
Ein ganz besonderer Erfolg im Rahmen der NRW-Landesinitiative „Kurve kriegen“ lässt nun eine Jugendsachbearbeiterin der Kreispolizeibehörde Warendorf stolz sein und zeigt, wie persönliche Interaktionen einen Unterschied machen können. „Kurve kriegen“ hat zum Ziel, die Entwicklung besonders kriminalitätsgefährdeter Kinder und junger Jugendlicher zu „Intensivtätern“ frühestmöglich zu erkennen und nachhaltig zu verhindern. Seit Juli 2021 ist das Programm innerhalb der Kreispolizeibehörde Warendorf installiert. Für diese wichtige und wertvolle Aufgabe arbeiten zwei pädagogische Fachkräfte freier Träger der Jugendhilfe (Caritas und SKM) mit den Kindern und Jugendlichen.
Jetzt honoriert das Programm einen Meilenstein eines Teilnehmers, der über die reine Aktenlage hinausgeht.
„Es ist ein tolles Gefühl, wenn die Arbeit tatsächlich sichtbare Ergebnisse liefert“, führt Kriminalhauptkommissarin Stefanie Korten, Jugendsachbearbeiterin im Kriminalkommissariat Nord der Kreispolizeibehörde Warendorf, aus. Ihre Hauptaufgabe ist es, Ermittlungsverfahren unter Beteiligung von Jugendlichen zu bearbeiten. Und genau das macht diesen Fall so besonders: ein mittlerweile 17-jähriger Jugendlicher, der seit zweieinhalb Jahren im Programm „Kurve kriegen“ begleitet wird, hat nun ein ganzes Jahr lang keine einzige Straftat mehr begangen.
„Ich hatte vor einem Jahr einen kleinen ‚Deal‘ mit ihm“, erzählt Korten mit einem Lächeln. „Ich sagte ihm: ‚Wenn ich dich ein ganzes Jahr nicht als Beschuldigten hier bei mir sehe und du es schaffst, ein Jahr straffrei zu bleiben, lade ich dich ein und überreiche dir ein kleines Präsent.‘ „
Freitag Nachmittags am 26. September war es dann soweit. Der Jugendliche war nach einer speziellen Vorladung zum „Einlösen eines Versprechens“ auf die Dienststelle gekommen. Und dies direkt nach seiner Arbeit, denn seit August diesen Jahres hat er eines seiner Ziele erreicht: einen Ausbildungsplatz.
Genau vor einem Jahr wurde der Deal per Handschlag geschlossen. Bei der Übergabe der sehnlichst erwarteten Kurve kriegen Tasse merkte man dem Jugendlichen seine Freude und seinen Stolz an. Vor allem auch darüber, dass die Kriminalbeamtin ihr Versprechen wirklich eingelöst hatte.
Korten ist sich als Kriminalbeamtin bewusst, dass dieser Erfolg nicht allein auf ihrem Deal beruht. „Aber es trägt dazu bei. Respekt und Toleranz auf beiden Seiten waren entscheidend für diese Entwicklung. Es ist so wertvoll, diese positive Veränderung zu sehen, besonders wenn man sonst oft nur mit den negativen Seiten der Jugendkriminalität zu tun hat. Solche Momente geben Hoffnung und beweisen, dass „Kurve kriegen“ eine echte Chance für diese Jugendlichen sein kann.“
Dieser Fall verdeutlicht den Erfolg des Programms: die Vernetzung zwischen den Polizeilichen Ansprechpartnern der Initiative, den Jugendsachbearbeitern in den Kommissariaten, Jugendämtern, sozialen Einrichtungen und selbstverständlich den für die Kinder und Jugendlichen zuständigen pädagogischen Fachkräften.
Für Stefanie Korten ist dies ein Zeichen dafür, dass auch kleine Gesten und gegenseitiger Respekt große Wirkung zeigen können.
von Sandra Bothe, Kriminalhauptkommissarin, Kriminalprävention/Opferschutz
Foto: Polizei