zurückgingen, sei das keine Entwicklung, die am Ende durch Steuermittel finanziell ausgleichen könne.

Doch vor der eigentlichen Debatte um die Reform wurden aktuelle Themen angesprochen: Die Krankenhausvertreter machten deutlich, dass den Krankenhäusern das Wasser bis zum Hals stünde. Da die Krankenhäuser mit einem gedeckelten Festpreissystem arbeiten müssten, können Kostensteigerungen nicht entsprechend weitergegeben werden. Schon jetzt seien einige versorgungsnotwendige Krankenhäuser in die Insolvenz gegangen, weitere würden ohne die dringend benötigten Hilfe folgen. Daher werde ein struktureller und nachhaltiger Ausgleich der inflations- und tarifbedingten Kostensteigerungen benötigt. Der Hinweis auf die Veränderungen nach der Reform reiche nicht, diese Unterstützung werde jetzt nötig.

v.l.: Ansgar Klemann, Geschäftsführer St. Josef Stift Sendenhorst; Bernhard Daldrup, MdB; Heinz Wesseler, kaufm. Betriebsleiter Marienhospital Oelde; Anja Rapos, Geschäftsführerin St. Franziskus Hospital Ahlen; Daniel Freese, kaufm. Direktor St. Rochus Hospital Telgte (Psychiatrische Klinik); Vanessa Richwien, kaufm. Direktorin St. Elisabeth Hospital Beckum; Florian Niermann, stellv. Kaufm. Direktor St. Elisabeth Beckum; Peter Goerdeler, Vorstandsvorsitzender Josephs-Hospital Warendorf.

Foto: Daldrup