Es begann in der Zeit des Balkankrieges, der zwischen 1992 und 1996 blutige Realität war und Kinderelend sondergleichen verursachte. Damals fand sich eine Reihe Warendorfer Bürgerinnen und Bürger zusammen, die die Kinderhilfsorganisation „Aktion Kleiner Prinz“ gründeten und mit enormem Engagement Hilfslieferungen in die Kriegsgebiete in Bosnien und Kroatien organisierten. Es fehlte an allem, an Nahrung, Kleidung, Pflegemitteln, Spielzeug, an der Ausstattung der zum Teil zerstörten Krankenhäuser und Kinderheime, an allem, was Kinder zum Überleben brauchen. Damals kamen durch Spendenaufrufe in Presse, Radio und Fernsehen erste Geldmittel zusammen, die sinnvolle Hilfe leisten konnten. Aber auch ganz direkt wurde die Bevölkerung angesprochen, zum Beispiel Kleidung und Spielzeug zu spenden. So konnte schon 1994, also vor genau 30 Jahren, ein erster Transport in ein Flüchtlingslager und die Kinderklinik in Zagreb von Warendorf aus starten. Diesem ersten Transport schlossen sich viele weitere an, auch nachdem der Balkankrieg 1996 offiziell als beendet erklärt wurde.
Nach wie vor gibt es ein großes Armutsproblem in der Region. Davon betroffen ist auch das EU-Land Rumänien. Die wirtschaftliche Lage hat sich zwar in den letzten 20 Jahren etwas gebessert, aber von Wohlstand kann in breiten Bevölkerungsschichten nicht die Rede sein. Die Arbeitslosigkeit insbesondere der Menschen mit niedrigem Bildungsstandard ist weiterhin hoch, und mit einher gehen Sorgen um das alltäglich Nötige. So wenden sich viele nach wie vor an soziale Institutionen wie die Caritas. Mit dieser arbeitet die Aktion Kleiner Prinz seit langem in Satu Mare erfolgreich und vertrauensvoll zusammen, unter anderem durch die regelmäßigen Transporte der Sachspenden, die an der für diesen Zweck in Warendorf errichteten Halle Am Hartsteinwerk zweimal in der Woche abgegeben werden können. Das sind Kleidung, Haushaltsgegenstände, Elektroartikel, Kleinmöbel und Spielzeug. Die Spenden werden geprüft und sortiert, nur einwandfreie „Ware“ wird weitergegeben. Diese Qualitätssicherung wird von den Projektpartnern sehr geschätzt, weil die Entsorgung schmutziger und kaputter Sachspenden im Land entfällt. Mehr und mehr ist festzustellen, dass die rumänischen Zollbehörden überprüfen, ob die Qualitätsstandards eingehalten werden.
Seit 2009 organisiert Vorstandsmitglied Wolfgang Wohlgemuth die Transporte, von denen die meisten nach Rumänien, einige nach Bosnien gehen. Vor Ort werden die unterschiedlichen Spenden an dafür eingerichtete Lager verteilt, von denen aus die Sozialkaufhäuser beliefert werden. „Dort können Menschen, die sich sonst wenig leisten könnten, sehr preiswert einkaufen“, so Wolfgang Wohlgemuth. „Ein Teil der Spenden wird kostenlos abgegeben an bedürftige Familien, die sich auch den Einkauf im Sozialkaufhaus nicht leisten können. Das in den Sozialkaufhäusern erwirtschaftet Geld kommt zum Beispiel Betreuungsprojekten für schulpflichtige Roma-Kinder zugute, die sonst an der Schule scheitern würden und dann im gleichen Armutskreislauf landen würden wie ihre Eltern.“
„Die Sachspendentransporte der Aktion Kleiner Prinz sind ein Erfolgsmodell“, findet auch Projektmanager Dieter Grothues, „eine Win-win-Situation für Spender, die sicher sein können, dass ihre Spenden nachhaltig verwendet werden, für die Caritas Satu Mare, die soziale Projekte finanziert und Arbeitsplätze schafft, sowie für die ärmere rumänische Bevölkerung, die sich preiswert und nachhaltig versorgen kann.“
Fotos. AKP