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Kreishandwerkerschaft will freiwilliges Handwerksjahr auch in Nordrhein-Westfalen

Kreis Warendorf. Innerhalb eines Jahres bis zu vier verschiedene Handwerks-Berufe kennenlernen, dabei Erfahrungen in der Berufswelt sammeln und bestenfalls auch noch den Traumjob finden: Das ist die Idee des freiwilligen Handwerksjahres, das die Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf zusammen mit den übrigen 33 Kreishandwerkerschaften im Landesverband der Kreishandwerkerschaften auch in NRW eingeführt sehen möchte. 

„Das freiwillige Handwerksjahr ist als Pilotprojekt der Handwerkskammer Lübeck im vergangenen Juli gestartet und ist dort sehr gut angelaufen“, weiß Frank Tischner. Aber auch die Resonanz aus den heimischen Handwerksunternehmen ermutigt Tischner als Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Steinfurt Warendorf und Präsidiumsmitglied des Landesverbandes der Kreishandwerkerschaften NRW, das Projekt in NRW voranzutreiben. „Das freiwillige Handwerksjahr ist für Jugendliche eine tolle Chance, bis zu vier Handwerksberufe kennenzulernen und Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln“, ist beispielsweise Christopher Zumbült sicher. Immer wieder hat der Inhaber eines Autohauses in Beckum beobachtet, dass während eines kurzen Praktikums nur einige Aspekte der vielseitigen Ausbildungsberufe demonstriert und erlebt werden können. „Das wäre bei einem freiwilligen Handwerksjahr anders“, unterstreicht Zumbült. Gleichzeitig erhofft er sich durch das Projekt, junge Menschen für das Handwerk begeistern zu können, die nach dem Schulbesuch noch keine genaue Vorstellung davon haben, wohin ihr beruflicher Weg führen soll. Dass das Handwerk da „Plan A“ sein kann, ist für Zumbült keine Frage. „Wir bieten Jugendlichen viele Chancen und das Ende der Karriereleiter ist mit der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung keinesfalls erreicht“, verweist er auf die Weiterqualifikationsmöglichkeiten zum Handwerksmeister und die Chance, anschließend auch den Schritt in die unternehmerische Selbständigkeit wagen zu können.

Aber nicht nur für die teilnehmenden Jugendlichen hat das „freiwillige Handwerksjahr“ einen hohen Nutzen, ist Frank Tischner überzeugt: „Auch gesellschaftlich wäre es wertvoll, denn es trägt zur Förderung der Wertschätzung handwerklicher Berufe in der Gesellschaft bei und es eröffnet Jugendlichen vielfältige Chancen, die Zukunft aktiv zu gestalten – sei es durch die Energiewende, innovative Technologien oder auch durch die Möglichkeit, einen der vielen Handwerksbetriebe als selbständige Unternehmerin oder Unternehmer zu übernehmen.“

Um das freiwillige Handwerksjahr auch in NRW Realität werden zu lassen, braucht es die Unterstützung der Politik. „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen analog zu den Regelungen für ein freiwilliges soziales Jahr geschaffen werden“, verweist Frank Tischner beispielsweise auf Themenfelder wie Unfallversicherung, Krankenversicherung oder Kindergeld. Gleichzeitig benötigt es für die die erfolgreiche Umsetzung eines „freiwilligen Handwerksjahres“ Koordinatoren, die in den Regionen, also bei den Kreishandwerkerschaften und/oder Handwerkskammern, als Ansprechpartner und umfangreicher Organisator für interessierte Jugendliche und Betriebe fungieren und Vermittlungsaufgaben übernehmen sollen. „Wir werden hierzu das Gespräch mit den Landtagsabgeordneten suchen und hoffen auf Unterstützung, um den Jugendlichen auch in Nordrhein-Westfalen zukünftig ein freiwilliges Handwerksjahr als besondere Form der Berufsorientierung anbieten zu können.

Hoffen auf das „freiwillige Handwerksjahr“ auch in NRW: v.l. Christopher Zumbült und Frank Tischner. (Foto: KH)