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James Culshaw – mehr als ein Assistent

„Fremdsprachenassistentinnen und Fremdsprachenassistenten (FSA) sind Germanistikstudierende aus dem Ausland. Über einen Zeitraum von acht bis neun Monaten assistieren sie bis zu 12 Stunden wöchentlich im Unterricht und bereichern und beleben diesen als junge, motivierte und landeskundlich versierte Muttersprachlerinnen und Muttersprachler“, heißt es auf der Website des Schulministeriums. Auf James Culshaw aus Peebles trifft dies in besonderem Maße zu.

James Culshaw, Fremdsprachenassistent des Mariengymnasiums Warendorf, ist Mitglied der Erich Maria Remarque-Gesellschaft e.V.. Er besuchte das Grab des Schriftstellers im Süden der Schweiz, in der Gemeinde Ronco sopra Ascona am Nordufer des Lago Maggiore. Dafür reiste er über den Zwergstaat Liechtenstein, viele hunderte Kilometer von Warendorf entfernt. Jetzt hat er das Mariengymnasium Warendorf am Ende seiner Assistenzzeit verlassen und ist in seine schottische Heimat zurückgekehrt.

Die Reise auf den Spuren des weltbekannten Schriftstellers beweist, dass James Culshaw mehr gewesen ist als ein gewöhnlicher Assistent an der Schule. Hatte er nicht sein aus einem Feuer an seiner Heimatschule gerettetes Exemplar des Kriegsromans „Im Westen nichts Neues“ als Gruß an den Autor vor dessen Grab gelegt? Schon vor dem Oscar-Regen für den gleichnamigen Film ist Erich Maria Remarques Bestseller am Mariengymnasium daher in aller Munde gewesen, dank James Culshaw.

Auf vielfache Weise gewann der junge Schotte mehr Herzen, als ihm selbst bewusst gewesen ist. „Er kannte sich in der Literatur, der Kultur und Geographie Deutschlands und Europas besser aus als mancher von uns!“, erinnert sich Geographielehrer Thomas Paus an den kenntnisreichen Assistenten. „In den Pausen hat er sich mit meinem Leistungskurs oft über die deutsche Jugendsprache unterhalten, über die umgangssprachlichen Dauerbrenner ‚Digga‘ und ‚Alter‘ zum Beispiel“, weiß Englischlehrerin Nina Schlösser zu berichten: „Und bei jeder erkennbaren Möglichkeit hat er betont, wie wenig er von der in Deutschland so beliebten britischen Monarchie hält.“

Was aber nicht bedeutete, dass er das Brauchtum der Heimat im Allgemeinen kritisch betrachtete. Vom Gegenteil konnte sich jeder überzeugen, wenn der Fremdsprachenassistent des Mariengymnasiums mit weit ausgreifenden Schritten einen schottischen Tanz vorführte, wenn er erzählte, wie bei ihm zuhause Weihnachten gefeiert wird. Dann werde es sehr gemütlich: „Man stellt ein Schild in den Garten, um dem Weihnachtsmann den Weg zu weisen, oder er kommt direkt durch den Kamin“, berichtete er drei Schülerinnen der Klasse 6B im vergangenen Advent.

James Culshaw war ein beredter Gewährsmann in vielem – wenn es um die Unterschiede zwischen den schottischen Varianten und der Standardsprache im Englischen ging, um die Vorbereitung von mündlichen Prüfungen im Fach. Mit allen Schülerinnen und Schülern des Grundkurses Englisch des Abschlussjahrganges Q2 simulierte er erfolgreiche Bewerbungsgespräche im englischsprachigen Ausland. Ob Erntehelfer in Australien, Kellner in der Walt Disney World Florida oder Ferienbetreuer in Südafrika: „James hat allen Bewerbern auf den Zahn gefühlt und jedem schließlich einen Job gegeben!“, erinnert sich Englischlehrerin Jana Oberrecht.

James Culshaw war mehr als ein Assistent. Das Mariengymnasium Warendorf wird ihn in bester Erinnerung behalten.

Von Gerold Paul

Sein aus einem Feuer an seiner Heimatschule gerettetes Exemplar des Kriegsromans „Im Westen nichts Neues“ legte der Assistent des MGW als Gruß an den Autor vor dessen Grab ab.

James Culshaw hat dem Mariengymnasium ein Foto geschickt, das ihn vor Edinburgh Castle und damit wieder auf heimischem Boden zeigt.

Fotos: MGW