Digitaler Unterricht in Zeiten des Corona-Virus

Noch Glück im Unglück hatten die Abiturientinnen und Abiturienten des Gymnasium Laurentianum. Alle Vor-Abiturklausuren konnten noch regulär über die Bühne gehen. Die folgende Schulschließung aufgrund der Corona-Pandemie traf dann alle Beteiligten trotz allem überraschend. In einem sehr engen Zeitfenster, begleitet von strikten Versammlungsvorschriften, blieb kaum Zeit für persönliche, schulinterne Absprachen.

„Glück im Unglück“ galt nun auch für die folgende Zeit: Dank des 2017 initiierten Aufbaus eines schulinternen digitalen Netzwerkes und einer gemeinsamen Lehrerfortbildung des Laurentianum und des damaligen AWGs im Bereich digitaler Medien im Juli 2019 besteht heute eine funktionierende digitale Infrastruktur, auf die das Laurentianum in diesen besonderen Zeiten zurückgreifen kann. Nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer, auch alle Schülerinnen und Schüler haben hierauf Zugriff und wurden in der Vergangenheit in ihrem Umgang gecoacht.

Die Ungewissheit rund um das Abitur empfindet Schülersprecher und Abiturient Oliver Delori als besondere Belastung: „Es bestand lange Planungsunsicherheit, wann und ob die Abiturprüfungen stattfinden. Diese Ungewissheit machte es einerseits sehr schwer, einen persönlichen Lernplan aufzustellen, sie verunsichert aber auch. Darüber hinaus ist es schwer den Spannungsbogen so lange aufrecht zu halten, wenn die Schule als feste Tagesstruktur wegfällt.“ Das Laurentianum bemüht sich dennoch mithilfe seiner digitalen Austauschplattform bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen, um Lerninhalte zu kommunizieren. Schülersprecherin Mila Primke sieht dies durchaus positiv: „Das Arbeiten mit den digitalen Medien ist übersichtlich und leicht zu verstehen.“

Aber nicht nur die 240 Abiturientinnen und Abiturienten, sondern alle Schülerinnen und Schüler ab der Jahrgangsstufe 5 können mit Aufgaben und Materialien so versorgt werden.

Dabei legt die Schule besonderen Wert auf die individuellen Voraussetzungen: Nicht jede/r hat die gleichen technischen Möglichkeiten zuhause, nicht überall im Kreis gibt es schnelles Internet. Auch der Grad des selbstständigen Lernens ist in den jüngeren Altersstufen weniger selbstverständlich. So wird hier besonders die Wiederholung von Grundlagen in den Mittelpunkt gestellt, z. B. über selbst erstellte Erklärvideos von den Lehrerinnen und Lehrern. Auch kreative Aufgaben sollen das „Homeschooling“ möglichst abwechslungsreich gestalten und auch die Belastung für die Eltern, sowohl was Inhalte als auch technische Voraussetzungen anbelangt, reduzieren. Hier kann Schülersprecherin Mila Primke ihren Lehrern ein gutes Zeugnis ausstellen: „Meine Lehrer sind immer erreichbar, wenn ich Fragen habe, und bieten Hilfestellungen bei Problemfragen an.“

In den älteren Jahrgangsstufen ergeben sich natürlich etwas höhere Ansprüche. Dem versuchen die Lehrerinnen und Lehrer dadurch entgegenzukommen, indem über das Einreichen von Arbeitsergebnissen den Schülerinnen und Schülern ein passgenaues Feedback ermöglicht wird, entweder über schriftliche Rückmeldungen oder persönliche Beratung über die (Video-)Chat-Funktion. „In Physik zum Beispiel habe ich täglichen Unterricht in einer Videokonferenz bekommen, um den fehlenden Stoff nachzuholen“, so Oliver Delori. Mila Primke, selbst Schülerin der Jahrgangsstufe EF, findet: „Die Lehrer überlegen sich Aufgaben, die man meist gut lösen kann, wie z. B. das Ausfüllen von Arbeitsblättern, Beobachtungsaufgaben zu Filmdokumentationen etc.“ Gleichzeitig sieht Oliver Delori aber auch einen Prozess „in den Kinderschuhen“, der auch zukünftig noch viel Aufmerksamkeit bedarf: „Die Notenvergabe ist wegen des Datenschutzes kompliziert.“ Und Mila Primke ergänzt: „Die Umstellung auf die viel umfangreicheren ‚Hausaufgaben‘ war anfangs ziemlich schwer. Auch, dass man völlig auf sich gestellt ist, ist für jeden eine große Aufgabe. Trotzdem werden wir alle daraus lernen und etwas Positives mitnehmen.“

In einem sind sich Lehrkräfte und Schülerschaft einig: Was fehlt, ist der persönliche, zwischenmenschliche Kontakt, den auch die digitalen Medien auf Dauer nicht ersetzen können.