Berlin zur Zeit der Weimarer Republik. Die Zwanziger, die vielleicht nie sehr golden waren, neigen sich dem Ende, die Weltwirtschaftskrise kehrt die elenden Seiten des Kapitalismus hervor und die politischen Verheerungen der kommenden Dekade zeichnen sich schon sichtbar am Horizont ab. Hier lebt Jakob Fabian, 32 Jahre alt, Beruf wechselnd, zur Zeit Reklamefachmann, nachts Beobachter und Nutznießer des schillernden und verruchten Berliner Nachtlebens. In den Klubs und Bars der Stadt wird gefeiert, als gäbe es kein Morgen. Und irgendwie gibt es das ja auch nicht. Diese vorsintflutartige Zeit fördert allerlei Versuchungen und moralische Fragwürdigkeiten zu Tage. Und für Fabian stellt sich die Frage: mitmachen oder besser nicht? Sein Freund Labude ist der Meinung, er müsse endlich vorwärts kommen. Aber womit? Und vor allem, für wen oder was? Wo ist das System, in dem Fabian funktionieren soll? Und dann ist da noch die Sache mit der Liebe. Die Stadt ist so groß und voller Menschen und manchmal wohnt sie doch direkt nebenan. Mit seiner stürmischen Liebe zu Cornelia blüht Fabian auf und beginnt seine ironisch distanzierte Haltung zum Leben und den Themen seiner Zeit zu hinterfragen. Doch leider ist sie nicht von Dauer, die Liebe. Und auch andere Bausteine seines Lebens brechen nach und nach weg…
Erich Kästner hat mit „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ ein in der satirischen Überspitzung äußerst anschauliches Porträt der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts verfasst. Fabian ist ein Kind seiner Zeit und könnte in seinem Idealismus sowie in seinem Hadern doch auch ein Zeitgenosse unseres Jahrhunderts sein und mit der Verfilmung und den zahlreichen Inszenierungen des Stoffes ist „Fabian“ jetzt definitiv im 21. Jahrhundert angekommen.
Die Vorstellung im Theater am Wall am Freitag, 10.11.2023, beginnt um 20 Uhr. Zuvor bietet die Burghofbühne um 19.30 Uhr eine dramaturgische Einführung im Dachtheater an.
Foto: Burghofbühne Dinslaken, Martin Büttner