Handwerk hofft auf Wirtschaftsimpulse

Zu hohe Energiekosten, zu großer Bürokratieaufwand sowie große Verbraucher-Verunsicherung durch Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen: Das sind nur einige der Probleme, unter denen die Handwerkswirtschaft im Kreis Warendorf am Ende des Jahres 2024 leidet. „Auch wenn die Lage im Handwerk im Gegensatz zu einigen Industriesparten im Grunde genommen noch zufriedenstellend ist, setzen wir spätestens mit dem Amtsantritt einer neuen Bundesregierung doch auf spürbare wirtschaftliche Impulse auch für die heimische Region“, sagt Kreishandwerksmeister Heinz-Bernd Lohmann. Denn auch im heimischen Handwerk seien Verunsicherungen verbunden mit Investitionsverzicht deutlich wahrnehmbar.

„Der Maschinenbau leidet unter sinkender Auslandsnachfrage, die Bau- und Ausbaugewerbe leiden unter Auftragsmangel und unter zu hohen Baukosten, die durch zu hohe Standards mitverursacht werden“, nennt Frank Tischner nur einige Gewerke, die im Rückblick auf 2024 Sorgen bereitet haben. Auch im Bereich der Lebensmittel-Handwerke sei die Situation keineswegs rosig“, so der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf: „Die Zahl der Betreibe sinkt weiter. Gründe dafür sind die Konkurrenz durch Discounter-Billigangebote und oftmals auch die erfolglose Suche nach Nachfolgern.“ Groß ist die Konkurrenzsituation auch bei den Friseuren: „Hier beobachten wir zudem vermehrt Schwarzarbeits-Fälle.“

Besser sei die aktuelle Lage beispielsweise in der Elektro-Branche, die auch aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung gut zu tun habe. Durchwachsen hingegen präsentiere sich die Situation in der Kfz-Branche. „Die Werkstätten sind gut ausgelastet. Auch, weil die Fahrzeuge auf unseren Straßen immer älter werden.“ Beim Verkauf von neufahrzeugen sei große Zurückhaltung spürbar, maßgeblich verursacht durch die große Verunsicherung der Verbraucher. „Viele warten ab, ob es doch wieder Förderungen für E-Autos geben wird“, weiß Tischner. Mit Blick auf das Tischler-Handwerk ist die Lage ambivalent. „Zum einen scheint sich die Konjunktur weiter abzukühlen, darauf deutet ein deutlicher Rückgang der Auftragsreichweite hin. Allerdings bewegt sich das Gewerk diesbezüglich nach wie vor einem sehr hohen Niveau. Andererseits wird die aktuelle Geschäftslage noch überwiegend positiv eingeschätzt – auch wenn die Prognose zur zukünftigen Entwicklung zurückhaltend ist“, so Tischlermeister und Kreishandwerksmeister Lohmann.

Klare Rahmenbedingungen, Impulse für die Wirtschaft und nicht zuletzt auch ein endlich spürbarer und wirksamer Bürokratieabbau: Das sind die Wünsche, mit denen das Handwerk ins kommende Jahr geht. „Alles das sind Dinge, die eine neue Bundesregierung – in welcher Farbkombination auch immer – dringend angehen muss“, sind sich Heinz-Bernd Lohmann und Frank Tischner einig. Einen drohenden Stillstand und ein politisches Vakuum gelte es unbedingt zu verhindern. „Es ist wichtig, dass die Konjunktur schnellstmöglich wieder an Fahrt aufnimmt. Dies gilt für das Handwerk, aber auch für den Exportbereich, in dem viele Handwerksbetriebe indirekt oder direkt tätig sind.“

v.l. Kreishandwerksmeister Heinz-Bernd Lohmann und Hauptgeschäftsführer Frank Tischner.

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