Das 1×1 der Kommunalpolitik! – Politik konkret erleben

Ein Projekt der Volkshochschule Warendorf: Erstmals mit dem Gymnasium Laurentianum Warendorf.

Warendorf. Am kommenden Dienstag, 16.01. und am Donnerstag, 18.01.2024 wird für ca. 100 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 des LAU unter der Leitung von Frank Büning, Fachbereichsleiter der Volkshochschule Warendorf aus der politischen Bildung, in zwei jeweils getrennten Gruppen Kommunalpolitik „erlebbar“ gemacht.

Damit führt die Volkshochschule Warendorf in diesem Jahr bereits zum zweiundzwanzigsten Mal im Bereich der außerschulischen politischen Bildung das zum Schulprogramm gehörende Planspiel-Projekt zum Thema „1×1 der Kommunalpolitik“ in Kooperation mit den Gymnasium Laurentianum Warendorf durch.

Im Planspiel soll die Welt der Politik entdeckt werden, um den politischen Alltag innerhalb einer Kommune transparenter und erfahrbar zu machen. Es steht der Gedanke im Mittelpunkt, die Schülerinnen und Schüler für Kommunalpolitik und deren Abläufe und Entscheidungsprozesse zu interessieren. Nur so kann sich so etwas wie ein politisches „Selbst“-Bewusstsein bei den Schülerinnen und Schülern entwickeln. Zentral ist dabei die Möglichkeit, in einem Rollenspiel selbst politisch aktiv zu werden. Anhand einer fiktiven, aber möglichst realitätsnahen und an den Interessen der Jugendlichen angelehnten Situation soll ein kommunalpolitischer Entscheidungsfindungsprozess beispielhaft und verkürzt „durchgespielt“ werden. Dabei übernehmen die Schülerinnen und Schüler für einen begrenzten Zeitraum die verschiedenen Rollen der beteiligten Gruppierungen, angefangen von den kommunalen Entscheidungsträgern im Rat der Stadt, den Parteien, der Verwaltung einer Kommune, den unterschiedlichen Interessensvertretungen und auch Betroffenengruppen. Die Schülerinnen und Schüler sollen die sehr unterschiedlichen Meinungen, Interessen und Zielsetzungen der verschiedenen Entscheidungsträger und Beteiligten herausarbeiten und diskutieren. Dabei sollen nach Möglichkeit auch schon Wege der Umsetzung eines Zieles aufgezeigt, sowie Strategien zur Durchsetzung dieser Ziele entwickelt werden. Die Entscheidungsfindung auf kommunalpolitischer Ebene wird damit greifbar und real. Sie erfordert nicht nur Sachwissen, sondern auch dessen Anwendung.

Ausgangspunkt ist eine fiktive Situation: Bei einem Rockkonzert im offenen Jugendzentrum in Warendorf, im HOT, kam es am vergangenen Samstagabend zu einem brutalen Übergriff auf drei Jugendliche aus Migrantenfamilien. Die Täter, fünf dunkel gekleidete junge Männer, die fremdenfeindliche Parolen riefen, konnten noch nicht gefasst werden.

Was war der Hintergrund dieses Überfalls auf harmlose Konzertbesucher? Gibt es einen rechtsextremistischen Hintergrund? Handelte es sich um eine fremdenfeindliche Hetzjagd? Gehören die Täter der bereits bekannten rechten Szene in Gütersloh an oder gibt es in Warendorf eine rechte Gruppierung? Und warum hat niemand eingegriffen?

Soweit die Ausgangfrage (vgl. hierzu auch den fiktiven Pressebricht weiter unten).

Die Schülerinnen und Schüler werden am Vormittag sich den unterschiedlichen beteiligten Interessensgruppierungen wie Parteien, Interessensvertretungen oder Betroffenengruppen zuordnen. Danach geht die Arbeit erst richtig los: Was ist das Ziel? An welchen Stellen können wir als Gruppe ansetzen, um politisch Einfluss nehmen zu? Wo sind die Pro- und Kontra-Argumente in diesem konkreten Fall? Wie sieht unsere Vorgehensstrategie aus? All dies sind Fragen, die die Schülerinnen untereinander in ihren Gruppen erörtern müssen. 

Eine erste Hilfe bietet dabei das Interview mit dem Bürgermeister Peter Horstmann aus Warendorf bzw. dem Bürgermeister Josef Uphoff aus Sassenberg. Im Gespräch mit den „Verwaltungschefs“ der beiden Städte wird ein erster Einblick in die Mechanismen der alltäglichen politischen Vorgänge auf kommunaler Ebene vermittelt.

Ziel der Interviews ist es, dass die Schüler/innen erfahren, wie politische Entscheidungen getroffen werden; was die Rolle der Parteien und der Verwaltung im politischen Entscheidungs-findungsprozess und Strategiespiel ist; an welchen Stellen seitens der Verwaltung und der Parteien Einfluss auf die Entscheidungen genommen werden kann; was vielleicht auch grundsätzliche Fragestellungen sind, die zunächst geklärt werden müssen, um Handlungskonzepte vorzubereiten; welche unterschiedlichen Haltungen von der verschiedenen Parteien eingenommen werden könnten usw.

Danach geht es dann ins Eingemachte! Konkrete Informationen müssen von den verschiedenen Beteiligten eingeholt werden. Verhandlungsstandpunkte werden herausgearbeitet und Positionen diskutiert. Bündnisse bzw. Koalitionen können geschlossen werden. Alles vor dem Hintergrund der eigenen Interessen und der eigenen Zielerreichung. Gefragt sind dabei Kommunikations- und Konfliktfähigkeit. Im Team geht es um das Einüben von Solidarität und in der Großgruppe geht es um die Durchsetzung eigener Interessen. Also „hart“ in der Sache, aber „herzlich“ in der Form? Seinen Höhepunkt findet dieses Planspiel schließlich in einer fiktiven Ausschusssitzung. Wie werden sich in diesem Fall die beteiligten Parteien wohl entscheiden? Das wird die große Frage dieses Tages und auch dieses Projektes sein.

Fiktive Ausgangssituation:

Jugendliche attackieren Konzertbesucher

Warendorf. Bei einem Punkkonzert im offenen Jugendzentrum in Warendorf, im HOT, kam es am vergangenen Samstagabend zu einem brutalen Übergriff auf drei Jugendliche aus Migrantenfamilien. Die Täter, fünf dunkel gekleidete junge Männer, die fremdenfeindliche Parolen riefen, konnten noch nicht gefasst werden.

Am vergangenen Wochenende fand das diesjährige Punkkonzert im HOT Warendorf statt. Diese Konzertreihe wird seit mehreren Jahren vom AK Rock ehrenamtlich organisiert und hat inzwischen einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Daher waren auch in diesem Jahr Punks aus dem ganzen Münsterland angereist.

Drei der Besucher, zwei junge Frauen und ein Mann, saßen, das rege Treiben der anderen Konzertbesucher betrachtend, in der Nähe der Emsbrücke. Eine Augenzeugin berichtet, dass ein Wagen mit Warendorfer Kennzeichen zunächst langsam an der Gruppe vorbeifuhr, später wieder auftauchte und anhielt. Dem Wagen entstiegen fünf junge Männer. Es kommt zu einem Wortwechsel, Beschimpfungen und schließlich zu tätlichen Übergriffen auf die drei Konzertbesucher. Eine der beiden Konzertbesucherinnen trägt schwere Prellungen davon. Die fünf jungen Männer können unerkannt fliehen.

Nach Polizeiangaben wurden während dieses Vorfalls ausländerfeindliche Parolen gerufen. Die junge Frau, die inzwischen das Krankenhaus verlassen konnte, beschreibt die Täter: „Das waren eindeutig Rechtsextreme, so wie die angezogen waren und was die von sich gegeben haben.“ Die Augenzeugin, Frau F., 34 Jahre alt, berichtet ferner, dass zwar auf der anderen Straßenseite Taxis standen, aber niemand reagiert habe. Frau F. sei dann zu den Jugendlichen gegangen und gemeinsam hätten sie die Polizei gerufen.

Offen bleibt: Was war der Hintergrund dieses Überfalls auf harmlose Konzertbesucher? Gibt es einen rechtsextremistischen Hintergrund? Handelte es sich um eine fremdenfeindliche Hetzjagd? Gehören die Täter der bereits bekannten rechten Szene im Kreis Warendorf an oder gibt es in Warendorf eine rechte Gruppierung? Und warum hat niemand eingegriffen?

Viele fragen bleiben offen, doch eines ist klar. Die Stadt Warendorf und die Politiker können aufgrund dieser Problematik nicht weiter tatenlos zusehen!

Wie uns auf Anfrage bei der Stadt Warendorf berichtet wurde, hat der Sozialausschuss der Stadt Warendorf auf Antrag von Bündnis 90/Die Grünen dieses Thema aus gegebenem Anlass bereits für die nächste Sitzung auf seine Tagesordnung genommen. Wir dürfen also bis dahin gespannt sein, was die einzelnen Parteien auf Ihre Fahnen schreiben bzw. an Konkretem vorschlagen werden.

Ihr Warendorfer Kurrier wird weiter berichten.