Die Vereinigte Republik Tansania, das Riesenland im Osten Afrikas, gehört zu den fortschrittlicheren Ländern des Kontinents. Die Bevölkerung von derzeit rund 54 Millionen wächst rapide um über 7 Prozent pro Jahr. Das Land selbst ist überwiegend landwirtschaftlich geprägt, das Klima ist günstig, die Versorgung mit Lebensmitteln dürfte also kein Problem sein. Die Produktivität hingegen ist schlecht. Das liegt zum einen am geringen Mechanisierungsgrad und zum anderen daran, dass nach der Ernte durch Schädlinge oder Feuchtigkeit die Hälfte dessen, was schon geerntet wurde, wieder verloren geht! Aber das soll sich ändern. Das tansanische Landwirtschaftsministerium und die VETA, die Ausbildungsverwaltung im Land, wollen die Erträge verbessern. Unter anderem durch den Einsatz von mehr Landtechnik. Dazu braucht es gut ausgebildete Menschen. Und da kommt die DEULA Westfalen-Lippe ins Spiel:
Im Herbst vergangenen Jahres hat sich DEULA-Fachbereichsleiter Hendirk Rößmann ein Bild von der Ausbildungssituation in Tansania gemacht. Er hat dort auf Vermittlung des Westdeutschen Handwerkskammertages verschiedene landwirtschaftliche Musterbetriebe und Ausbildungseinrichtungen besucht. Dabei hat er sich nicht nur ein Bild von den landwirtschaftlichen Arbeitsmethoden machen können, er hat auch enge Kontakte zur VETA (Vocational Education and Training Authority), der Ausbildungsverwaltung in Tansania, knüpfen können. Aus der Analyse vor Ort hat er ein angepasstes Lehrgangskonzept zur Minderung der Nachernteverluste für Tansania erstellt. Sein Besuch wurde jetzt erwidert. Denn die duale Ausbildung in Deutschland findet auch Anklang in dem riesigen Land am Fuße des Kilimandscharo. Eine Delegation aus der Vereinigten Republik Tansania hat jetzt die DEULA Westfalen-Lippe in Warendorf besucht. Deren Motto „Lernen und Erleben“ und das damit verbundene Ausbildungskonzept sind eine interessante Alternative für die nach britischem Vorbild organisierte Schul- und Berufsausbildung im Land der Serengeti. 17 Gäste der VETA und des tansanischen Landwirtschaftsministeriums hatten sich gezielt einen Überblick über die hiesige Ausbildung in der Landwirtschaft und der Land- und Baumaschinenmechatronik verschaffen wollen. DEULA-Geschäftsführer Björn Plaas und seine Kollegen stellten die entsprechenden Fachbereiche vor. „Dabei ist uns bewusst, dass es nicht darum geht, unsere Technologie und unser Bildungszentrum als Blaupause für die tansanische Landwirtschaft zu präsentieren“, erklärte Björn Plaas. „Die Ernährung der wachsenden Bevölkerung ist erstmal das Primärziel. Basiswissen bei Aussaat, Ernte und Lagerung ist dabei genauso wichtig wie das Knowhow für Wartung und Instandhaltung der vorhandenen Maschinen.“ Hendirk Rößmann ergänzt: „Der gegenseitige Austausch und das Verständnis sind Grundvoraussetzungen, denn wir können nicht einfach unsere Konzepte übertragen. Auf der anderen Seite ist es für die Afrikaner wichtig, zu sehen, wie die Ausbildung hier in Deutschland tatsächlich umgesetzt wird. Das reine Konzept hilft da nicht!“ Angeführt wurde die Delegation von Vertretern des Westdeutschen Handwerkskammertages. Hermann Röder, der ehemalige Geschäftsführer der Zentralstelle für Weiterbildung des WHKT und der „Langzeitexperte“ für die westafrikanische Republik, Hans Jürgen Klein, hatten die Reise organisiert. Schwerpunkt des Interesses der afrikanischen Besucher war die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung, sowohl an der
DEULA, wie auch an der Handwerkskammer und in den Betrieben. Unter dem Zeichen der dualen Ausbildung standen auch die anschließenden Gespräche in der Handwerkskammer Münster sowie am nächsten Tag bei den Unternehmen Krone in Spelle und Riela in Hörstel, wobei Riela sich technisch besonders in Afrika engagiert. Für die DEULA sind die nächsten Schritte bereits geplant: Hendirk Rößmann wird im April zu seinem nächsten Einsatz in Tansania aufbrechen, um den geplanten Lehrgang in die Tat umzusetzen. Weitere Einsätze mit dem Ziel, das System ohne Hilfe aus Deutschland vor Ort zu etablieren, sind geplant.
Hochkarätige Delegation aus Tansania, angeführt von DEULA-Fachbereichsleiter Hendirk Rößmann (2. v. r.)
Über die DEULA
Wir sind ein modernes Bildungszentrum für die Jugend- und Erwachsenenbildung im Kreis Warendorf und eine der bedeutendsten überregional tätigen Einrichtungen im agrartechnischen Bereich. Neben der überbetrieblichen Ausbildung und der beruflichen Weiterbildung führen wir Qualifizierungen und Umschulungen sowie berufsorientierende und berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen durch. Unser Leistungsspektrum umfasst mehr als 100 Bildungsangebote, vom 1-tägigen Seminar bis zur mehrjährigen Umschulung.