Dr. Gühne verstorben

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Am 17. August 2019 verstarb Dr. Ekkehard Gühne, ein ehemaliger Kollege am Mariengymnasium, der sich besonders intensiv bei der Erforschung der Schulgeschichte engagiert hat.

Herr Dr. Ekkehard Gühne wurde am 22.11.1947 in Ilsede (Niedersachsen) geboren. Nach dem Umzug der Familie nach Solingen besuchte er dort die Schule und bestand im Jahre 1966 das Abitur am dortigen Humboldtgymnasium. Während seiner Schulzeit entdeckte er seine Liebe zur klassischen Musik und erlernte das Spiel der Querflöte. Den Zivildienst leistete er am St. Josef-Stift in Sendenhorst ab, dem er zeitlebens verbunden blieb. In den Jahren 1968 bis 1973 studierte er an der Universität Münster die Fächer Deutsch, Geschichte und Philosophie. Nach Abschluss des ersten Staatsexamens begann er eine intensive wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Wirken des barocken Literatur- und Sprachtheoretikers Johann Christoph Gottsched, die er mit seiner Promotion im Jahr 1978 erfolgreich abschloss. Während dieser Zeit unterrichtete er bereits am Aufbaugymnasium Schloss Buldern in Dülmen. Nach der Promotion absolvierte er das Referendariat in Ahlen und kam danach am 1.9.1979 zum Mariengymnasium nach Warendorf.

Dr. Gühne verstand sich als klassischer Gymnasiallehrer, dem Bildung als Entfaltung der positiven Kräfte von Schülerinnen und Schülern ein Anliegen war. Gerade wegen seiner historisch-philosophischen Sichtweise stand er manchen schulpolitischen und schulischen Entwicklungen, die dem „Zeitgeist“ entsprachen, sehr kritisch gegenüber. In diesem Sinne beschäftigte er sich intensiv mit der Schulgeschichte des Mariengymnasiums und erarbeitete das Buch „Mariengymnasium Warendorf, Nachwort zu einem Jahrhundert Mädchenbildung in einer westfälischen Kleinstadt“ (Warendorf 1991). Zur Schulgeschichte der gesamten Stadt Warendorf veröffentlichte er in der „Geschichte der Stadt Warendorf“ (2000), eine umfangreiche und tiefgründige Darstellung zu diesem Thema.

Seine Hauptaufgabe waren jedoch Lehre und Arbeit an der Schule. Als Studiendirektor war er über eine lange Zeit hin Leiter der Fachschaft Deutsch. Im außerunterrichtlichen Bereich arbeitete er bei der Schulzeitschrift „Der Marienkäfer“ mit und war beteiligt an dem Aufbau eines „innerdeutschen“ Schüleraustausches, der kurz nach der Wiedervereinigung mit der 60. Oberschule in Dresden-Bühlau ins Leben gerufen wurde. Auf diese Weise sollte „zusammen wachsen, was zusammen gehört“. Seine geschichtlichen Forschungen ließen ihn das traurige Schicksal von jüdischen Schülerinnen entdecken, die die Vorläuferschule des Mariengymnasiums besucht hatten. Im Eingangsbereich des MGW erinnert heute eine Gedenktafel an diese dem national-sozialistischen Terror zum Opfer gefallenen Menschen. Seine ganz besondere Liebe galt der Musik. So war es nur folgerichtig, dass er mit Schülern und Schülerinnen des Mariengymnasiums einen Instrumentalkreis aufbaute, der lange Zeit erfolgreich zu verschiedenen Anlässen auftrat und vor allem im Tapetensaal des Hauses Klosterstraße 7 eine große Zahl von Musikliebhabern ansprach.

Nach seiner Pensionierung im Januar 2013 arbeitete er weiterhin im Heimatverein und im Kreis-Geschichtsverein Beckum-Warendorf mit und forschte zur Geschichte des jüdischen Lebens in Warendorf. Nach wie vor leitete er auch den Kammermusikkreis. Er erlag am Samstag, dem 17.8.2019, einer schweren Erkrankung, die seine letzten Jahre bestimmt hatte. Er hinterlässt seine Frau und zwei erwachsene Kinder. 

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Von Walter Schmalenstroer