Die lange Reise der Jeans bis zur Ladentheke

Sachbuchautor Frank Herrmann plädiert im Mariengymnasium für mehr Fairtrade im Bereich der Bekleidung.

Die Kontroverse um den fairen Konsum ist nicht neu. Sachbuchautor Frank Herrmann, der in der vergangenen Woche als Referent der VHS, des Hauses der Familie und des Mariengymnasiums in Warendorf zu Gast war, hat in seinem Handbuch „FAIRreisen“ darauf hingewiesen, welche Folgen der Massenkonsum seit Jahrzehnten für die von Touristen überfüllte Erde hat. Ob es um Outdoorbekleidung für Trekkingurlauber oder Kreuzfahrtschiffe, ob es um Energie, Wasser oder Nahrung geht, immer verbraucht der Reisende mehr als der, der zu Hause bleibt. Eine entscheidende Frage laute daher: Wie viel Tourismus verträgt die Erde? Besonders der Küstentourismus gehe zu Lasten der biologischen Vielfalt.

Am Vormittag des 9. November 2021 sprach sich Frank Herrmann in Vorträgen vor der siebten und der zehnten Jahrgangsstufe (EF) des Mariengymnasiums für mehr Fairtrade im Bereich der Bekleidung aus. Dabei habe der Autor, berichtet die Siebtklässlerin Emma Dinter, den Blick vor allem auf die Produktion der Kleidung in Ländern außerhalb Europas gerichtet. So wurde zum Beispiel die Frage gestellt: Wie viele Kilometer legt eine Jeans vom Baumwollfeld bis zum Laden zurück? Am Ladentisch angelangt hat eine Jeans bereits eine Reise von über 50.000 km hinter sich gebracht! Auch ging es, berichtet Emma Dinter weiter, um unseren Modekonsum und um das, was Menschen in anderen Ländern für unsere T-Shirts alles leisten müssen, dass sie zu wenig Lohn erhalten oder sogar durch unsicher gebaute Fabriken sterben! Dabei kann China derzeit die höchsten Produktionszahlen seit Jahren vorweisen. Frank Herrmann sei es vor allem darum gegangen, dass Konsumenten ihr Verhalten ändern, zum Beispiel kaputte Kleidung reparieren, anstatt sie wegzuwerfen, Kleidung weitergeben, dass sie keine Billigware, sondern hochwertige Ware kaufen. Auch könne man neue Kleidung zurückgeben, denn in einigen Läden gibt es Gutscheine für falsch gekaufte Ware.

Kaum Sicherheitsstandards, keine fairen Löhne

Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich zum Teil empört, zum Teil überrascht über die Produktionsbedingungen in der Textilindustrie. „Fünfzig Prozent von dem, was eine Hose im Laden kostet, bekommt der Leiter einer Textilfabrik, nur ein Prozent davon geht an die Näherinnen selbst!“, äußerte sich ein Schüler kritisch in einem Beitrag des Lokalsenders Radio WAF, der nach dem Vortrag ausgestrahlt wurde. Allen aus dem Publikum im Mariengymnasium waren die Folgerungen aus dem Vortrag klar, so wie Emma Dinter: „Botschaft war meiner Meinung nach, dass alle Menschen, auch du, auf die Umgebung und die Umwelt achten und bewusst einkaufen gehen müssen!“

Von Emma Dinter/Gerold Paul