
Zwei Dinge waren bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung des Stadtverbands der Freiwilligen Feuerwehr Warendorf anders als sonst: Zum einen fand diese nicht in der Fahrzeughalle des Feuerwehrgerätehauses am Holzbach statt, sondern in der Pausenhalle der Städtischen Gesamtschule. Zum anderen begann sie nach kurzer Begrüßung nebst Totengedenken mit einer sehr langen und ausführlichen Rede von Frank Sölken, der im Vorjahr die Aufgaben des Wehrführers übernommen hat. Er mischte die gewohnte Rede des Wehrführers mit einem, in diesem Jahr teils bebilderten, Jahresrückblick und sehr ausgiebigen Danksagungen.
Wie bereits in den voraufgegangenen Versammlungen der Löschzüge stellte Sölken eindringlich die Gefahren einer sich verändernden Welt heraus, seien es Klima, seien es politische Unwägbarkeiten. Trotz finanzieller Herausforderungen steht für ihn fest: „Sicherheit braucht Investition“. Daran änderten auch Diskussionen nichts. „Sicherheit ist keine Option, die man benutzen kann. Sie ist eine Notwendigkeit“, stellte er klar und unterstrich: „Eine bedarfsgerecht ausgestattete Feuerwehr ist keine Luxusausgabe.“
Er lobte Einsatzbereitschaft, Verlässlichkeit und Mut der Wehrleute: „Ihr seid das Rückgrat der Gesellschaft.“, „Ihr alle macht unser Land besser.“ und „Ihr seid Vorbilder für andere.“, lauteten drei bezeichnende Sätze, mit denen er dieses besondere Ehrenamt auf den Punkt brachte.
Bürgermeister Peter Horstmann zeigte sich der Bedeutung der Feuerwehr und ihrer Freiwilligkeit bewusst, ebenso wie „der großen Opfer, denen Sie sich stellen. „Wir brauchen Sie“, wandte er sich an die gut besetzte Halle. „Ich wünsche mir, dass unsere Gesellschaft noch mehr anerkennt, wie wichtig Ihr Wirken für unser Gemeinwohl ist. Es ist Ihr Verdienst, dass die Menschen ruhig schlafen können.“
Horstmann nannte die Freiwillige Feuerwehr „das mit Abstand größte Sparmodell, das eine Stadt haben kann, ohne auf Qualität oder Leistungsfähigkeit verzichten zu müssen!“ Er sicherte zu, dass es keine Einschränkungen bei der Ausrüstung der Wehr geben dürfe.
Bezirksbrandmeister Oliver Wegner nutzte die Gelegenheit, auf Grund der beabsichtigen Neufassung des Feuerwehrgesetzes (BHKG) die verkrusteten Strukturen in der Feuerwehrausbildung mit deutlichen Worten zu schildern. Im Hauptberuf Lehrer hatte er keine Rede vorbereitet, sondern legte in freien Worten Finger auf Wunden. Vor allem rügte er die strikte Notwendigkeit verschiedener Grundausbildungen für all jene Anwärter, die vorher bereits jahrelang in Kinder- und Jugendfeuerwehr aktiv waren. Es reiche wenn der Stadtjugendfeuerwehrwart bestätige: „Der kann Fahrzeug- und Gerümpelkunde!“ Der Nachwuchs müsse dazu nicht noch einmal 10 langweilige Stunden lang lernen, wie lang eine vierteilige Steckleiter ist und auch nicht, „aus welchem Holz Aluleitern sind“. Es reiche, die Leiter sicher vom Fahrzeug zu nehmen, sie sicher aufzustellen und abschätzen zu können, ob die Länge ausreiche. Die Ansammlung von Bedenkenträgern: „Das war schon immer so, da kann ja jeder kommen, das wird sich niemals ändern!“ und „Wo steht denn das?“ verhindere, neuen Formen von Kompetenzen eine Chance zu geben.
Zahlreiche bekräftigende Lacher waren die Antwort, trotz ernsthafter Thematik. Wegner hofft, dass es möglich ist, sich von allem Überkommenen und nicht Notwendigen verabschieden zu können.
Er schloss mit dem dringenden Appell an die Gesetzgebung, Wehrleute – und andere Kräfte – besser zu schützen. Wenn schon Polizeibeamte in voller Montur, mit Tasern, Schlagstöcken und Pistolen, „da draußen keinen Respekt bekommen – dann sind wir am Ende“, resümierte er für die Hilfs- und Rettungsdienste.
Nicht am Ende, sondern in voller Aktion, sind die weiteren Abteilungen der Wehr. Deren Jahresberichte aus Ehrenabteilung, Kinder- und Jugendfeuerwehr sowie dem Bereich Brandschutzerziehung beleuchteten das große Spektrum der ehrenamtlichen Tätigkeiten.
Der offizielle Teil des auch danach noch langen Abends endete versöhnlich mit Ehrungen für lange Mitgliedschaft in der Feuerwehr sowie der Inkraftsetzung der bereits in den Jahreshauptversammlungen bekannt gegebenen Beförderungen. Einen besonderen Applaus erhielt dabei Michael Laumann, der scheidende langjährige Einheitsführer des Löschzugs Vohren.
Mit ungeschminkten Worten und intensiver Rede ging Bezirksbrandmeister Oliver Wegner auf brennende Probleme in der Feuerwehr ein
Stadtjugendfeuerwehrwart Daniel Stählker berichtete aus der Jugendfeuerwehr, die eigentlich auch Nachwuchsabteilung heißen könnte
Michael Laumann, Ulrich Affhüppe, Christoph Jürgens, Ludger Baune, Christian Reinker und Thomas Stephan sind seit 35 Jahren in der Feuerwehr (von links)
Bürgermeister Peter Horstmann gratulierte den langjährigen Mitgliedern der Wehr, darunter auch Gottfried Rücker (rechts), der seit 50 Jahren in der Feuerwehr ist
Fotos: Rieder