Fachkräfteeinwanderung im Fokus: „Runder Tisch“ bei der Firma Taflan in Warendorf

Diskutierten gemeinsam über die Möglichkeiten des Bürokratieabbaus bei der Gewinnung von ausländischen Fachkräften (v.l.): Christian König, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster, Carsten Schmedt, Sachgebietsleiter Ausländerbehörde des Kreises Warendorf, Regina Höppner, Dezernentin für Bürgerdienste der Stadt Warendorf, Iris Blume, Leiterin des Sozialamts der Stadt Warendorf, Dr. Karsten Felske, Geschäftsführer der Handwerkskammer Münster, Bundestagsabgeordneter Bernhard Daldrup, Hasan Taflan, Elif Kandemir (Firma Taflan), der stellvertretende Landrat Franz-Ludwig Blömker und der Warendorfer Bürgermeister Peter Horstmann.  (Foto: Wahlkreisbüro des Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup)

 

Fachkräfteeinwanderung im Fokus: „Runder Tisch“ bei der Firma Taflan in Warendorf

„Passen der politische Wille und die bürokratische Realität zusammen?“

Bürokratie und Fachkräfte, das sind die zentralen Themen in nahezu allen Gesprächen, nicht nur mit Unternehmen. Als dies auch ein Thema beim Besuch der Firma Taflan des SPD-Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup in Warendorf war, ist daraus eine ungewöhnliche Initiative geworden. Daldrup holte „einfach alle an einen Tisch“, um konkret darüber zu sprechen, wo der Schuh drückt.

„Es ist großartig, dass alle Beteiligten sofort mitgemacht haben“, berichtet der Abgeordnete. Und so saßen Unternehmen, Handwerkskammer, Ausländerbehörde, Arbeitsagentur und Stadtverwaltung am runden Tisch der Firma Taflan, um ganz konkret über Herausforderungen und Chancen der Fachkräfteeinwanderung zu sprechen und nach Lösungen zu suchen.

Ausländische Qualifikationen anerkennen – hohe Erwartungen an Fachkräfteeinwanderungsgesetz

Mehr Tempo und weniger Bürokratie standen im Zentrum der Frage nach einer schnelleren, digitaleren und familienfreundlicheren Gestaltung der Prozesse zur Fachkräfteeinwanderung. Moderiert von Bernhard Daldrup berichtete Personalmanagerin Elif Kandemir von den Herausforderungen, die dem Unternehmen Taflan bei der Gewinnung von Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern begegnen. Schritt für Schritt erläuterte sie fachkundig, mit welchen bürokratischen Problemen sich das Unternehmen bei den verschiedenen Einrichtungen konfrontiert sieht.

Hasan Taflan, Inhaber der Taflan GmbH, betonte die Bedeutung ausländischer Fachkräfte und machte deutlich, dass die eigenen Bemühungen im Anwerbungsprozess gegen die bürokratischen Hürden auf behördlicher Seite oft nicht ankommen. „Wir wünschen uns eine bessere und schnellere Zusammenarbeit zwischen und mit den Behörden.“ Innerhalb des Unternehmens gebe es bereits zahlreiche Mikro-Lösungsansätze zur Anwerbung und Integration.

Dr. Karsten Felske von der Handwerkskammer Münster verwies auf gesetzliche Regelung ebenso auf die Handwerksordnung. Natürlich habe die Kammer auch Qualitätsansprüche an Fachkräfte und müsse dementsprechend auf die unterschiedlichen Qualifikationen eingehen, die bei einer Vielzahl von Ländern sehr unterschiedlich seien.

Dennoch bekundete Hasan Taflan sein Unverständnis darüber, dass beispielsweise türkische Berufsabschlüsse und nachgewiesene Fachpraxis in Deutschland nicht oder nur schleppend anerkannt werden.

Bernhard Daldrup wies auf das kürzlich verabschiedete Fachkräfteeinwanderungsgesetz hin, mit dem tatsächliche Erleichterungen geschaffen werden, die auch konstruktiv aufgenommen werden müssen. Darin werde klar geregelt, welche Erleichterungen für die Anerkennung von Qualifikationen ermöglicht werden. Der damit verbundene Bürokratieabbau müsse unterstützt und nicht mit Hinweis auf Regelungslücken verlangsamt werden. „Sonst schaffen wir es nie mit dem Bürokratieabbau“, so der Abgeordnete. Die Vorhaben des Gesetzes, das Prozesse beschleunigen und Bürokratie abbauen soll, werden von allen Seiten begrüßt und die Umsetzung mit Spannung erwartet.

Flexible Möglichkeiten der Integration als Schlüssel zum Erfolg

Carsten Schmedt erläuterte, wie die Ausländerbehörde des Kreises in den Prozess eingebunden ist. Einerseits werden die Möglichkeiten, Geflüchteten die Arbeitsaufnahme zu erleichtern begrüßt, andererseits sei natürlich auch der Spracherwerb notwendig für eine gelungene Integration. Beides zu realisieren gestalte sich durchaus schwierig, da auch die Träger der Sprachkurse nur noch mehr Kurse anbieten können, wenn auch mehr Lehrpersonal vorhanden ist.  Die Visabearbeitung im Rahmen der Fachkräftezuwanderung durch die Botschaften und die in Nordrhein-Westfalen zuständige Zentralstelle für Fachkräfteeinwanderung (ZFE) führt aktuell ebenfalls zu Verzögerungen. In die gleiche Richtung gingen die Argumente von Christian König seitens der Arbeitsagentur, die die Notwendigkeit zur besseren Fachkräftesicherung auch aus dem Ausland für unverzichtbar hält, um die sich verschärfende Fachkräftelücke zu schließen.

Haben die angeworbenen Fachkräfte die Antragsverfahren durchlaufen und können bei der Firma Taflan anfangen, ist der Prozess seitens des Unternehmens noch lange nicht beendet. Die Firma kümmert sich um Unterkunft, Teilnahme an Sprachkursen und hilft beim Gang zum Rathaus.

Auch hier ist die Sprache eine große Barriere, dabei scheitert es auf kommunaler Seite nicht am Willen als vielmehr am notwendigen Personal für beispielsweise Sprachkurse, verdeutliche Bürgermeister Peter Horstmann, der seine Unterstützung betonte. Ein engerer Austausch mit dem Integrationsmanagement vor Ort und im Kreis wurde gemeinsam mit der Leiterin des Sozialamts, Iris Blume vereinbart.

Für wirkungsvolle Fachkräftestrategie an einem Strang ziehen

Klar ist für alle Beteiligten, dass eine wirkungsvolle Fachkräftestrategie unverzichtbar ist. „Dafür müssen mehr Weichen gestellt werden und alle Beteiligten an einem Strang ziehen“, so Daldrup. Er bat die Beteiligten, ihm als Abgeordneten Erfahrungen und Schnittstellen mitzuteilen, die er gerne mit dem zuständigen  Arbeitsministerium klären wolle.

Bürokratie, auch das hat das Gespräch bestätigt, entsteht auf vielen Ebenen und hat Gründe, die nicht immer beiseite geschoben werden können. Allerdings, so der Abgeordnete, müsse man bei der Forderung nach Bürokratieabbau gegenüber dem Staat auch die eigenen Möglichkeiten nutzen und eventuelle Hürden überwinden. „Vor allem will ich mich bei allen Beteiligten herzlich bedanken“, so Bernhard Daldrup abschließend, zeige die Teilnahme doch, dass die Bereitschaft der verschiedenen Stellen zur Unterstützung der Fachkräfteeinwanderung und schlanker Verfahren konkret vorhanden ist.