Ein Sommer mit hoher Feuergefahr: Aufmerksamkeit, Umsicht, Vorsicht und gesunder Menschenverstand können schützen

„Feuer Freigelände“ lautet das Einsatzstichwort, das den Feuerwehren in der trockenen Jahreszeit besonders häufig zu schaffen macht. Das kann das brennende Stückchen Hecke sein, die brennende Böschung, das Feld oder – schlimmer – ein Waldbrand. Aber auch das brennende Stückchen Hecke kann schnell gravierende Folgen nach sich ziehen, wenn das Feuer überspringt auf die Garage oder das Haus. „Wenn wir eintreffen, ist es dann vielleicht schon im Dachstuhl“, sagt Frank Sölken, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Warendorf.

Dasselbe gilt für das kokelnde Stück Feld am Waldrand. Schnell kann das Feuer, auch durch Funkenflug, einen ganzen Wald in Brand setzen. Dramatische Bilder aus den USA und den Mittelmeerländern, aber auch aus dem Harz oder Sauerland kennt man aus dem Fernsehen. – das Münsterland ist vor diesen Gefahren nicht gefeit. 22 gemeldete Waldbrände mit insgesamt rund 20 Hektar verbrannter Fläche hat es allein bis zum 24. April in Nordrhein-Westfalen gegeben. „Von 2018 bis 2022 hatten wir das gefühlt jeden Tag“, sagt Sölken.

Die Warendorfer Einsatzstatistik verzeichnet dieses Einsatzstichwort in 2025 bislang zwei Mal, zuletzt am Samstag, 10. Mai, in der Mittagszeit. An der Gröblinger Straße, einen Steinwurf vom Restaurant Dreibrückenhof entfernt, brannten ca. 20 Quadratmeter Hecke. Dem beherzten Eingreifen von Anwohnern, der Polizei, zufällig vorbeikommenden Kräften der Malteser und den Wehrleuten, die wegen des Einsatzes zum Standort Nord unterwegs waren, ist es zu verdanken, dass sich das Feuer nicht ausbreiten konnte.

„Auf allen Einsatzfahrzeugen der Wehr, der Polizei und der Rettungsdienste gibt es glücklicherweise Feuerlöscher“, weiß Sölken und erinnert daran, dass beispielsweise auch in vielen Heizungskellern und manchen Autos, vor allem LKWs, welche zu finden sind. Damit bringt er die Selbsthilfe ins Spiel, die zunächst einmal schneller sei, als jedes Rettungssystem.

Günter Schlöpker, Wehrführer der Warendorfer Ehrenabteilung, vermisst genau dieses Engagement. „Wenn wir früher in Warendorf auf der Leitstelle hörten, dass ein Papierkorb brennt, haben wir geraten, erst Mal einen Eimer Wasser zu nehmen – Feuer aus!“, sagt er lachend und fügt an: „Früher haben die Menschen auch mal ‘nen Gartenschlauch raus geholt, wenn’s vor der Tür war“. Seine Botschaft ist auch die des derzeitigen Wehrführers: Jeder kann, unter Beachtung des Eigenschutzes, viel für die Allgemeinheit tun. Statt der Feuerpatsche helfen beim Grasbrand auch Schippe und Schaufel, die man darüber zieht. Je schneller ein Feuer bekämpft wird, desto weniger kann es sich ausbreiten.

Trockene Böden, wenig Wasser. Trotz kurzer Regenschauer blicken alle Wehrleute mit Sorge auf den trockenen Frühling, den kommenden Sommer und den Herbst. Sie alle wünschen sich mehr Umsicht. Mit Zigarettenkippen, beim Grillen und beispielsweise beim Abstellen der Autos mit heißem Auspuff und Katalysator auf trockenem Gras. Wäre nicht nur schade um die Wiese, sondern auch um das Auto.

Wer meint, ein Feuer oder Rauchentwicklung zu beobachten, vielleicht auch zu riechen, solle IMMER zunächst unter 112 die Feuerwehr rufen. „Aber danach bitte nicht einfach wegfahren, sondern nachschauen: Wo genau ist das Feuer? Kann ich der Feuerwehr helfen, die Stelle auch gut zu finden? Ist es vielleicht ein ungefährliches Nutzfeuer? Kann ich selber schon etwas tun?“ Zehn Minuten für die Allgemeinheit aufzubringen sei sicherlich immer möglich.

Und wenn es ungefährlich ist, sei das ja keine böswillige Alarmierung, beschwichtigt der Wehrführer. Lieber zu oft, als einmal zu wenig anrufen, ist die Devise der Feuerwehren. Merksatz: Im Zweifel meldet man sich immer!

Zwar habe nicht jeder eine Multifunktionshacke oder eine echte Feuerpatsche zur Hand, aber auch mit Schaufel und Schippe könne man dem Flächenbrand zu Leibe rücken, sagt Wehrführer Frank Sölken

„Früher haben die Menschen auch mal ‘nen Gartenschlauch raus geholt, wenn’s vor der Tür war“, erinnert sich Günter Schlöpker an Zeiten mit mehr gemeinschaftlichem Engagement in der Bevölkerung.

Egal ob Feuer aus Dummheit, Fahrlässigkeit oder sogar durch Brandstiftung entstehen – je früher sie entdeckt werden, desto mehr kann gerettet und verhindert werden

Fotos. Rieder