Münsterland / Emscher-Lippe-Region. – Die Unternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region stehen der Energiewende weiterhin aufgeschlossen gegenüber, hadern jedoch zunehmend mit der Umsetzung. Das zeigen die regionalen Ergebnisse des IHK-Energiewendebarometers, die die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) heute (1. August) in Berlin vorgestellt hat. Das Energiewendebarometer gibt alljährlich ein Stimmungsbild der Wirtschaft zur Energiewende wieder.
Danach plant fast ein Drittel der nord-westfälischen Industrieunternehmen (31 Prozent), Wasserstoff in der Prozess- und Raumwärme einzusetzen. Bundesweit sind es nur rund 20 Prozent. „Viele Industrieunternehmen in unserem IHK-Bezirk drängen und warten darauf, Wasserstoff in der Produktion einsetzen zu können“, sagt Dr. Eckhard Göske, Leiter der Industrieabteilung der IHK Nord Westfalen. Insbesondere in der Emscher-Lippe-Region gäbe es viele energieintensive Industrieunternehmen, bei denen die von der Politik favorisierte Elektrifizierung von Produktionsprozessen nicht funktioniere. „Sie brauchen möglichst schnell Wasserstoff als Ersatz für Erdgas.“
Göske sieht für den IHK-Bezirk „die Chance zu einer führenden Anwenderregion“ der Wasserstoffwirtschaft zu werden. Nord-Westfalen könne „sogar eine Vorreiterrolle beim Wasserstoffhochlauf in Deutschland einnehmen“, betont er. Die Ausgangslage für die Region sei durch die strategisch gute Lage im Wasserstoffstartnetz, die Nähe zu den Niederlanden und das Projekt GET H2 günstig.
Unzufrieden zeigen sich die Unternehmen mit der Umsetzung der Energiewende. So befürchtet fast die Hälfte der befragten Betriebe im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region, dass sich die Energiewende negativ oder sehr negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens auswirkt. Über 27 Prozent der Industrieunternehmen in der Region planen, Kapazitäten ins Ausland zu verlagern oder die Produktion im Inland einzuschränken. Elf Prozent der Industriebetriebe haben laut Umfrage diesen Schritt bereits vollzogen. „Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt spitzt sich die Situation damit in unserem Bezirk weiter zu“, betont Göske. Bundesweit planen mit 17 Prozent deutlich weniger Industriebetriebe, Kapazitäten ins Ausland zu verlagern. 6,5 Prozent gaben an, diesen Schritt bereits vollzogen zu haben. Göske fürchtet, „dass sich dieser Trend verfestigt“. Es komme deshalb darauf an, durch eine neue Wirtschaftspolitik die Wettbewerbsfähigkeit insbesondere der Industrie zu verbessern. Bislang sei es der Politik nicht gelungen, den Unternehmen eine Perspektive für eine zuverlässige und wettbewerbsfähige Energieversorgung aufzuzeigen.
Zum Thema:
Das auf bundesweiten Umfragen basierende IHK-Energiewende-Barometer zeigt seit 2012 Einschätzungen der deutschen Wirtschaft zur Umsetzung der Energiewende auf. Bundesweit haben rund 3.300 Unternehmen teilgenommen, darunter 126 aus Nord-Westfalen.
Internet-Tipp:
Ausführliche Ergebnisse zum Energiewende-Barometer auf der Internetseite der IHK Nord Westfalen: www.ihk.de/nordwestfalen/energie