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Erholung auf der Schnellspur: Gute Operationsvorbereitung bietet besondere Vorteile

Natürlich wirkt es zunächst einmal befremdlich, wenn ein Krankenhaus sagt, dass man durch bestimmte Operationsvor- und -nachbereitungen viel schneller gesund und entlassen werden kann. „Die wollen mich doch bloß schneller loswerden und Geld sparen“, ist dabei ein nachvollziehbarer Gedanke, den sicherlich nicht wenige Patienten haben können.

Aber stimmt das auch? Oder sind einfach die medizinischen Kenntnisse im 21. Jahrhundert so weit gediehen, dass es möglich ist, durch verbesserte vorbereitende Maßnahmen rund um Operationen, eine bessere und schnellere Gesundung der Patienten zu erzielen.

Genau so ist es. Der Grundgedanke des Fast-Track, also der Schnellspur, besteht darin, die Abläufe und Behandlungsmaßnahmen vor, aber auch während und nach der stationären Behandlung, zu optimieren. „Bei denjenigen Patienten, bei denen dies möglich und indiziert ist“, sagen Dr. Lothar Biermann, Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, und Dr. Philipp Ronstedt, der Leitende Arzt im Department Orthopädische Chirurgie, unisono. Ronstedt zielt dabei in erster Linie auf Knie- und Hüftoperationen, Biermann auf Operationen an Magen und Darm, vornehmlich wegen Krebs.

Besser vorbereitet, schonend operiert und früher mobilisiert, lautet die Devise. Während Patienten früher nach vielen Operationen erst am dritten Tag oder später auf die Beine kamen, sollen sie heute schon am ersten Tag wieder auf eigenen Füßen stehen. Der nachweisbare Erfolg macht Mut: Die Komplikationsrate durch beispielsweise Thrombosen, Herz-Kreislauf Probleme, Embolien und weiteres ist deutlich geringer. Bei schneller wieder bewegten Gelenken, wie auch bei Darmoperationen, bei denen sich ebenfalls vieles geändert hat. Patienten bekommen, wenn sie es vertragen, bereits am ersten Tag wieder etwas zu essen. Der Darm solle gar nicht ermüden, erläutert Biermann. Man wisse zudem, dass der Darm, weil er bei minimal-invasiven Operationen (die sogenannte Schlüssellochtechnik) im Bauch verbleibt und nicht auskühlt, sogar gerne wieder mit Arbeit, sprich: Verdauung, gefordert werden will. Dies verringere die Komplikationen bei Heilungsstörungen der Darmnähte und habe für den gesamten Organismus Vorteile, weil der Körper nicht anfange, an sich selbst zu zehren.

Optimale Vorbedingungen sehen beide Ärzte und auch Beate Wessel, die Case-Managerin im Darmkrebszentrum, als Grundvoraussetzung. Wichtig seien neben dem Allgemeinzustand die Blutwerte. Hat der jeweilige Patient genügend Eiweiß, ausreichend Eisen? Gerade Krebspatienten kämen oft mit bereits vorhandenen Mangelerscheinungen, die entsprechend ausgeglichen werden müssten. Am Abend vor der Operation ein hochkalorischer Saft helfe, am Folgetag nicht in Defizite zu fallen.

Wenn der Patient schnell wieder aufstehen können soll, müsse er das vorher schon lernen, erläutert Wessel. Daher informieren die Physiotherapeuten im Darmkrebszentrum, wie man bauchschonend aus dem Bett kommt. Und nicht nur das richtige Atmen will zusätzlich gelernt sein. Auch den Gebrauch der Schmerzpumpe, mit der Patienten sich selbst dosiert Schmerzmittel verabreichen können „muss man doch vorher erklären“, sagt Wessel nachdrücklich. Sie kennt von früher die Situationen, wenn die Patienten zwar die Pumpe in die Hand bekämen, aber nicht wissen, was das ist und wie man sie anwendet. „Auch nach der Entlassung muss eine angepasste ambulante Behandlung gewährleistet sein“, betont Wessel, die Fast-Track, auch ERAS genannt (Enhanced Recovery after Surgery = „beschleunigte Genesung nach chirurgischen Eingriffen“), für eine großartige Verbesserung der Patientenversorgung hält.

„Alle diese Maßnahmen können selbstverständlich nur bei Patienten angewendet werden, die dafür konstitutionell geeignet sind“, betonen die Ärzte, dass es sich immer um individuelle, patientenbezogene Entscheidungen handelt. Die Betroffenen seien allerdings dankbar dafür, dass sie schneller wieder am normalen Leben teilhaben können. Rausgeschmissen fühle sich keiner. Eher wie auf einer Überholspur.

Dr. med. Lothar Biermann (links) und Dr. med. Philipp Ronstedt sind sicher, dass die „Schnellspur“ bei vielen Patienten zu besseren Operationsergebnissen führt

Beate Wessel kennt als Case-Managerin das gesamte Prozedere der Vor- und Nachbereitungen – und die verbesserten Erfolge durch die moderne Weiterentwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse

Fotos: Rieder