Immer Action für Elefantenjunge Yaro – Elefantennachwuchs im Zoo Osnabrück entwickelt sich prächtig

Foto: Zoo Osnabrück

Der im Dezember 2020 geborene Elefantenjunge Yaro im Zoo Osnabrück ist ein Energiepaket: Immer aktiv und immer mutiger entdeckt er seine Umgebung und fordert die älteren Geschwister heraus. Derweil liegt das Untersuchungsergebnis für den im Februar 2021 verstorbenen zweiten Elefantennachwuchs vor.

„Yaro ist wirklich klasse, er hat so viel Energie und wird immer mutiger“, berichtet Nils Schröer, Tierpfleger im Elefantenhaus im Zoo Osnabrück. „Inzwischen läuft er ganz alleine im Elefantenhaus herum. Wenn es nach draußen geht, wird ihm die Gesellschaft seiner Mutter Douanita schnell zu langweilig und er läuft mit Schwester Sita oder Bruder Minh-Tan umher. Seinen größeren Bruder fordert er auch gerne zum Spielen heraus und provoziert ihn sogar manchmal.“ Yaro, Sohn von Douanita und Elefantenbulle Luka, kam am 21. Dezember 2020 als erster in Osnabrück gezeugter Elefantennachwuchs zur Welt und hält seitdem die Elefantengruppe auf Trab. „Inzwischen zeigt er Interesse am medizinischen Training und versucht mit seinem Rüssel den sogenannten Zielstab zu berühren, wenn wir mit Douanita auf freiwilliger Basis für medizinische Untersuchungen üben. Die Pellets, die wir zur Belohnung geben, hebt Yaro bereits auf und steckt sie sich in sein Maul. Er lutscht allerdings nur darauf rum, die Hälfte landet meistens wieder auf dem Boden“, lacht Schröer. Wird es Yaro zu langweilig, hat der Schlawiner bereits seine Methoden, um Aufmerksamkeit zu bekommen: „Wenn wir mit Douanita Fußpflege machen und Yaro das zu langweilig wird, rennt er weg und schreit ganz laut. Dann geht seine Mutter ihm natürlich sofort nach. Inzwischen hat sie die Taktik allerdings durchschaut und bleibt gelassen“, berichtet der Tierpfleger. Im Vergleich zu dem etwa 3,5 Jahre alten Jungbullen Minh-Tan fällt Schröer auf, dass Yaro sehr viel weniger schläft: „Er sucht wirklich immer nach Action. Wenn er dann nachts schläft, legt er sich häufig zu seiner Halbschwester Sita – und zwar gerne so, dass sie Rücken an Rücken auf dem Sandhaufen liegen. Er ist dann sehr kuschelig und sucht ihre Nähe.“

Pathologischer Bericht bestätigt Entscheidung

Während Yaro sich sehr gut entwickelt, ist inzwischen das Untersuchungsergebnis aus der Pathologie der Tierärztlichen Hochschule in Hannover zum zweiten, im Februar verstorbenen Elefantennachwuchs eingetroffen. Es bestätigt, dass das Team damals die richtige, wenn auch sehr schwere Entscheidung getroffen hatte, den kleinen Bullen fünf Tage nach der Geburt zu erlösen. Zootierarzt Thomas Scheibe berichtet: „Das Jungtier wollte partout nicht bei seiner Mutter trinken und suchte auch keinen Kontakt zu ihr. Das pathologische Ergebnis zeigt, dass das Tier nach den fünf Tagen schon sehr stark geschwächt und das Immunsystem sehr fragil war sowie, dass sich Entzündungen entwickelt hatten.“ Der Befund mache deutlich, dass es fraglich gewesen wäre, wie lange das Tier noch überlebt hätte. Damit ein Tier nicht unnötig weiter leidet, sei es wichtig, dann der Verantwortung nachzukommen, ergänzt der Tierarzt. Einen genaueren Hinweis darauf, warum der Nachwuchs nicht bei seiner Mutter trinken wollte und sich auch nicht für die anderen Artgenossen interessierte, zeigte die Pathologie allerdings nicht. „Die anderen Elefanten hatten sich auch nicht um ihn gekümmert, was sehr ungewöhnlich ist. Normalerweise wird das Jungtier sofort umstellt und beschützt. Aber hier war nichts dergleichen zu beobachten – auch wenn Mutter Sita nach und nach eine Bindung zu ihrem Erstgeborenen entwickelte und ihn trinken lassen wollte.“ In den fünf Tagen nach der Geburt am 11. Februar kämpfte das Zooteam um das Überleben des Kleinen und versuchte mit allen Mitteln es zum Trinken bei seiner Mutter zu bewegen. Dabei unterstützten auch Elefantenexperten aus anderen Zoos. „Leider kann man bei Elefanten die Muttermilch nicht abpumpen und gleichzeitig haben Asiatische Elefantenkinder, die von Anfang an mit der Flasche und Ersatzmilch großgezogen wurden, bislang nie überlebt. Dieses Leiden wollten wir dem Kleinen ersparen. Auch das Veterinäramt versteht diese Entscheidung“, berichtet Scheibe.

Elefantenkuh Sita, Mutter des zweiten Jungtieres, geht es wieder gut. Ihr war der Verlust in den ersten Tagen anzumerken, da sie ruhiger war als sonst. Doch inzwischen ist sie wieder fester Teil der Elefantengruppe und kümmert sich viel um Jungtier Yaro. Und dieser genießt die Nähe zu seiner Halbschwester sichtlich. Im Zoo Osnabrück leben fünf Elefanten: Elefantenbulle Luka (47 J.), Kühe Douanita (34 J.) und Sita (8 J.) sowie die Jungbullen Minh-Tan (3,5 J.) und Yaro (3 Monate).

Foto: Zoo Osnabrück
Wissenswertes zu Asiatischen Elefanten (Elephas maximus)

Asiatische Elefanten sind etwas kleiner als Afrikanische, erreichen aber trotzdem eine Körpergröße von bis zu drei Metern und ein Gewicht von bis zu sechs Tonnen. Sie sind die größten Landsäugetiere Asiens. Asiatische Elefanten ernähren sich von Ästen, Blättern, Baumrinden, Wurzeln, Früchten und Gräsern und benötigen täglichen Zugang zu Wasser. Sie leben überwiegend in Regenwäldern und immergrünen Laubwäldern. Die Schwangerschaft eines Asiatischen Elefanten dauert fast zwei Jahre und ist eine der längsten im Tierreich. Das Junge kommt meist mit etwa 100 Kilogramm Körpergewicht auf die Welt. Der Zyklus von Elefantenkühen dauert rund 3 bis 4 Monate, die Oestrus-Phase nur maximal vier Tage. Kälber sind bei der Geburt voll entwickelt. Die Dickhäuter leben in Herden, bestehend aus Weibchen zusammen mit ihrem Nachwuchs. Ältere Bullen leben als Einzelgänger, junge hingegen in Junggesellengruppen. Von der Weltnaturschutzorganisation IUCN wird der Asiatische Elefant als „stark gefährdet“ eingestuft, da der Mensch ihm seinen Lebensraum nimmt. In der Natur leben nur noch kleine, isolierte Gruppen.