Dass Warendorf, wie so viele andere Orte auch, direkt an einem Fluss liegt, ist kein Zufall. Flüsse waren in der Entwicklung bevorzugte Orte, um sich niederzulassen, boten sie doch nicht nur Wasser und Nahrung, sondern waren auch wichtige Verkehrswege zum Transport von Waren.
Ab sofort soll die Ems eine weitere Funktion übernehmen: Sie soll die Grundlage der neuen Wärmeversorgung für große Teile Warendorfs bieten. Nachdem die ersten Arbeiten bereits am 8. Januar begonnen hatten, fiel der offizielle Startschuss für das ebenso ambitionierte wie erfolgversprechende Projekt der WEV Warendorfer Energieversorgung GmbH am 13. Januar. Mit großem Bahnhof für zahlreiche Laudatoren und Mitverantwortliche, denn mit dieser Art der Wärmeversorgung aus (zusätzlich aufgeheiztem) Flusswasser gilt die Stadt Warendorf als einer der Vorreiter in Deutschland.
Während andere Orte mit der verbindlichen Kommunalen Wärmeplanung nicht einmal begonnen haben, ist Warendorf – wo diese verbindliche Aufgabe ebenfalls durchgeführt wird – bereits einen großen Schritt weiter. Denn gerade für den Bereich Altstadt mit rund 300 denkmalgeschützten Gebäuden, ließ sich bereits früh absehen, dass zuverlässige moderne Heizungslösungen, weg von fossilen Energien, kaum realisierbar wären. Allein die Geräuschbelastung von derart vielen Wärmepumpen würde sich unerträglich aufsummieren.
Die bereits vor dem Ukrainekrieg und den damit verbundenen absehbaren Schwierigkeiten für die Gasversorgung angegangene Lösung, entnimmt der Ems an einem Kraftwerk, das an der Beelener Straße in ungefährer Höhe des Schwimmbadparkplatzes entsteht, Wasser –zwischen 450 und 800 Liter pro Sekunde. Sie werden unter Nutzung von umweltfreundlichem und zugleich günstigem Strom auf ungefähr 80° Celsius aufgeheizt. Dabei entstehen aus 1KW/h Strom 3,57KW/h Wärme. Mit einem 16 Meter hohen und 14 Meter durchmessenden Pufferspeicher kann die notwendige Elektrizität im günstigsten Fall – der die Regel sein soll – zu jenen Zeiten eingesetzt werden, wenn der Markt negative Strompreise bietet. Die bietet der Markt in der Regel zu Zeiten niedrigen Verbrauchs, also vornehmlich nachts (und viel Wind) oder bei hoher Sonneneinstrahlung außerhalb von Spitzenzeiten. Das aufgeheizte Wasser wird über das 14 Kilometer lange, bestens isolierte Rohrnetz, dessen Verlegung jetzt begonnen hat, zu den Verbrauchern geführt und schließlich, ohne dass dies einen schädlichen Einfluss auf das Ökosystem des Flusses hätte, zurück in die Ems geleitet. Die geschätzte CO2 Einsparung soll sich auf 6.000 Tonnen pro Jahr belaufen. Damit einher geht die geringere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
Durch die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gewährte Förderung, die unter anderem eine 10-jährige Beteiligung an den Betriebskosten garantiert, kann das Projekt kostengünstig als Basis für einen weiteren Ausbau des Wärmenetzes realisiert werden. Die Präsidentin des BAFA, Dr. Mandy Pastohr, nannte das Projekt bei einem kleinen Festakt zum Baustellenstart, ein „vorbildliches Vorhaben, das die Bürger entlastet. Warendorf ist ein Vorreiter“ sagte sie und lobte den Mut, mit dem die Stadt sich auf dieses unbekannte Terrain begeben habe.
Das EmsWärme-Netz werde sich für viele Bürger zu einem echten Gamechanger entwickeln, sind sich Bürgermeister Peter Horstmann, Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich K. Butterschlot und der Technische Leiter der Björn Güldenarm sicher. Zumal der Ausbau nicht an den Grenzen der Altstadt enden soll. Kreishaus und Schulviertel sind Bereiche, deren Anschluss sich schon bald nach der jetzigen Ausbaustufe realisieren lassen könnte.
Ein Spatenstich von zukunftsweisender Bedeutung
Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich K. Butterschlot dankte allen Beteiligten – und darunter vor allem den Mitarbeitenden: „Ohne Euch wären wir nicht hier und nicht da, wo wir jetzt sind!“
Großer Bahnhof für ein bundesweites Vorzeigeprojekt
Fotos: Rieder