Damit es für alle reicht: Die sogenannten „Tafeln“ benötigen mehr denn je Hilfe aus der Bevölkerung

„In Deutschland muss niemand hungern!“ – Dieser von Politikern gern genutzte Satz stimmt – mit großen Einschränkungen. Denn viele Menschen, auch bei uns in der Region, müssen sich zwei- oder dreimal überlegen, ob sie ihre wenigen Euro für etwas zu essen ausgeben, oder doch lieber für warme Pullover, für die Kinder, für Medikamente und anderes. Denn der Hartz4-Satz reicht erwiesenermaßen schon lange nicht mehr aus. Erst recht nicht jetzt, wo alles, vor allem aber auch Grundnahrungsmittel, teurer geworden sind. Zudem gibt es in unserem System noch immer Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht einmal den vollen Hartz4-Satz bekommen.

Was nach einem Aufruf zum Sozialismus klingt, ist auch einer. Zumindest zum Weihnachtssozialismus, dem Wunsch in dieser Zeit den Ärmeren etwas zu geben, oder auch einfach mehr zu geben, als man es ohnehin schon tut.

Damit die chronisch unterfinanzierten Tafeln ihren ebenfalls chronisch unterfinanzierten Besuchern auch in der Weihnachtszeit ausreichend helfen können, benötigen sie Sach- und Geldspenden. Denn obwohl sie von den Supermärkten, Discountern, Bäckern und Landwirten, Sachspenden bekommen, fehlen meist jene Waren, die wegen ihrer langen Haltbarkeit nicht aussortiert werden. Zudem sind durch die gestiegenen Kosten die Sachspenden deutlich zurückgegangen.

Eine Aktion, die helfen sollte, dem Warendorfer Warenkorb der Caritas unter die Arme zu greifen, fand Ende November statt. Sehr erfolgreich sammelten die Messdienergemeinschaft aus Milte am Warendorfer Marktkauf und die Firmlinge von St. Laurentius am Warendorfer HIT-Markt unter dem Motto „Kauf 1 mehr“ Spenden. Freundlich sprachen und lächelten sie die Kunden an, von denen sehr viele positiv auf die Aktion reagierten. Die bereitgestellten Körbe füllten sich schnell und auch die aufgestellten Spendendosen klingelten und raschelten mehrfach. Natürlich gab es auch ab und an Blicke von Menschen, die mit der Aktion rein gar nichts anfangen können. Einige, weil sie augenscheinlich einfach zu dumm sind, um sie zu verstehen. Andere, weil sie schlichtweg geizig sind und man darf darauf hoffen, dass ihnen in der Heiligen Nacht drei Geister erscheinen – so wie Ebenezer Scrooge aus der berühmten Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens. Und es gab jene, für die diese Aktion gemacht ist, die offen zugaben, selbst nichts zu haben und Unterstützung zu bekommen.

Die ist gerade in der Vorweihnachtszeit besonders wichtig, denn niemand von uns will sich traurige, hungrige und frierende Menschen zur Weihnachtszeit vorstellen. Schon gar nicht, wenn es Kinder oder alte Menschen sind.

Der Warendorfer Warenkorb, der nicht erst seit dem Beginn des Krieges und der Folgekrisen mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, unterstützt derzeit wöchentlich zirka 650 Personen, davon rund 300 Kinder. Im kleineren Sassenberg sind die Zahlen für den dortige Tafel namens „Lebensmittelpunkt“ ebenfalls nicht rosig. Daher freuen sich beide Institutionen stets über Hilfen. Auch in Sassenberg finden immer wieder die „Kauf 1 mehr“ Aktionen statt.

Weitere Spenden stammen oft von Einrichtungen, die selber als karitativ gelten. So konnte der Warenkorb im November eine Spende in Höhe von 500 Euro von der Kleiderbörse in Freckenhorst entgegennehmen. Dafür hatten Roswitha Habbe, Karin Drecker und Annette Nitzler in den Vormonaten das getan, was sie schon seit langem tun: Sie nehmen gespendete Kleidungsstücke und Schuhe an, sichten die Spenden und geben diese gegen einen kleinen Obolus an Interessierte weiter. Mit diesem kleinen Betrag verhindern sie, dass die Stücke wertlos erscheinen. Zum anderen kommen so immer wieder Spenden zusammen.

Spendenkonto Warendorfer Warenkorb:

Sparkasse Münsterland Ost

DE 97 4005 0150 0034 1414 40

Spendenkonto Lebensmittelpunkt Sassenberg:

Sparkasse Münsterland Ost:

DE 69 4005 0150 0134 5657 53

Jana, Johanna, Marion Wüller und Sarah standen für die Messdiener Milte beim Marktkauf und baten die Einkaufenden „Kauf 1 mehr“ (v.li.)

Theresa Heine, Anne Altefrohne und Lara Mennemann hatten beim HIT lange vergeblich auf ihre Ablösung gewartet. Also spendeten sie einfach noch mehr ihrer Zeit und baten die Kunden „Kauf 1 mehr“ (v.li.)

Mit Freude nahmen Kathrin Wiggering und Heiner Schoppmann im Namen des Warendorfkorbs die Spende der Kleiderbörse von Annette Nitzler, Karin Drecker und Roswitha Habbe entgegen (v.li.)

(Fotos: Rieder)