Das Leben verlief alles andere als immer geradeaus für Tim Dannenberg. Der 27-jährige Ahlener Vater eines siebenjährigen Sohnes erlitt vor 14 Jahren einen Bandscheibenvorfall. Nach der Operation befand er sich im Rollstuhl. Fast zehn Jahre war er an den Rollstuhl gebunden, bevor er vor etwa vier Jahren wieder gelernt hat zu gehen. Er geht langsam, kann nicht so laufen wie andere. Aufgrund seiner Beeinträchtigung ist er zu 70 Prozent schwerbehindert. Ein Umstand, der ihm auch bei der Arbeitssuche Steine in den Weg gelegt hat. Eine abgeschlossene Ausbildung hat er nicht.
Tim Dannenberg hat sich im Laufe der Arbeitslosigkeit mehrfach beworben, Vorstellungsgespräche gehabt, Praktika absolviert und nie aufgegeben. Bis zum Herbst 2019 blieb ihm der Erfolg versagt. Damals unterbreitete ihm das Jobcenter Kreis Warendorf einen Vermittlungsvorschlag für eine Helferstelle bei der Gärtnerei Schulze-Eckel.
Im September 2019 lernten sich Christian Schulze-Eckel, Inhaber und Geschäftsführer der Gärtnerei und des Blumenzierpflanzenbaus Schulze-Eckel, und Tim Dannenberg kennen. Nach zwei absolvierten Praktika entschloss sich Schulze-Eckel, den 27jährigen Ahlener einzustellen. Er hat einen Arbeitsvertrag über zwei Jahre und arbeitet 40 Stunden wöchentlich.
Möglich wurde das Beschäftigungsverhältnis durch das Teilhabechancengesetz, das eine hohe Förderung für Arbeitgeber vorsieht, wenn sie erwerbsfähige Leistungsberechtigte einstellen, die bereits mehrere Jahre ohne große Unterbrechungen Leistungen nach dem SGB II beziehen. Das Teilhabechancengesetz richtet sich nicht nur, aber ausdrücklich auch an schwerbehinderte Menschen.
Christian Schulze-Eckel räumt ein: „Ohne diese Förderung wäre die Einstellung unmöglich gewesen.“ Ein Betrieb müsse wirtschaftlich und effizient arbeiten, aber der Unternehmer wollte Tim Dannenberg eine Chance geben. „Wir haben etliche Tätigkeiten, die nicht so schwer sind und die Tim nach Einarbeitung erledigen kann“, so der Inhaber des Betriebes. Schulze-Eckel achtet darauf, dass Dannenberg nicht so viel laufen muss – Blumen umtopfen oder Ladungen versandfertig zusammenstellen sind dafür nur zwei Beispiele.
Im Herbst 2020 musste sich Tim Dannenberg aufgrund von Rückenproblemen erneut einer Operation unterziehen und fiel mehrere Wochen aus. Christian Schulze-Eckel zeigte sich verständnisvoll und geduldig, seit zwei Wochen ist Dannenberg wieder im Einsatz. Zunächst arbeitet er im Rahmen einer stufenweisen Wiedereingliederung vier Stunden am Tag.
Tim Dannenberg fühlt sich wohl in dem Betrieb mit 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Er hat sich gut integriert. „Meine Tätigkeiten sind sehr abwechslungsreich und interessant“, sagt Dannenberg. Jeden Morgen fährt er 20 Minuten mit seinem E-Bike zur Arbeitsstelle. Wie seine Kolleginnen und Kollegen bekommt er bei Arbeitsbeginn vom Chef die Arbeitsaufträge für den Tag. „Abends bin ich immer ziemlich kaputt“, räumt Dannenberg ein und ergänzt, „aber zufrieden kaputt“. Auf Arbeitslosengeld II ist der Ahlener nicht mehr angewiesen.
Das Jobcenter Kreis Warendorf weist zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung darauf hin, dass es viele Fördermöglichkeiten gibt, um Betriebe bei der Einstellung von Menschen mit Behinderung zu unterstützen.
„Menschen mit Behinderungen können individuell und gezielt auf eine Arbeitsaufnahme vorbereitet werden. Das Teilhabechancengesetz ist nur ein Baustein der Unterstützungsmöglichkeiten“, erläutern Jobcenterleiter Dr. Ansgar Seidel und Sachgebietsleiter Martin Hanewinkel.
Einen Überblick über diverse Fördermöglichkeiten finden Sie hier: https://www.jobcenter-warendorf.de/arbeitgeber/foerdermoeglichkeiten
Ansprechpersonen des Jobcenters finden Sie auf der Homepage des Jobcenters unter https://www.jobcenter-warendorf.de/arbeitsuchend/ansprechpartner
Freuen sich über die „Win Win“ Partnerschaft, v.l.n.r. Geschäftsführer Christian Schulze-Eckel, Arbeitnehmer Tim Dannenberg und Dr. Beate Herring vom Arbeitgeberservice des Jobcenters.
Tim Dannenberg stellt in der Gärtnerei Schulze-Eckel Ladungen versandfertig zusammen.
Fotos: Kreis Warendorf