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Ehrenamtlicher kennt beide Seiten der Ladentheke: Kunde und Helfer beim Warenkorb

Warendorf. Corona hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bis zur Pandemie arbeitete Matthias als Veranstaltungstechniker.  Dann kam erst die Kurzarbeit und darauf folgte seine Entlassung. „Die Branche hat sich bis heute nicht wirklich erholt“, meint der 41-Jährige, den die Arbeitslosigkeit aus der Bahn geworfen hat.

Er bezieht Bürgergeld und ist Kunde beim Warendorfer Warenkorb, eine Initiative des Caritasverbandes im Kreisdekanat Warendorf. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn der 41-Jährige ist nicht nur Kunde, sondern arbeitet auch als ehrenamtlicher Helfer beim Warenkorb mit. „Das ist schon eine Ausnahme“, unterstreicht Heiner Schoppmann, der das Team der Ehrenamtlichen leitet. Aber Matthias passe eben sehr gut in die Gruppe und sei ein sehr zuverlässiger freiwillig Engagierter.

„Wenn ich schon nehme, dann will ich auch etwas zurückgeben“, erklärt der gelernte Veranstaltungstechniker. Deswegen fragte er nach einigen Monaten, ob er auch als Kunde ehrenamtlich für den Warenkorb arbeiten könnte. Und inzwischen ist der Warendorfer an drei bis vier Tagen im Einsatz – oder zumindest abrufbereit. Vier bis fünf Stunden arbeitet er an diesen Tagen im Caritas-Team mit, holt gespendete Lebensmittel von Supermärkten ab, packt die gelieferten Waren aus den Transportern, räumt sie in die Regale und steht an Ausgabetagen hinter der Theke, um die Kundschaft zu bedienen.

„Ich freue mich, dass ich hier helfen kann. Und ich profitiere selbst davon.“ Matthias strahlt. „Ich schaffe es, pünktlich aufzustehen und meine Arbeit zu machen.“ Denn mit der Arbeitslosigkeit könne es schnell abwärts gehen, meint er. „Es fällt nicht so leicht, früh aufzustehen, wenn man für den Tag keine Aufgabe hat und man kümmert sich nicht ausreichend um die Dinge, die wichtig sind.“

Aus diesem Teufelskreis ist Matthias ausgebrochen: durch seinen Einsatz beim Warenkorb. „Jetzt habe ich wieder eine Aufgabe.“ Auch das Team ist ihm wichtig. Das sind quasi seine Kollegen, mit denen er gemeinsam in die Frühstückspause geht.

An drei Tagen der Woche ist Ausgabe im Warenkorb an der Münsterstraße 59 in Warendorf. Aktuell werden an diesen Tagen rund 300 Körbe ausgegeben. Weil oft ganze Familien versorgt werden, profitieren insgesamt etwa 850 Personen vom Warenkorb. Die Prüfung der Zugangsberechtigung erfolgt durch das Sozialamt der Stadt Warendorf. Das Angebot des Caritasverbandes ist mehr als günstig: Einzelpersonen zahlen aktuell einen Euro, Familien zwei Euro für den so genannten Warenkorb, den sie mitnehmen können. „Frischware ist ausreichend vorhanden“, sagt Teamleiter Heiner Schoppmann. Gelegentlich könnte der Warenkorb aber mehr Trockenprodukte gebrauchen – wie Nudeln, Öl oder Mehl.

 Aktuell helfen 105 Ehrenamtliche bei der Initiative des Caritasverbandes mit. Eine stattliche Zahl. „Was uns aber oft fehlt, sind Fahrer“, ergänzt Schoppmann. Männer und Frauen, die körperlich belastbar sind, würden hier gebraucht. Schließlich gehe es nicht nur darum, die Transporter zu lenken, sondern die Waren zu tragen.

Menschen, die zupacken können, sind also gefragt. Deswegen fühlt sich Matthias hier richtig gebraucht. Solange es ihm möglich ist, will er weiter mithelfen. Für ihn ist die Arbeit auch eine Art Training. Und er hofft, darüber den Absprung zu schaffen: in einen Job, bei dem er wieder sein eigenes Geld verdienen kann.

Im Team fühlt Matthias  (Mitte) sich wohl. Zusammen mit Ingrid Schultenkemper und Heiner Schoppmann, die ebenfalls ehrenamtlich für den Warenkorb arbeiten,  sortiert er die Brote. Knape ist sowohl Kunde als auch ehrenamtlicher Helfer beim Warenkorb. Foto: Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf

Frisches Gemüse ist normalerweise immer ausreichend vorhanden. Matthias sortiert die Waren. Foto: Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf

Starke Hände sind beim Ein- und Ausladen der Waren gefragt: Kalle Hinderks und Martin Jädtke machen das gerne und sind ein eingespieltes Team. Foto: Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf